Ludwigshafen Die Vampire haben noch mal Blut geleckt

Jochen Feldmann geht am Stock. Vor einem Jahr hatte er einen Schlaganfall. Aber das blendet man schnell aus, wenn man sich mit ihm unterhält. Der Mann mit dem weißen Bart sprüht vor Energie. „Mir geht’s gut. Ich habe mich zurückgekämpft“, erzählt er stolz. Jeden zweiten Tag trainiert er im Sportstudio – um fit zu sein für ein ganz besonderes Comeback. Seit ein paar Monaten steht der 68-Jährige wieder auf der Bühne, genauer gesagt: er sitzt – auf einem Barhocker mit der Gitarre im Schoß. Und singt als Frontman der „Vampires“ die Hits der 60er-, 70er- und 80er-Jahre – von den Beatles, Fleetwood Mac oder Santana. 30 Titel pro Konzert. Am 31. Oktober um 20.30 Uhr ist es wieder so weit. Dann tritt die im Sommer 1965 in Ludwigshafen gegründete Formation in der Alten Turnhalle in Oggersheim auf. Motto: „50 Jahre live – die Legende lebt.“ Legendäre Auftritte gab es zuhauf in der Geschichte der Band, die bis 1984 in wechselnder Besetzung für Furore sorgte. Wie 1966 in Recklinghausen, wo sich „The Vampires“ die „1. Amateur- und Beatmeisterschaft“ sicherten. 800 Gruppen hatten sich daran beteiligt. Aber die Pfälzer waren weder im Regionalfinale in der Eberthalle noch in der Endrunde im Ruhrpott zu schlagen. „Das war eine wilde Zeit“, sagt Dieter Heintz und grinst. Der frühere Ortsvorsteher von Oggersheim war neben Feldmann eines der Gründungsmitglieder und saß damals am Schlagzeug. „Als Preis gab’s einen Siegerkranz und eine Single-Aufnahme. Wir haben eine Flasche Cognac getrunken, hartgekochte Eier gegessen und sind dann im Opel Kapitän wieder nach Hause gefahren“, erinnert sich der 69-Jährige noch lebhaft an den Wettbewerb. Unvergesslich ist für ihn auch das Heimspiel vor 4500 Zuschauern in der Eberthalle als Vorgruppe der Troogs. „Wir wurden als Anheizer eingeladen, weil wir den Vorentscheid fürs Beat-Festival gewonnen hatten“, erzählt er. Heintz war allerdings nur bis zur Geburt seiner Tochter (1971) ein Vampir. „Dann stellte mich meine Frau vor die Wahl: Band oder Familie.“ Und schon war Schluss mit Trommeln. „Da ist Halloween, das passt zu den Vampires“, sagt er nun mit Blick auf den 31. Oktober. Heintz gehört in drei Wochen zwar nicht zur Stammbesetzung, die es auf 380 Lebensjahre bringt. Sein Spezi Feldmann, der geschätzte 5000 Konzerte auf dem Buckel hat, will ihn aber für ein paar Songs auf die Bühne holen. Der in Gönnheim lebende Sänger, der sein Hobby zum Beruf und damit „gutes Geld“ gemacht hat, erinnert sich noch genau an das Aus der Band. „Unser letztes Konzert war in der Tennisbar in Bad Homburg. Wir hatten die Schnauze voll, weil die Discos Mitte der 80er auf dem Vormarsch und fast alle Live-Clubs geschlossen waren. Auf dem Parkplatz vor der Spielbank haben wir uns dann um 4 Uhr gesagt: Das war’s.“ In Landau eröffnete Feldmann später selbst eine Musikkneipe und war im Anschluss als Gastronom in der Südpfalz erfolgreich. Den Kontakt zu den über die Jahre hinweg fast 30 Bandkollegen hat er nie abreißen lassen. 27 kommen am 16. Oktober zum Ehemaligen-Treffen nach Friedelsheim. Einige werden auch in Oggersheim auf der sechsten Station der Geburtstagstournee dabei sein und sich, so vermutet Heintz, „die ollen Kamellen von damals“ erzählen. „Vampire leben ewig“, feixt Feldmann. „Aber bloß nachts“, scherzt Heintz. Scheint jedenfalls so, als hätten beide wieder Blut geleckt. Wer sich selbst davon überzeugen will: Tickets für zwölf Euro gibt’s an der Abendkasse.

x