Ludwigshafen Mehr Komplimente als Kritik

Als Erster in einem der beiden RHEINPFALZ-Strandkörbe am Gasthaus „Andechser“ nahm Gastronom Marcus Endlich Platz. Der 38-Jährige war ohnehin früh auf den Beinen. Sohn Marlon (7) musste als Zweitklässler für die Abc-Schützen der Karl-Kreuther-Schule ein Stück aufführen. „Er war sehr aufgeregt.“ Durchaus aufregend findet der Papa den Baufortschritt am noch grauen, weil bisher nicht begrünten Bürgerhof, an den er gute Erinnerungen hat. Bei den Stadtfesten 2011/12 hat der Oggersheimer an der RPR-Bühne ausgeschenkt. „Das war toll und brechend voll, die Atmosphäre super.“ Eine ähnliche Resonanz erhofft er sich vom 17. bis 19. Oktober bei der Einweihungsfeier vor dem Abschluss der Sanierung – mit Live-Musik und einem Weißwurstfrühstück sonntags. So ließe sich für ihn das laue Sommergeschäft im Willersinn-Freibad besser verdauen, wo Endlich ein Bistro betreibt. Sein Kommentar zum vom Wetter verhagelten Umsatz: „Katastrophal.“ (ier) „Traurig“ findet auch Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) den zu Ende gehenden Sommer, den sie sich zuletzt mit einem verlängerten Wochenende in der Provence samt Abstecher in Europas vorjähriger Kulturhauptstadt Marseille versüßt hat. „Wahnsinnig schön“ findet sie die südliche Perle Frankreichs. „Sehr glücklich“ ist sie mit dem Resultat der Arbeiten im Bürgerhof. „Der Platz ist sehr hell und bringt der Innenstadt eine Qualitätssteigerung“, ist die 58-Jährige überzeugt. Eine Aufwertung soll auch der Berliner Platz erfahren, wenn der Ersatz für die dem Abriss geweihte „Tortenschachtel“ erst mal steht. Mögliche Nachfolge-Modelle dreier Architekturbüros für das ehemalige Kaufhaus wird Investor Günther Tetzner dem Hauptausschuss am Montag höchstpersönlich erläutern. Die Vorschläge seien „sehr unterschiedlich und sehr interessant“. Nur eines der angedachten Gebäude würde das jetzige überragen – mehr verrät Lohse nicht. Der siegreiche Entwurf soll dann auf der Immobilienmesse Expo Real präsentiert werden. Am 6. Oktober bereist Lohse daher die nächste Perle im Süden – München. Rein beruflich natürlich. (ier) Sein beruflicher Weg hat Bernd Laubisch weit über die Grenzen Europas hinaus geführt – von Miami bis Buenos Aires. Lange war der stellvertretende Süd-Ortsvorsteher für eine Schweizer Spezialfirma im Einsatz, die weltweit Freizeitparks aufbaut. „Argentinien“, antwortet der gelernte Diplom-Ingenieur spontan, auf sein Lieblingsland angesprochen. „Weil das Leben dort erst abends beginnt.“ Seinem früheren Job ist er bis heute verbunden. Der 68-jährige Sozialdemokrat betreibt die Gondoletta im Mannheimer Luisenpark. Natürlich ist auch ihm daran gelegen, dass der Bürgerhof zu einem zentralen Treffpunkt wird. Für Schachspieler ist er das längst. Seit den Bauarbeiten sind die Freiluftfelder allerdings gesperrt, wie Bodo Büttner (75) moniert, der aus Böhl-Iggelheim angereist war. „Die könnten längst wieder freigegeben werden.“ Laubisch versprach, sich darum zu kümmern – wir sind gespannt auf seinen Schachzug. (ier) Das ist der Mannheimer Münzhändler Günter Rupertus (76) auch, der aus Schauernheim gekommen ist. Er ist richtig sauer über die Schach-Zwangspause: Viele gute Spieler aus aller Herren Länder habe man hier vor der Sanierung täglich treffen können. Und die Spielgemeinschaft hätte sich auch längst wieder eingefunden, aber: „Seit Januar warten wir nun schon darauf, dass die Figuren und Bänke wieder aufgestellt werden, aber es tut sich nichts“, kritisiert er und holt gleich noch weiter aus mit seiner Schelte: „Vieles in der Stadt ist nicht sehr gepflegt und hat daher keinen Flair.“ Der Bürgerhof habe zwar durch die Sanierung gewonnen. Rupertus befürchtet jedoch, dass es auch in Zukunft um die Pflege nicht gut bestellt sein wird. Er weiß, dass die leere Stadtkasse ein Grund dafür ist. Deshalb hat er für OB Lohse ein paar Millionen in großen Scheinen mitgebracht. Leider waren es keine Euro. (evo) Wie man aus fast nichts ganz viel machen kann, davon kann die Sozial- und Theaterpädagogin Gabriele Twardawa ein Lied singen. Sie freut sich sehr auf den neuen Bürgerhof. Die Leiterin des Ad Rem Jugendtheaters sprüht vor Ideen, die sie auf dem großen Platz unter freiem Himmel umsetzen möchte. Die 52-Jährige, die im Sommer durchs Neckartal geradelt ist, kann sich dort öffentliche Proben und Auftritte ihres jungen Ensembles vorstellen, das seit einigen Monaten ein neues Domizil in ehemaligen Lagerräumen im Bürgerhof hat. Sehr geeignet wäre der Platz auch für eine Performance zum Thema der vier Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft, die Twardawa im Kopf hat. Zum zehnten Jubiläum des Jugendtheaters Ende des Jahres würde das perfekt passen. Überhaupt hat Twardawa viel vor: Am 27. September lädt sie Schauspiellaien zwischen 16 und 21 zu einem Workshop-Casting ein. Drei Tage später startet sie einen Schnupper-Workshop für Sechs- bis Elfjährige. Und im November beginnt ein Kurs für Jugendliche „Theaterspielen – wie geht das?“ Twardawa, die das Jugendtheater ehrenamtlich leitet, ist dankbar für die städtische Unterstützung ihrer Arbeit: Kulturbüro und Jugendförderung stellen jährlich 10.000 Euro zur Verfügung, die Miete für die Räume im Bürgerhof bezahlt die Ludowici-Stiftung. (evo) Seit elf Jahren führt Salvatore Napoli das „Andechser“. Nur Sigrid Göppert, „meine älteste Bedienung“, sei drei Jahre länger hier als er selbst. Und „klar“, es sei schon besser gewesen, als die Bismarckstraße noch Teil einer Einkaufsmeile gewesen sei. Aber weil er das gastronomische Konzept nicht geändert habe, habe er durch den Umbau des Bürgerhofs auch keine nennenswerten Einbußen hinnehmen müssen, sagt der 45-Jährige. Dennoch rechnet er im nächsten Jahr mit mehr Gästen als zuletzt. Der Bürgerhof sehe nun „blendend“ aus. Deshalb habe ihn die Lust am Umkrempeln gepackt, er will die Terrasse neu gestalten. Er denke an „mehr Grün“, sagte der Gastronom, der seine Laufbahn mit 16 als Tellerwäscher in „Moni’s Nudelhaus“ am Ludwigsplatz begonnen und später Koch gelernt hat. Auch im Haus selbst wolle er etwas verändern: Aus dem Speisesaal, der am Durchgang zur Ludwigstraße liegt, soll ein Seminarraum werden. Festhalten wolle er an seinen Grillterminen, bei schönem Wetter jeweils dienstags und mittwochs ab 17 Uhr. Während in der Küche normalerweise demokratisch entschieden wird, ob das Schnitzel, das der Chef gemacht hat, oder das des Kochs serviert wird, ist Napoli beim Grillen unnachgiebig. „Das Fleisch nehme nur ich in die Hand“, betonte der gebürtige Sizilianer. (ptr) Rüdiger Schwerer (44) und Mathias Kasek (31) wollen mit dem„Barock“ durchstarten. Die Gastronomen aus Haßloch, wo sie schon mal ein Lokal führten, kennen sich seit Jahren. Gestern saßen sie wieder in einem Restaurant – in ihrem eigenen. Denn seit November betreiben die Freunde das ehemalige „Lui’s“ mit dem markanten Wintergarten. Trotz des Umbaus sind keine einschneidenden Veränderungen zu erkenn, „die waren auch nicht geplant“, sagt Schwerer. Klar gewesen sei, dass es eine neue Speise- und Getränkekarte und neues Personal geben würde. Die Neugestaltung ging Hand in Hand mit der Erneuerung des Bürgerhofs. Und mit dem Ergebnis sind beide sehr zufrieden. Jetzt gebe es auch für Gäste aus Mannheim keinen Grund mehr zum Meckern. (ptr) Der neue Bürgerhof hat nicht nur Fans: „Ich finde den Platz scheußlich, grau und farblos“, sagte Margarete Braun aus West. Die Stadt habe eine Betonwüste erschaffen. Auch Jürgen Hartmeyer (74) aus Ruchheim findet die City nicht überzeugend: „Die Innenstadt ist doch tot.“ Und die Rhein-Galerie sei nur für Jüngere attraktiv. Wolfgang Deutsch (73) aus Nord wiederum, findet es in Ordnung, dass der Bürgerhof saniert wird – das Projekt dauert dem pensionierten Aniliner allerdings zu lange. Dem abgerissenen Engelhorn-Hochhaus weint er keine Träne nach. „Das war doch eine Zweckbau. Eine Renovierung wäre viel zu teuer gewesen.“ (mix) Kritik an der Gestaltung des Bürgerhofs weist Ortsvorsteher Christoph (50, CDU) Heller zurück. „Da kommen noch grüne Hecken und Spielgeräte für Kinder dazu.“ Er sei heilfroh, dass der Platz saniert werde. Auch die kommissarische Chefin der Volkshochschule im Bürgerhof ist erleichtert. „Bei unseren Aktionstagen standen wir manchmal im Wasser, weil das Pflaster so uneben war und sich der Regen gesammelt hat“, berichtet Hedwig Kiefer. Außerdem sei jetzt für ältere Menschen, Behinderte oder junge Familien ein barrierefreier Zugang zum VHS-Gebäude möglich. Apropos Wasser. Heller hat wegen der Organisation des ersten Hafenfests keinen Urlaub machen können. Das soll nun im Oktober nachgeholt werden. Heller geht dabei wieder aufs Wasser: für einen einwöchigen Segeltrip an der türkischen Riviera. (mix) Ans Meer hat es auch den neuen Ludwigshafener SPD-Vorsitzenden gezogen: David Schneider (24) war zwei Wochen in Südwestfrankreich mit dem Wohnmobil unterwegs. Logisch, dass der Genosse dabei auch in Kontakt mit den französischen Roten kam: Eine Urlaubsstation war das bekannte Weinanbaugebiet St. Emilion. Eine Woche lang war Schneiders Handy übrigens ausgeschaltet – Probleme mit dem Netz am Atlantik. „Ein paar Tage ohne Handy – das macht den Kopf frei“, hat der Student festgestellt. (mix)

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