Ludwigshafen König-Ersatz kann sich Krone aufsetzen

Ludwigshafen

. Nach der Absage herrschte Katerstimmung. Thomas König, Trainer der TSG Friesenheim, aktueller Tabellenführers der Zweiten Handball-Bundesliga, war vergangene Saison der Wunschkandidat bei Ligakonkurrent SG BBM Bietigheim, dem heutigen Gegner der TSG (19.30 Uhr, Friedrich-Ebert-Halle). Doch König sagte ab. Stattdessen wurde Hartmut Mayerhoffer Trainer in Bietigheim. Er hatte den TSV Friedberg in die Dritte Liga geführt. „Ich kann verstehen, dass Bietigheim einen Mann wie Thomas König verpflichten will. Ich bin froh, dass ich die Chance bekommen habe“, sagte Mayerhoffer gestern im Gespräch. Der 48 Jahre alte Mayerhoffer hat die Chance beim Schopfe gepackt und Bietigheim gegenwärtig auf den vierten Platz geführt. Aber: Bietigheim (38:20 Punkte) hat zwei Spiele weniger ausgetragen als der Dritte Leipzig (39:23). Zuletzt trumpfte das Team mit einem 30:28-Erfolg in Leipzig auf. Doch vom Aufstieg in dieser Saison redet – noch – niemand. Innerhalb der kommenden drei Jahre sollen die Bietigheimer Herren den Frauen folgen. Die stiegen vorige Runde in die Bundesliga auf. „Wir wollen vorne dabei bleiben, aber wer unser Restprogramm sieht, der wird verstehen, dass wir nicht vom Aufstieg reden. Man kann in dieser Liga nicht planen“, sagt Mayerhoffer. In der Tat haben es die restlichen Partien in sich. Die SG BBM spielt gegen Bad Schwartau, Rostock, Erlangen, Bittenfeld, Großwallstadt und Saarlouis. Allerdings hat die Mannschaft mit dem Sieg in Leipzig bewiesen, dass sie die Qualität eines potenziellen Aufsteigers hat. Zumal Bietigheim seit Monaten auf drei absolute Leistungsträger verzichten muss. Kapitän Christian Heuberger, Torjäger Christian Schäfer und Neuzugang Hannes Lindt – er kam vor der Saison von Tusem Essen – fehlen bis Saisonende. „Das sind über die Saison gesehen um die 400 Tore, die uns fehlen“, hat Mayerhoffer hochgerechnet. Schäfer war vorige Saison mit 202 Toren bester Bietigheimer Torschütze und bis zu seinem Kreuzbandriss abermals der erfolgreichste Werfer im Team. Doch die Mannschaft trotzte dem Verletzungspech eindrucksvoll. Mayerhoffer gab den jungen Spielern das Vertrauen. Und die Brüder Marco und Patrick Rentschler sowie der aus der fünften Liga gekommene Paco Barthe schlugen voll ein. Oder Robin Haller, der bis zur Verletzung des Trios nicht mehr so viele Spielanteile bekommen hatte, agierte wie in der vergangenen Runde – als er noch eine feste Größe im Team war. Der Höhenflug der Bietigheimer ist eng mit der Verpflichtung von Hartmut Mayerhoffer verbunden. Der selbstständige Kaufmann legt großen Wert auf das Wir-Gefühl. „Es geht nur über die mannschaftliche Geschlossenheit“, sagt er. Dabei haben im Umfeld einige gedacht, dass die Trainerverpflichtung Probleme mit sich bringen könnte. Das war nicht der Fall. Mayerhoffer hat mit seiner Arbeit und seiner menschlichen Art alle überzeugt. Sollte es diese Saison nicht mit dem Aufstieg klappen, wäre Mayerhoffer nicht enttäuscht: „Diese Runde wird uns weiterbringen. Alle werden davon profitieren.“ Allerdings: Bietigheim hat es selbst in der Hand, in die Bundesliga aufzusteigen. Spätestens dann hätte sich der König-Ersatz die Krone aufgesetzt.

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