Ludwigshafen Ludwigshafen: Poker um die Parkinsel

Die Stadt hätte gerne die Gewerbeflächen bis zur Schwanthalerallee gekauft.
Die Stadt hätte gerne die Gewerbeflächen bis zur Schwanthalerallee gekauft.

Die Stadt würde gerne die Hafenflächen auf der Parkinsel kaufen, um ein Neubaugebiet zu schaffen. Entsprechende Gespräche mit dem Land als Immobilieneigentümer soll es in den kommenden Wochen geben. Was dabei herauskommt, ist völlig offen. Denn der Hafenchef hat Vorbehalte.

Seit vier Jahren wird über die künftige Bebauung der südlichen Parkinsel gestritten. 2013 brannte dort eine Lagerhalle der Hafenbetriebe nieder. Eine große Brachfläche am Luitpoldhafen entstand – und damit auch Raum für neue Ideen. Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) wollte die Gelegenheit nutzen, um die Parkinsel zum reinen Wohngebiet zu machen. Doch das Areal gehört den Hafenbetrieben, die mehrheitlich im Besitz des Landes sind. Und Hafenchef Franz-Josef Reindl hat Vorbehalte gegen ein Neubaugebiet auf seinen Gewerbeflächen.

Für Einfamilienhäuser ungeeignet 

Für Reindl ist das Areal nicht geeignet, um dort Einfamilienhäuser zu bauen. In unmittelbarer Nähe gibt es zahlreiche Gewerbebetriebe wie das Chemieunternehmen Raschig, das Shell-Tanklager, eine Schrottverwertungsfirma und den Kaiserwörthhafen. Der Hafenchef befürchtet Konflikte zwischen den Häuslebauern und den Gewerbetreibenden. Außerdem müssten aus Sicherheitsgründen gewisse Abstände zwischen Wohnbebauung und Gewerbebetrieben liegen. Nicht zuletzt wollen die Hafenbetriebe auch eine ausreichende Kompensation für den wirtschaftlichen Schaden, der durch den Brand und den Wegfall der Einnahmen durch die Lagerhalle entstanden ist.

Mehrmals Kompromisse angestrebt

Die Stadtspitze und der Hafenchef bemühten Gerichte, um ihre Positionen durchzudrücken. Es entstand eine Patt-Situation – und auf der Brachfläche wuchs Unkraut. Mehrmals wurden Kompromisse angestrebt, etwa mit dem mittlerweile wieder verworfenen Plan, auf dem Areal ein neues Polizeipräsidium zu bauen. Im Juni präsentierte die Stadtspitze dem Stadtrat die Pläne des Energieversorgers Pfalzwerke, auf der Parkinsel eine neue Unternehmenszentrale für rund 500 Mitarbeiter zu errichten. Doch gegen den Büro-Neubau machen einmal mehr die Anwohner in einer Bürgerinitiative mobil, die Verkehrs- und Parkprobleme befürchtet. Außerdem sei das Gebäude zu groß. Die Insulaner fordern eine reine Wohnbebauung. Politischen Rückenwind bekommen sie dabei auch von den Grünen im Rat.

Lohse unternimmt neuen Anlauf

OB Lohse hat nach einem Treffen mit der Bürgerinitiative nun einen neuen Anlauf für eine Ausweitung des Wohngebiets auf der Insel unternommen. Die Idee: Die Stadt kauft über die Wohnbaugesellschaft GAG die Hafenflächen und hat somit freie Hand. „Die GAG stünde bereit. Das Areal hat eine sehr attraktive Lage und ließe sich sehr gut als Wohngebiet vermarkten“, meint GAG-Chef Ernst Merkel. Aber er sagt auch: „Die baurechtlichen Dinge müssen von der Stadt mit den Hafenbetrieben geklärt werden, bevor über einen Ankauf gesprochen werden kann.“ Die GAG hat vor rund zehn Jahren das Neubaugebiet am südlichen Luitpoldhafen entwickelt. Damals spielte der Hafen mit. Die Firma Südband, die dort ihren Standort hatte, wurde herausgekauft. „Es war ein finanzieller Kraftakt für die GAG, aber wir haben trotzdem Gewinn gemacht“, sagt Merkel.

"Einen Versuch wert"

Gelingt es der Stadt noch einmal, mit einem Ankauf Gewerbe- in Wohnflächen umzuwandeln? „Es ist einen Versuch wert“, sagt die OB. In der Vergangenheit lag die Kaufoption bei Verhandlungen mit dem Hafen auch schon auf dem Tisch. Doch die Beteiligten konnten sich nicht einigen. Und jetzt? „Schau mer mal“, sagt Hafenchef Reindl, der nur die Pfalzwerke-Ansiedlung befürwortet. Das zuständige Ministerium in Mainz erklärte auf Anfrage: „Das Land ist selbstverständlich gesprächsbereit.“ Auch dem Hafen sei es ein großes Anliegen, sich im Konsens mit der Stadt zu entwickeln.

Stammsitz der Pfalzwerke halten

Lohse will nun ausloten, ob neben der „Brandfläche“ an der Hafenstraße auch das Gelände bis zur Schwanthalerallee gekauft werden kann, wo ein Edeka-Großmarkt liegt: „Das würde eine ganz neue Situation schaffen.“ Außerdem will die OB den Stammsitz der Pfalzwerke in Ludwigshafen halten. Das geplante Bürogebäude belegt nur einen Teil der Fläche. Wenn die Stadt sich zudem mit Edeka über einen Wegzug des Großmarkts einigen könnte, wäre ausreichend Platz für ein weiteres Neubaugebiet. Ob so eine Kombilösung (Büros und Wohnen) kommt, lässt Lohse offen. Klar scheint: Ohne einen Ankauf kann die Stadt ein Wohngebiet nicht durchsetzen. Die Entscheidung darüber wird Lohse als OB wohl nicht mehr erleben. Ihre Amtszeit läuft zum Jahresende ab.

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