Ludwigshafen Hart am Leben: Die wahre Größe des Martin L.

Wenn das mal kein später Triumph der römisch-katholischen Kirche ist: Martin Luther ist auf eine Größe von 7,5 Zentimeter zurechtgestutzt worden. So winzig ist die Playmobilfigur, die jetzt auf den Markt kommt. Nicht etwa im Auftrag einer der beiden Konfessionen – denn aus protestantischer Sicht könnte sich der Mini-Martin-Luther ja vielleicht auch als eine Art trojanisches Pferd in katholischen Kinderzimmern erweisen, während überzeugte Katholiken von der Größe der Spielfigur auf die wahre Bedeutung des Reformators schließen werden. Nein, die Deutsche Zentrale für Tourismus kam auf die glorreiche Idee, aus Martin Luther eine vielleicht niedliche, vor allem aber ziemlich dümmlich dreinschauende Spielfigur zu machen, um damit im Reformationsjubiläum Menschen nach Deutschland zu locken. Mit einem Playmobil-Luther! Ja, geht’s noch? Was kommt dann wohl als nächstes? Deutschland wirbt mit Lego-Figuren von Schiller und Goethe? Warum dann nicht gleich Angela Merkel als Minnie Mouse – und an den Staatsgrenzen des Landes, das sich einst als eines der Dichter und Denker bezeichnet hat, werden Grußbotschaften in Form von Schildern errichtet: Willkommen in Disneyland! Es fallen einem dann auch gleich die passenden Luther-Sprüche zuhauf ein: „Die Welt ist wie ein betrunkener Bauer: Hebt man ihn auf einer Seite in den Sattel, so fällt er auf der anderen wieder herab“ oder: „Der Bauch hat keine Ohren.“ Wobei man ergänzen müsste: Der hohle Kopf sehr wohl.

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