Ludwigshafen Ein Stück Anilin-Geschichte

Er gilt als der Vater der betrieblichen Sozialfürsorge der BASF: Heinrich von Brunck. Mit dem Leben und Wirken des Vorstandsmitglieds und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden der „Anilin“ hat sich Jürgen Dahlke ein Vierteljahrhundert intensiv befasst und nun ein Fotobuch mit seinen Forschungsergebnissen erstellt. Für den Arzt im Ruhestand ist klar: Heinrich von Brunck hat es verdient, dass ein „richtiges“ Buch über ihn erscheint.

Alles begann mit der Liebe. Jürgen Dahlke, 1944 in Ostpreußen geboren, heiratete 1990 seine Frau. „Damit übernahm ich auch das Interesse meiner Schwiegereltern an deren Vorfahren“, erzählt der passionierte Ahnenforscher. Zu den Vorfahren seiner Frau gehören nämlich die Bruncks und die Clemms. Beide Familien sind eng mit der Geschichte der BASF verbunden. Dahlkes Schwiegermutter, die in diesen Tagen 89 Jahre alt wird, ist eine Clemm von Hohenberg. Über 25 Jahre sammelte der Arzt, der in Unterwössen lebt, einer Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Traunstein, alle Veröffentlichungen über die Familie Brunck, reiste in die Pfalz, wo die Bruncks in Winterborn und später Kirchheimbolanden lebten und besuchte die Nachfahren, von denen er historisches Bildmaterial erhielt. „Ein Fotoalbum der Bruncks hat es nicht gegeben, nur mehrere unvollständige und unbeschriftete Alben, die auf verschiedene Interessenten verstreut ,überlebt’ haben, außerdem Kästchen und Schuhkartons mit alten Fotos der Bruncks“, berichtet er von der aufwendigen Recherche. Auch die RHEINPFALZ hat ihm mit so manchem Artikel weitergeholfen. Im BASF-Archiv forschte Jürgen Dahlke ebenfalls, konnte jedoch nicht alle vorhandenen Quellen einsehen. „Es gibt im Unternehmensarchiv verschiedene personenbezogene Unterlagen zu Heinrich von Brunck, die aber noch nicht abschließend bearbeitet und verzeichnet sind. Daher sind diese Unterlagen in der Regel für externe Archivbenutzer nicht zugänglich“, erläutert die Leiterin des Unternehmensarchiv und des Besucherzentrums der BASF, Úlia de Domènech. Eine erste Durchsicht habe ergeben, dass die Unterlagen zum Beispiel Zeitungsartikel, Notizen, Vorträge, Fotos und Zusammenstellungen zu Heinrich von Brunck umfassen. „Originäre Unterlagen sind eher die Ausnahme“, bewertet Úlia de Domènech den Quellenbestand im Werksarchiv, der für ein eigenständiges Publikationsprojekt zu Heinrich von Brunck nicht ausreichend sei. Für Jürgen Dahlke war nach den langen und intensiven Jahren der Recherche im vergangenen Jahr der Zeitpunkt gekommen, mit seinen Ergebnissen an die Öffentlichkeit zu gehen. In Winterborn, dem Geburtsort von Brunck, und in Kirchheimbolanden, dem späteren Wohnort der Familie, hielt der Ahnenforscher Vorträge. Da die von ihm zusammengetragene Informationsfülle bei einem Vortrag sozusagen nur „angekratzt“ werden kann, entschloss er sich schließlich, seine Recherchen in einem Buch zusammenzufassen. Darin konzentriert er sich vor allem auf Heinrich Brunck (1847 – 1911) und die BASF bis 1911. „Die Intention des Buch-Projekts ist es, die Erinnerungen an Heinrich Brunck aufzufrischen“, begründet er sein Engagement. Der Inhalt umfasst das Leben von Heinrich Brunck und seiner Familie, die Gründung der BASF, die Forschungen zur künstlichen Herstellung des blauen Farbstoffs Indigo und zur Stickstoffsynthese sowie die Lebensfreundschaft Bruncks zu BASF-Direktoriumsmitglied Carl Glaser. Auch die Stadtgeschichte von Ludwigshafen und Kirchheimbolanden greift der Autor auf. Dahlke wählte für seine Publikation die Form eines Fotobuchs, das er online erstellte. „Maximal 156 Seiten lässt die Software zu“, sagt er. Und die kann er mit Leichtigkeit füllen. Allein rund 900 Fotos hat er in der „Familienfibel Brunck“, so der Arbeitstitel, verarbeitet. Darunter nicht nur alte Fotos der Familie Brunck, sondern auch historische Aufnahme von Ludwigshafen, Kirchheimbolanden und der BASF. Nun hofft der rührige Ahnenforscher, dass die „Familienfibel Brunck“ einen größeren Kreis an Interessenten als die wenigen Nachkommen der Familie findet. „Ich würde mich freuen, wenn es ein ähnliches Werk in professioneller Ausführung geben könnte“, sagt er. Denn bislang gebe es kein Werk, das sich intensiv mit Heinrich von Brunck befasst, wie auch die BASF auf Anfrage bestätigt. Dahlke hofft, einen Historiker zu finden, der das Thema professionell aufbereitet. Freuen wird sich zunächst einmal seine Schwiegermutter Lydia Rathmacher, geborene Clemm von Hohenberg, wenn sie zu ihrem Geburtstag am 4. Juli die Familiengeschichte in Wort und Bild in den Händen hält.

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