Ludwigshafen Nehmerqualitäten gefragt

Uwe Stöver, Sportchef des 1. FC Kaiserslautern, musste beim Fantreffen viel Kritik einstecken. Doch am Ende übten alle den Schul
Uwe Stöver, Sportchef des 1. FC Kaiserslautern, musste beim Fantreffen viel Kritik einstecken. Doch am Ende übten alle den Schulterschluss.

«Hessheim.» In schlechten Zeiten zeigt sich der Charakter eines Menschen – heißt es. Vor diesem Hintergrund muss man vor Uwe Stöver den Hut ziehen. Drei Tage vor dem „Abstiegsendspiel“ des 1. FC Kaiserslautern gegen den 1. FC Nürnberg stellte sich der FCK-Sportdirektor im Klubhaus des ASV Heßheim den zum Teil sehr kritischen Fragen der Fans der Roten Teufel. Das war kein leichter Gang, den Stöver jedoch bravourös meisterte.

Es hätte sicher ein paar gute Argumente für Stöver gegeben, das Treffen mit den Fans kurzfristig abzusagen. Angesichts der sportlich schwierigen Lage für den FCK hätten die Anhänger mehrheitlich Verständnis aufgebracht, wenn der Sportchef der Einladung des Fanbeirats der Fanregion Ludwigshafen, Neustadt, Bergstraße nicht gefolgt wäre oder um eine Verschiebung gebeten hätte. Doch das kam für Stöver nicht infrage, pünktlich auf die Minute erschien der Mann, um sich die Sorgen der Anhänger anzuhören. „Versprochen ist versprochen, man muss in guten wie in schlechten Zeiten für den Verein unterwegs sein“, sagte der 50-Jährige. Am Ende der zwei Stunden, die sich Stöver für die etwa 40 Anhänger Zeit nahm, war der Sportdirektor ruhig und wirkte dankbar für den Austausch mit den Menschen, die am Sonntag gegen Nürnberg mithelfen sollen, dass die Lauterer nicht in die Abstiegsrelegation müssen. Zu Beginn der Fragerunde war hingegen noch nicht absehbar, dass das Ende harmonisch sein würde. Die Diskussion, die sich mit jeder Minute versachlichen sollte, startete mit einer Wutrede. Ein treuer FCK-Anhänger entlud seinen Frust über dem Sportchef: „So Uwe, du hast die Mannschaft zusammengestellt. Dieses Team ist blutleer. Wir können verlieren, aber ich muss dabei doch zumindest Kampf sehen. Ich bin ein langjähriger Fan, aber ich gehe mit meiner Frau am Sonntag lieber auf ein Weinfest, ich kann mir das auf dem Betzenberg nicht mehr angucken.“ Die Kritik hagelte auf Stöver ein, Satz für Satz musste er einstecken wie ein Boxer die Schläge seines Gegners. Doch der Sportchef des FCK ging nicht zu Boden. Stöver zeigte Nehmerqualitäten und gab den Fans in Teilen Recht. „Ich bin auch unzufrieden, ich bin auch sauer“, entgegnete er mit Blick auf die Leistungen der Profis. Anschließend entwickelte er Verständnis beim Anhang für die schwierige Lage, in der der Klub strukturell und die Mannschaft im Moment stecken. Von Minute zu Minute fanden Sportchef und Anhang näher zueinander. Letztlich übten sie den verbalen Schulterschluss. „Wir sollten die Mannschaft bis zum letzten Tag voll unterstützen, danach ziehen wir ein Fazit“, sagte Stöver – und 40 Personen im Raum stimmten ihm zu. Der Fan, der zu Beginn angekündigt hatte, am Sonntag mit seiner Frau auf ein Weinfest zu gehen, wurde auch noch bekehrt. Andere Anhänger forderten ihn schließlich auf, mitsamt der Gattin den Betzenberg einem Weinfest vorzuziehen. „Alla guud, isch nemm sie mit.“

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