Ludwigshafen Ludwigshafen: Täglich eine Straftat gegen Polizisten

Trotz der insgesamt positiven Zahlen: Polizisten – hier auf dem Ludwigshafener Weihnachtsmarkt – sind präsidiumsweit im Prinzip
Trotz der insgesamt positiven Zahlen: Polizisten – hier auf dem Ludwigshafener Weihnachtsmarkt – sind präsidiumsweit im Prinzip täglich das Opfer von Angreifern.

„Es war in den letzten Jahren noch nie so unwahrscheinlich, Opfer einer Straftat zu werden.“ Das hat Matthias Müller, im Polizeipräsidium Rheinpfalz für die Kriminalitätsbekämpfung zuständig, bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2017 betont. Sorgen bereitet aber, dass es zu mehr Rohheitsdelikten kommt – Opfer sind dabei auch Polizisten.

Matthias Müller und der stellvertretende Polizeipräsident Eberhard Weber machten einen recht zufriedenen Eindruck bei der Analyse der Zahlen aus dem Vorjahr. So ist die Gesamtzahl der Strafen gegenüber dem Jahr 2016 um 2331 Fälle auf 57.765 gesunken. Doch nicht nur das freute die Polizisten, denn zugleich ist die Aufklärungsquote um 2,1 Prozentpunkte auf 62,4 Prozent angestiegen. Auch die sogenannte Häufigkeitszahl, also die Anzahl von Straftaten im Verhältnis zu 100.000 Einwohnern, bestätigt den positiven Trend im Präsidiumsbereich, das die Direktionen Landau, Ludwigshafen und Neustadt umfasst: Diese Zahl ist von 6804 auf 6491 gesunken. „Das ist der niedrigste Wert seit Gründung des Polizeipräsidiums Rheinpfalz im Jahr 1994“, so Müller. Trotzdem wurden noch 14.162 Menschen Opfer einer Straftat. Damit liege das zweitgrößte Polizeipräsidium des Landes zwar weiter deutlich über der Häufigkeitszahl von Rheinland-Pfalz (6222), aber unter der des Bundes (7161). Für den stellvertretenden Polizeipräsidenten Weber sind die Zahlen „ein Beleg für die hervorragende Arbeit, die von den Kollegen geleistet wird.“ Für Ludwigshafen sahen die Zahlen nicht ganz so positiv aus. Zwar verzeichnete die Statistik auch hier einen Rückgang um 3,4 Prozent. Mit der Häufigkeitszahl 9673 liegt die Stadt aber weiter an der Spitze. „Die Städte sind eben traditionell stärker belastet als die ländlichen Bereiche“, erläuterte Müller. Aber auch die Zahl für Ludwigshafen sei ein „historischer Tiefststand.“

Erfolge im Diebstahl-Bereich

Weber verwies auch auf Erfolge in den Bereichen Diebstahl (17.600 Fälle, 2434 weniger als 2016) und Wohnungseinbruch (1035 Fälle, ein Rückgang um 650). „Und bei 53,6 Prozent der Fälle blieb es lediglich beim versuchten Wohnungseinbruch“, ergänzte Müller, der die Abbrüche auch als einen Erfolg der polizeilichen Präventionsarbeit wertete. Trotzdem bilden die Eigentumsdelikte mit rund 30,5 Prozent weiterhin den größten Anteil der erfassten Straftaten. Noch bedenklicher für die Verantwortlichen im Polizeipräsidium ist der Anstieg der sogenannten Rohheitsdelikte, zu denen auch Körperverletzungen im öffentlichen Raum zählen. Gerade diese Taten beeinträchtigen das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung, meinte Weber. Um 5,2 Prozent – auf 11.498 angezeigte Straftaten – stieg die Zahl im vergangenen Jahr. Bei den gefährlichen Körperverletzungen betrug der Anstieg 10,9 Prozent auf 1796 Vergehen. Immerhin sei die Zahl der Gewalttaten gegen Polizeibeamte zurückgegangen.

374 Taten gegen Polizisten

Zufrieden waren die Verantwortlichen damit aber noch nicht: „Im vergangenen Jahr gab es 374 Taten gegen Polizisten, 254 davon im städtischen Bereich. „Das bedeutet, dass an jedem Tag eine Straftat gegen einen Kollegen begangen wird“, rechnete Weber vor und räumte ein, „dass uns die Entwicklung bei den Rohheitsdelikten mit Sorge erfüllt“. Zumal gegenüber dem Vorjahr 13 Polizisten mehr im Dienst verletzt wurden. Ein besonderes Augenmerk will die Polizei in diesem Jahr auf den sogenannten Enkeltrick oder auch falsche Polizeibeamte legen. Demnach habe es im Land im vergangenen Jahr 1620 Trickbetrugsfälle gegeben, in 22 davon wurden die Opfer um insgesamt rund 1,5 Millionen Euro geschädigt. Alleine in den ersten beiden Monaten 2018 gab es aber schon wieder 515 Versuche, bei denen die Betrüger neunmal Erfolg hatten. Im Bereich des Polizeipräsidiums waren es 2017 198 Versuche, in diesem Jahr schon wieder 99. Grund genug für den zuständigen Präventionsbeamten Joachim Bossek, weiter an die Wachsamkeit der Bevölkerung zu appellieren. „Halten Sie telefonische Rückversicherung unter der Rufnummer 110, wenn angebliche Beamte bei ihnen vor der Tür stehen“, riet er. „Die Gesamtentwicklung ist positiv, auch wenn wir einige Bereiche noch etwas genauer betrachten müssen“, fasste Weber die Zahlen zusammen. „Es ist eine gute Bilanz.“

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