Ludwigshafen Kontroverser Abschied von Pfalzbau-Intendant

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Der offizielle Abschied von Pfalzbau-Intendant Hansgünther Heyme war wenig harmonisch. Der Theatermacher hätte seine Arbeit in Ludwigshafen gerne fortgesetzt, aber sein Vertrag läuft zum Jahresende aus. Während einige Parteien im Stadtrat die Kritik Heymes nachvollziehen können, sind andere bestürzt von der Art seines Abgangs.

„Heyme hat in den zurückliegenden Jahren durchaus großartige Arbeit am Theater geleistet, allerdings sind wir schockiert, wie er sich in den letzten Wochen von der Stadt verabschiedet“, erklärt Markus Lemberger, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion. „Zumal er in all den Jahren von der Stadt bei seiner Arbeit unterstützt wurde. „Die Art und Weise, wie er die Ludwigshafener Bürger verunglimpft habe, mache die Ludwigshafener Sozialdemokraten sehr erschrocken. „Das zeigt, dass es durchaus der richtige Zeitpunkt für seinen Abschied und den Wechsel an der Spitze des Theaters ist.“ Zu einem erfolgreichen Berufsleben gehöre auch ein würdiger Abschied. Renate Morgenthaler, kulturpolitische Sprecherin der CDU, ist betrübt und betroffen darüber, wie das Ende Heymes im Pfalzbau über die Bühne gegangen ist. „Mich stört auch, dass mehr über diesen Abschied gesprochen wird als über die großartige Leistung, die er als Intendant vollbracht hat“, sagt sie und meint damit unter anderem die Ring-Produktion mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und der Oper Halle. „Das war ein Höhepunkt der Pfalzbau-Geschichte. Heyme hat durch seine Arbeit dafür gesorgt, dass Ludwigshafen auch kulturell wahrgenommen wird. Umso trauriger ist es, dass es nicht im Einvernehmen zu Ende gegangen ist.“ Monika Kleinschnitger sitzt für die Grünen unter anderem im Kulturausschuss und blickt positiv auf die Zusammenarbeit mit Heyme zurück. „Er war unglaublich kooperativ. Diese Erfahrung haben viele mit ihm gemacht“, sagt sie. „Er hat versucht, den Bürgern die Kultur in die Köpfe zu tragen.“ Dass er sich nun verletzt und nicht gut behandelt fühle, überrasche sie nicht. „Er ist kein Theaterverwalter und auch kein Theatermanager, sondern ein Theatermacher. Er hat sich in vielen kleinen Lesungen und Beiträgen hier in der Stadt persönlich eingebracht und seine Stimme für die Kultur und das Theater laut erhoben“, meint Kleinschnitger. „Warum sollte er jetzt still und leise gehen? Die öffentliche Hinhaltetaktik um Vertragsverlängerung oder nicht hat ihn und seine Arbeit auch öffentlich beschädigt. Da war er lange genug still.“ Ein Abgang mit Pauken und Trompeten und im Sinne Brechts ein echtes „Lehrstück“, das passe doch besser zu ihm. Darüber, dass Hansgünther Heyme als Pfalzbau-Intendant gute Arbeit geleistet hat, herrscht Konsens unter den Parteien. „Man sollte aber auch anderen Menschen eine Chance geben“, meint Friedrich Bauer (FDP), der die offizielle Verabschiedung des 79-jährigen Regisseurs am Sonntag miterlebt hat. „Heyme hat schon eindeutig bewiesen, dass er auch weit über das Rentenalter hinaus ein hervorragender Theaterschaffender ist.“ Seine Äußerungen sieht Bauer kritisch: „Das Nachtreten hätte nicht sein müssen und war eines Mannes wie Heyme nicht würdig.“ Die Entscheidung des Stadtrats sei mit Sicherheit kein Rausschmiss gewesen, auch wenn er es so empfunden habe. Er ist sich sicher, dass die Jugendarbeit des Theaters fortgeführt wird. Heyme hatte bei seiner Verabschiedung auch kritisiert, dass der Vertrag seiner Frau Eva Adorjan, die für das Jugendtheater zuständig ist, nicht verlängert wurde. „Die Sippenhaft ist vollzogen“, hatte er formuliert. Rainer Metz, Fraktionsvorsitzender der FWG im Stadtrat, nennt Heyme einen „streitbaren Menschen“: „Das war schon klar, als er hier angefangen hat.“ Die kulturellen Leistungen des Regisseurs wolle er nicht in Abrede stellen, doch mit den Finanzen habe er es nicht so genau genommen. „Das geht bei einer Stadt wie Ludwigshafen einfach nicht“, sagt Metz. „Mir war klar, dass er sich bei seiner Verabschiedung mit Kritik nicht zurückhalten würde. Das sollte die Stadt aber aushalten können.“ Friederike Rüd, für die Linke im Kulturausschuss, hat die harschen Worte Heymes in der RHEINPFALZ gelesen. „Wer ihn und seine Inszenierungen kennt, dürfte sich eigentlich nicht gewundert haben“, sagt sie. „Dass er mit der Vertragsbeendigung unzufrieden war und eine Friede-Freude-Eierkuchen-Show nicht mitmachen würde, war ebenfalls klar.“ Es wundere sie, dass die SPD davon ausgegangen sei, er würde gute Miene zu bösem Spiel machen. „Er war ein mutiger und aufklärerischer Intendant, und es ist bedauerlich, dass er geht.“ „Die Missstimmung war an dem Abend deutlich zu spüren“, erinnert sich Norbert Grimmer, stellvertretender Vorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD). „Trotzdem fanden wir die Veranstaltung eher gelungen.“ Wer Heyme kenne, hätte mit kritischen Worten rechnen müssen. „Den Ausschlag für die Verbitterung hat wohl das Aus für das Jugendtheater unter Leitung seiner Frau gegeben“, meint Grimmer. „Als erwachsener Mann muss man sich bei aller Kritik aber auch der Realität stellen.“

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