Ludwigshafen Ein Rückschritt als Fortschritt

Valmir Sulejmani (rechts, hier mit Dorian Diring) hat in dieser Saison schon zwölf Tore für den SV Waldhof erzielt.
Valmir Sulejmani (rechts, hier mit Dorian Diring) hat in dieser Saison schon zwölf Tore für den SV Waldhof erzielt.

«Mannheim.» Es gab schon viele Spieler, die von den Fans zum „Fußball-Gott“ auserkoren wurden. Mit den Anfang machte Jürgen Kohler bei Borussia Dortmund, als er vor 21 Jahren im Halbfinale der Champions League artistisch einen Gegentreffer von Eric Cantona verhinderte. Und doch hat Valmir Sulejmani Besonderes geschafft, denn der Stürmer des SV Waldhof wurde von den Anhängern der Blau-Schwarzen in rasanter Geschwindigkeit in religiöse Sphären gehoben.

Es dauerte gerade einmal sechs Ligaspiele, bis die ersten Sprechchöre „Sulejmani, Fußball-Gott“ erklangen. Mit zwei Treffern hatte der Deutsch-Kosovare den 2:0-Erfolg der Mannheimer im Spitzenspiel beim 1. FC Saarbrücken perfekt gemacht und sich damit die Liebe der Waldhof-Fans gesichert. „Ich bin stolz darauf, denn ich habe die Leute ja nicht gezwungen, so etwas zu rufen“, sagte Sulejmani demütig. SVW-Kapitän Kevin Conrad freute sich über die Ehrerweisung für den Mitspieler: „Das ist eine großartige Sache, aber es ist verrückt, dass er das schon nach sechs Partien geschafft hat.“ Mittlerweile hat Sulejmani die Lobeshymnen gerechtfertigt, denn mit zwölf Treffern ist er der beste Torschütze des Tabellenführers und erzielte zuletzt das 1:0 im Spitzenspiel bei Verfolger SSV Ulm 1846. Sulejmani überzeugt mit Schnelligkeit, hohem läuferischen Einsatz und einem guten Blick für seine Mitspieler, nicht alleine die Tore sprechen für ihn. „Mit Valmir sind wir spielerisch besser geworden“, lobt Bernhard Trares den Neuzugang, der im Sommer von der U23 von Hannover 96 in die Kurpfalz kam. Der Waldhof-Coach ist froh über die Entwicklung des 22-Jährigen, der nicht nur – wie zuletzt – im Sturmzentrum, sondern auch auf beiden offensiven Außenbahnen eingesetzt werden kann. „Für mich war es ein wichtiger Schritt, einen neuen Anfang zu suchen und Mannheim war dafür offensichtlich die richtige Adresse“, sagt Sulejmani. Seit der Kindheit spielte er in Hannover und schaffte dort als Talent den Sprung in den Bundesliga-Kader. Zehn Einsätze hatte der Offensivspieler in der Bundesliga, gegen den FC Bayern München stand er einmal sogar in der Startformation – aber der Durchbruch im Profibereich blieb Sulejmani versagt. Auch ein Leihgeschäft zu Union Berlin half nicht, in der vergangenen Spielzeit wurde der 22-Jährige nur noch in der Bundesliga-Reserve der Niedersachsen in der Regionalliga Nord eingesetzt. Es bedurfte eines Schrittes zurück, um vielleicht noch einmal zwei voran zu kommen. „Wir hatten ihn lange auf dem Schirm und haben uns früh um ihn bemüht“, sagt Jochen Kientz, der Sportliche Leiter des SVW, und verrät damit den Hauptgrund, warum der flexibel einsetzbare Angreifer seit ein paar Monaten das Trikot der Blau-Schwarzen trägt. Kientz und Trares wollten Sulejmani unbedingt nach Mannheim holen, wenngleich der sich erst im Frühjahr von einem Bruch des Sprunggelenks erholt hatte. Ehe der Stürmer in der Schlussphase der Saison fünf Tore in neun Begegnungen erzielte und damit interessant für andere Klubs wurde, waren sich die Mannheimer mit ihrem Neuzugang bereits einig. Bislang zahlt Sulejmani das Vertrauen der sportlichen Führung mit Toren zurück und es deutet wenig darauf hin, dass sich daran etwas ändern könnte. Der Stürmer ist motiviert, den zuletzt sieben Siegen aus neun Partien weitere „Dreier“ folgen zu lassen. „Klar wollen wir aufsteigen“, sagt er – das Selbstvertrauen ist durch den bisherigen Saisonverlauf nicht kleiner geworden. Es sieht ganz so aus, als ob sich der Tapetenwechsel weg aus Hannover und hin nach Mannheim für den Spieler und den neuen Klub auszahlt.

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