Mannheim Kinder aus suchtbelasteten Familien: Ausstellung macht auf Probleme aufmerksam

Zwischen Hoffen und Bangen: Der Adler ist das Krafttier eines der Kinder, die bei dem Projekt mitgemacht haben.
Zwischen Hoffen und Bangen: Der Adler ist das Krafttier eines der Kinder, die bei dem Projekt mitgemacht haben.

Drogenkonsum hat verheerende Folgen. Dabei haben oft ausgerechnet die Unbeteiligten die schlimmsten Auswirkungen zu tragen: die Kinder der Süchtigen. Darauf macht die Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien mit einer Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle aufmerksam.

Es sind Löwen, Haie, Adler, aber auch Rehe, Hamster und ein Oktopus, die von den Kindern zwischen neun und 16 Jahren gemalt worden sind. Es sind die „Krafttiere“, die beim Kisiko-Projekt des Mannheimer Caritasverbands und im Projekt Hilf.Kids des Drogenvereins Mannheim entstanden sind und nun gemalt zu sehen sind. Es sind Tiere, die die Kinder in ihren Gedanken begleiten, stärken und unterstützen sollen, erläutert Beate Dörflinger, Leiterin der Suchtberatung von Caritas und Diakonie, bei der Eröffnung der Schau.

„Die Kinder haben eine persönliche Beziehung zu diesen Tieren.“ Diese jeweilige Beziehung wird vor allem in den selbstverfassten Begleittexten deutlich, die damit Zugang in die Gedankenwelt der Kinder und Jugendlichen erlauben. Mit teilweise erstaunlichen Einblicken, wie auch Kunsthallen-Direktor Johan Holten einräumt. „Hamster, Oktopus und Qualle haben mich überrascht“, gibt Holten zu. Auf den zweiten Blick seien aber auch dies gute Krafttiere. So sei der Hamster als nachtaktives Tier beispielsweise wach, wenn möglicherweise auch die Kinder wach liegen. Der Oktopus verfüge über eine oft unterschätzte Intelligenz, und die Qualle winde sich durch alle Schwierigkeiten. Gerne habe er deshalb den Werkkubus der Kunsthalle als Ausstellungsfläche zur Verfügung gestellt.

7000 Kinder in der Stadt betroffen

Bundesweit sind rund 2,6 Millionen Kinder von der Sucht der Eltern betroffen. In Mannheim sind es laut Gesundheitsbürgermeister Dirk Grunert (Grüne) bis zu 7000 Kinder. Es handele sich um Jungen und Mädchen, die in Familien aufwachsen, in denen Vater, Mutter oder beide Elternteile alkoholsüchtig sind oder regelmäßig Drogen konsumieren. Und damit ihre Schutzbefohlenen gleich doppelt belasten: mit der aktuellen Situation und auch als Horrorszenario für die Zukunft. Denn: „Zwei Drittel dieser Kinder wird ebenfalls mit Drogen in Kontakt kommen. Nur ein Drittel wächst ohne negative Folgen auf“, weiß Grunert aus den Statistiken.

Umso wichtiger sei es, diese Kinder möglichst früh zu unterstützen. „Je früher wir helfend ansetzen, umso besser für jedes einzelne Kind und die Gesellschaft“, erklärt Philip Gerber, Geschäftsführer des Mannheimer Drogenvereins. „Durch frühe Förderung von Kindern und Eltern werden auch aufwendige Folgekosten vermieden.“ Gerber freut sich über die erste Zusammenarbeit mit der Kunsthalle. Hier werde das Thema einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und der Stigmatisierung von Suchterkrankungen entgegengewirkt.

Die Schau

Bis Sonntag, 25. Februar, sind die zwölf Bilder im Werkkubus der Mannheimer Kunsthalle noch ausgestellt.

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