Ludwigshafen „Mama, wie macht er das?“

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„Das geht nicht, das geht nicht“, rief ein Junge, als Zauberkünstler Nicolai Friedrich einen Tisch schweben ließ. Eine Zuschauerin fuchtelte unter dem Tisch und über dem Tisch – keine Drähte. „Mama, wie macht er das?“, fragte der Bub. Doch Mama und das Publikum im Pfalzbau konnten beim Auftritt des Magiers am Freitagabend nur staunen.

Die Zauberkunst ist so alt wie die Menschheit. Man hat Abbildungen des Becherspiels, bei dem Nüsse unter Bechern auftauchen und verschwinden, schon auf Malereien in den Pyramiden gefunden. Auch Nicolai Friedrich hat einen Klassiker im Programm. Gleich zu Anfang der Show zeigt er eine Seilroutine. Ein einfaches Stück Seil, natürlich kritisch geprüft von einem Zuschauer, hat plötzlich vier Enden, aber nur eine Mitte. Es teilt sich, fügt sich zusammen und zeigt ganz offensichtlich alles andere als „normales“ Verhalten in den Händen des Magiers. Das alles passiert elegant und leicht, während der Künstler charmant mit den Zuschauern plaudert. Im Publikum sitzen auffällig viele Kinder. Da spielt sicher Zauberlehrling Harry Potter eine Rolle. Außerdem sind Zauberer doch etwas für Kindergeburtstage, oder? Wenn nicht gerade lebende Tiger verschwinden, tun Erwachsene die Zauberkunst gerne als Fingerfertigkeit und Geschwindigkeit ab. Dabei steckt so viel mehr dahinter. Eine Sparte der Zauberkunst, an der das besonders deutlich wird, ist die Mentalmagie, ein Spezialgebiet von Friedrich. „Mental“ bezieht sich auf Gedanken lesen, in die Zukunft sehen und Ähnliches. Hier gibt es keine Requisiten, keine Falltüren. Offenbar nur durch die Macht seines Geistes vollbringt der Zauberer Erstaunliches. Um Zuschauer auch bestimmt zufällig auszuwählen, wirft Friedrich drei Frisbee-Scheiben, wer sie fängt „darf“ auf die Bühne. Kerstin, Jutta und Elvira kommen vor und denken sich eine geometrische Figur, ein Tier und eine vierstellige Zahl. Figur und Tier stimmen und zwei Ziffern. Letzteres war vorher angesagt, weil der Zauberer sich erst noch aufwärmen müsse. Na ja – gut geraten, mag da mancher denken. Dann aber bekommen die drei Damen Bücher in die Hand, dürfen auf einer beliebigen Seite ein Wort wählen. Und nicht nur kann der Magier die Worte nennen – er streicht Buchstabe für Buchstabe von der Tafel und zeigt: Aus den Buchstaben der zufälligen Worten setzen sich genau die Namen der Damen zusammen. Na, was meinen Herr oder Frau Neunmalklug jetzt? Nach der Pause hört man aus dem Off die Stimmen von Henni und Gerd, dem Komiker-Duo Badesalz. „Isch weiß, wie der des macht“, sagt Henni. „Der kann des werklisch. Der sagt bloß, des wär a Trick, damit ihn die Leut’ in Ruh’ losse … “ Nicolai Friedrich ist ein ehrlicher Zauberkünstler. Er sagt, dass er keine übernatürlichen Fähigkeiten habe. Das verlangt auch der Verband der Zauberkünstler, der Magische Zirkel, von seinen Mitgliedern. Uri Geller ging den umgekehrten Weg: Er war Künstler und wurde zum Scharlatan, als er behauptete „übersinnlich“ begabt zu sein. Mentalmagie richtet sich vor allem an Erwachsene und stellt deren Wahrnehmung und logisches Denken auf die Probe. Das gelang im Pfalzbau. Friedrichs Show hat aber auch genügend optisch wirksame Zauberkunst, um auch das jüngere Publikum zu fesseln.

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