Ludwigshafen Einkaufscenter ohne Läden

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15 von 31 Geschäftsräumen stehen in der Walzmühle leer. Der Eigentümer möchte dem Einkaufscenter ein neues Konzept verpassen – kann aber nicht.

In der Walzmühle stehen seit Jahren etliche Geschäftsräume leer. Die MEC Metro-ECE, zuständig für die Vermietung, reagiert auf Anfragen auffällig zugeknöpft: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine Daten zur Leerstandsquote veröffentlichen.“ Mehr Erkenntnis bringt ein Gang durchs Center. Nach Abgleich mit dem Gebäudeplan stehen derzeit 15 von 31 zu vermietenden Geschäftsräumen leer. Wenn Real im September den Standort Walzmühle verlässt, werden es 16 Leerstände sein – und damit über die Hälfte der Räume. Um die Gründe zu verstehen, hilft ein Blick auf Eigentümer und Mieter. Als das Unternehmen ActivumSG die Walzmühle 2015 übernahm, bekam es den Mieter gleich mit dazu: Die Vorbesitzer hatten das gesamte Einkaufscenter – ausgenommen das Kino – an die Metro vermietet. Deren Tochter MEC Metro-ECE, ein Joint Venture von Metro Group und ECE, kümmert sich um die Weitervermietung an Interessenten. Wenn also beispielsweise ein Café neu eröffnen und eine Fläche in der Walzmühle mieten möchte, läuft das über die Metro, nicht über Eigentümer ActivumSG. Real, eine Metro-Tochter, ist mit einer Fläche von 9700 Quadratmetern derzeit Ankermieter und belegt alleine schon über 50 Prozent der insgesamt zu vermietenden 16.500 Quadratmeter. Als nächstgrößere Mieter bleiben Babywalz, Kik und Tedi, die jedoch sogar zusammengerechnet nicht auf eine so große Fläche wie Real kommen. Was mit dem Real-Areal passieren wird, ist unklar. Einen Nachmieter gibt es noch nicht, wie MEC auf RHEINPFALZ-Anfrage bestätigt. Auch für die übrigen Leerstände sind derzeit keine neuen Einzüge bekannt. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Mieterwechsel. Im April dieses Jahres zog die Fastfood-Kette McDonalds aus. Auch wenn Metro in Form von MEC zuständig ist, stellt die RHEINPFALZ eine zusätzliche Anfrage an die ActivumSG. Ihren Hauptsitz hat sie auf der Insel Jersey im Ärmelkanal. In Form der Objektgesellschaft „Fund III“ gehört ihr die Walzmühle. Das Gebäude habe „großes Potenzial für eine Neupositionierung“, wie eine Sprecherin mitteilt. „Die aktuelle Situation“ mache es jedoch schwierig, diese Neupositionierung voran zu bringen. Was die Eigentümerin damit meint: So lange die Metro alle Flächen gemietet hat, kann die Metro entscheiden, was damit geschieht. Wenn sie nichts bewegen und verändern möchte, wird nichts passieren. Laut Activum-Sprecherin läuft der Mietvertrag mit der Metro noch „einige Jahre“ weiter. Zu den Leerständen heißt es von ActivumSG: „Die Eigentümerin bedauert den Zustand und würde diesen gerne verändern.“ In nächster Zeit wird sich vor allem der Leerstand vergrößern. Real öffnet laut MEC zum letzten mal am Samstag, 10. September. Dort arbeiten zurzeit noch 48 Mitarbeiter, wie eine Real-Sprecherin auf Anfrage mitteilt. Einige Mitarbeiter seien bereits in benachbarte Real-Märkte vermittelt worden, auch bei weiteren soll das geschehen. Ergänzend werde über Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt. Während in der Walzmühle die Ladenflächen und im benachbarten Faktor-Haus die Büros leerstehen, verfolgt Günther Tetzner weiterhin den Bau des „Metropol“ auf dem Berliner Platz. Der Investor vom Ettlinger Unternehmen Timon Bauregie sagt, er beobachte die Entwicklung in der Walzmühle „sehr genau“ – „aber mit Gelassenheit“. Während in der Walzmühle großflächig vermietet werden müsse, um das Center erfolgreich zu betreiben, plane er im „Metropol“ die Vermietung kleiner Flächen. Auch deshalb sieht er keine Konkurrenz oder die Gefahr, dass dem „Metropol“ dasselbe Problem droht. Tetzner hat noch einen ganz anderen Bezug zur Walzmühle, als den des außenstehenden Beobachters. Er war es, der das Areal erschloss und das 1999 eröffnete Einkaufszentrum bauen ließ. Etwa 185 Millionen Mark (94,5 Millionen Euro) investierte er in das Projekt. Er habe damals einen Gesamtmietvertrag mit dem eigentümergeführten Unternehmen Kriegbaum aus dem schwäbischen Böblingen gehabt. Noch während am Rohbau des Walzmühl-Centers gearbeitet wurde, habe Metro das mittelständische Unternehmen übernommen. Ab da begannen laut Tetzner die Probleme. „Die Walzmühle war immer das ungeliebte Kind der Metro“, sagt er. War das der Grund, warum Tetzner das Objekt verkaufte? „Nein. Ich lebe davon, meine Objekte immer zu verkaufen.“ Bis heute gab es mehrere Eigentümerwechsel. Klaus Dillinger, Chef der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft, gibt sich trotz der Leerstände optimistisch: „Das ist nicht schön, aber wir hoffen, dass der Betreiber ein Konzept entwickelt, das langfristig tragfähig ist.“ Nach der Rheinufer-Bebauung gebe es sowohl Berufstätige wie auch Bewohner, die dort einkaufen könnten. Das Angebot sei an diesem Standort „zu früh“ da gewesen, vermutet Dillinger. Ähnliches sagt Christoph Heller (CDU), Ortsvorsteher Südliche Innenstadt. Die Betreiber hätten das neue Stadtquartier hinter der Walzmühle „komplett ignoriert“. Es habe in der Vergangenheit bereits „unterschriftsreife Verträge“ mit Unternehmen wie Edeka oder Lidl gegeben. Beides Nahversorger, die er sich dort gut vorstellen könnte. Beides gescheitert. Dass das Center nicht laufe, daran sei „zu allererst der Ankermieter Schuld“. Ohne den, als Anzugspunkt für Kunden, könnten sich kleinere Läden nicht halten.

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