Ludwigshafen Im Schneckentempo

Im Schneckentempo bewegen sie sich wieder unaufhörlich durch meinen Hof und Garten. Beim Zeitungholen am Morgen muss ich schon vorsichtig sein; sie kennen meine Laufwege nicht. Gerne betrachte ich mir ihre Zeichnungen auf den Häuschen und wie unbeirrt sie ihrer Wege gehen, die Antennen weit ausgefahren, dass ihnen nichts entgeht. Bei diesem Zeitlupentempo verwundert es mich dann schon, wie schnell sie sich in ihr Haus verkriechen können oder auch ihren „Eingang“ verkleben und ganz in sich selbst sind. Das wünsche ich mir für mich auch immer wieder und Sie vielleicht gerade in den Ferien, die vor uns liegen: eine Schneckentempozeit. Mal in einem langsamen Gang mich gemächlich umschauen und all das sehen, was mir auf die Schnelle entgeht. Mal die Antennen einfahren und einfach bei mir selbst sein, auch mal meinen „Eingang“ verkleben … diese Mails werden erst in 14 Tagen bearbeitet. Frieder Furler hat seine Beobachtungen für sich und sein Leben in folgende kurze Worte gefasst: Wie eine Schnecke sich zurückziehen, Time-out: Seine Mitte suchen, Konzentration, Schutz finden, Geborgenheit. Antennen ausfahren, Online: Leben suchen, Gott suchen, zusammen mit anderen feiern. Sei bei uns, Gott. Amen. Er wünscht sich im „Schneckenalltag“ auch die Zeit in all dem Gott zu suchen und die Zeit, gemütlich mit anderen das Leben zu feiern. Allen, die sich jetzt auf die Ferienzeit freuen dürfen, wünsche ich schöne Tage im Schneckentempo (möglichst nicht auf der Autobahn). Vielleicht kommt für Sie jetzt gerade keine Ferienzeit, dann wünsche ich Ihnen, in diesen hellen Tagen einfach mal dazwischen ins Schneckentempo wechseln zu können. Mittendrin einfach mal stehen zu bleiben und das aufzunehmen, was Schönes um uns ist. Die Autorin Katharina Kloos, 61, ist Gemeindereferentin in der Katholischen Pfarrei Heilige Katharina von Siena.

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