Ludwigshafen Glaubensfragen kinderleicht

Die Ausstellung „Spielend glauben – Religionen im Kinderzimmer“ hat das Stadtmuseum eigens für Kinder gemacht. Sie präsentiert die fünf Weltreligionen Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus aus der Perspektive des Grundschulalters. Geschichten und Feste sind da wichtiger als die für Erwachsenen verbindlichen Riten, Symbole und ethischen Werte.

Der optische Rahmen ist hell, fröhlich und einheitlich. Jede Religion hat in der Ausstellung ihre eigene Koje mit einer leuchtenden Leitfarbe, die nicht nach dem offiziellen Symbolwert gewählt wurde, denn auf Symbole sollte verzichtet werden. Auf dem Boden liegen Knautschkissen. Ein Kopfhörer hängt griffbereit. In altersgerechter Augenhöhe ist ein „Steckbrief“ angeschlagen, der die Grundzüge der jeweiligen Religion erklärt. Auf der Weltkarte darüber kann man sehen, wo die Gläubigen zu Hause sind. Historische und gegenwärtige Spielzeuge hängen an der Wand – einige absichtlich so hoch, dass kleine Leute auf einen bereit stehenden Hocker klettern müssen -, sind in Vitrinen verwahrt oder stehen offen auf einem Tisch. Die darf man in die Hand nehmen und damit spielen, Tiere über eine Leiter in eine Arche führen, aus Holzklötzchen eine Moschee legen oder Malbücher ausmalen. „Unser Ziel ist nicht religiöse Unterweisung, sondern Aufklärung und Bildung“ sagt Regina Heilmann, die Leiterin des Stadtmuseums. Auf der Suche nach einem geeigneten Ausstellungsthema zum Auftakt der Woche der Brüderlichkeit wurde sie im Stadtmuseum Tübingen fündig. Die Grundzüge der Präsentation und wichtige Exponate wurden von dort übernommen, zum Beispiel Papiermodelle von Kathedrale, Moschee und Synagoge aus den 1920er Jahren, als diese Kunst des Ausschneidens, Faltens und Zusammenklebens ihren Höhepunkt hatte. Exponate aus Afrika und Fernost wurden aussortiert, um die Präsentation auf die fünf Religionen zu beschränken, die eine deutliche Präsenz in Ludwigshafen haben. Örtliche Leihgaben kamen hinzu. Die eher für Erwachsene konzipierte Tübinger Ausstellung wurde komplett auf Verständnis und Erlebnishorizont des Grundschulalters umgearbeitet: kindgerechte Optik, Texte und Karten, die ohne Hilfe von Erwachsenen verständlich sind, und die Möglichkeit, viel selber zu machen. Schon in die Vorbereitung der Ausstellung wurden Kinder eingebunden, aus der Stadtbibliothek haben sie Bücher zu religiösen Themen zusammengesucht und in einem kleinen Regal aufgestellt. Das alles beinhaltet viel Eigenleistung des Stadtmuseums. Unter Anleitung von Regina Heilmann wurde diese von sechs Studentinnen der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg erbracht. Sie haben das Konzept erarbeitet, die Begleittexte für Kinder umgeschrieben, die Höraufnahmen eingesprochen. Regina Heilmann hat in Heidelberg einen Lehrauftrag für praktische Museumsarbeit. Ein Kind wird in eine Glaubensgemeinschaft hineingeboren und von dieser geprägt. Früher gab es in Ludwigshafen neben den christlichen Kirchen nur das Judentum. Heute begegnet ein Kind schon im Kindergarten weiteren Religionen. Sie feiern andere Feste und beten an anderen Orten. Wo die Gebetshäuser in der Stadt liegen, ist in der Ausstellung auf einem großen Stadtplan eingezeichnet. Für die wichtigsten Feiertage gibt es Magnetkärtchen, die dem Jahreszyklus zuzuordnen sind. In allen fünf Ausstellungsbereichen können die Kinder Spiele machen und Geschichten hören, die ähnlich, bisweilen fast gleich sind. Das Beiprogramm bietet neben Vorträgen acht kostenlose Workshops an Nachmittagen. Themen sind unter anderem Ostern, die Lotos-Blüte, Pessach, buddhistische Meditation und muslimisches Fastenbrechen.

x