Ludwigshafen Ein schlichtweg beglückendes Konzert

Man soll den Mund ja nicht zu voll nehmen, doch manchmal ist ein Lob über den grünen Klee angebracht. So bei dem jüngsten Konzert in der Mannheimer Reihe „Kammermusik in den Reiss-Engelhorn-Museen“. Das Amaryllis Quartett und der Klarinettist Nikolaus Friedrich haben bei Musik von Beethoven, Alban Berg und Mozart für Ensemblespiel von höchsten Graden eingestanden.

Schon das Programm war äußerst klug konzipiert und forderte im ersten Teil höchste Konzentration auf Beethovens letztes vollendetes Werk, sein F-Dur-Quartett (op. 135), und Alban Bergs frühes op. 3, mit dem der Komponist sein Studium bei Arnold Schönberg abgeschlossen hat. Nach der Pause erklang dann ein Standardklassiker, freilich ein zauberhaft schöner: Mozarts Klarinettenquintett. Ihm schlossen sich nahtlos als Zugabe, arrangiert für Klarinettenquintett, in subtiler Übereinstimmung mit der Mozartschen Klangwelt, die mystischen Töne und visionären Harmonien eines Madrigals des neapolitanischen Komponisten, Fürsten und Gattinnenmörders Carlo Gesualdo da Venosa (1566-1613) an. Vorbildlich wiedergegeben wurden sowohl Beethovens und Bergs dichte Polyphonie wie Beethovens mitunter zum Abstrakten neigende, kleingliedrig durchbrochene Instrumentaldialoge, Bergs vor Spannung berstende, aufgewühlte Klanggesten, aber auch Mozarts beseelte Kantilenen und der Esprit seines Tonidioms. Das bekannte Amaryllis Quartett mit den beiden Violinisten Gustav Frielinghaus (Primgeiger) und Lena Sandoz, Tomoko Akasaka (Viola) und Yves Sandoz (Cello) imponierte zunächst durch perfekte Ensembletechnik und bravouröse Individuelle Spielfertigkeit der vier Musiker. Die musikalischen Abläufe ließen sich an Klarheit kaum überbieten, das Klangbild blieb durchweg, auch bei Bergs Toneruptionen, exemplarisch transparent. Musiziert wurde mit nie nachlassendem Nachdruck und konzessionslos. So suchte das Amaryllis Quartett nicht, Beethovens gelegentliche Schroffheiten abzumildern, und beim frühen Berg überwältigte der leidenschaftlich emotionsgeladene Tonfall. Mozarts Quintett schließlich stellte das Quartett mit Nikolaus Friedrich ungemein elegant, geistvoll, mit einem bewundernswerten Maß an Eleganz und Feinschliff vor. Der Nuancenreichtum der Klangrede und die Prägnanz, auch die Anmut der Formulierungen war schlicht beglückend. Dabei bildeten die Tonqualität des auf Bassettklarinette spielenden Friedrich, seine Phrasierungskünste und feinen dynamischen Schattierungen ein begeisterndes Kapitel für sich.

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