Ludwigshafen Diabetes und zu hoher Blutdruck oft unerkannt

Bei der Gesundheitsmesse des Ärztenetzwerks Golu im vergangenen Oktober im Pfalzbau haben die Besucher einen Gesundheitsparcours durchlaufen können. Dabei ist ihr persönliches Risikoprofil ermittelt worden, in den nächsten zehn Jahren an einer koronaren Herzerkrankung, Diabetes oder Schlaganfall zu erkranken. Jetzt sind die Ergebnisse präsentiert worden.

Genau 155 Besucher nahmen an dem Gesundheitsparcours teil. An insgesamt sieben Stationen ließen sie ihr Gewicht, die Größe, den Bauchumfang sowie Blutzucker, Cholesterinwert und Blutdruck ermitteln. Außerdem füllte jeder einen Fragebogen aus. Am Ende flossen alle Ergebnisse in der Auswertung zusammen. In Form einer Ampel erhielt jeder sein individuelles Risiko, in den nächsten zehn Jahren an einer der „Volkskrankheiten“ zu erkranken. Grün steht dabei für „alles im grünen Bereich“, gelb signalisiert „Achtung“, und bei rot sollten die Teilnehmer einen Arzt aufsuchen. Jeder Teilnehmer konnte im Anschluss an den Test sein Ergebnis mit einem Mediziner besprechen. „Es ist für die Teilnehmer ein sehr zeitaufwendiges Verfahren“, weiß Hans-Joachim Greiler von der Pfizer Pharma GmbH, der das sogenannte „Gloria“-Programm betreut. Trotzdem sei es sehr gut angenommen worden. Männer und Frauen beteiligten sich gleichermaßen an der Möglichkeit zum Gesundheits-Check, wobei die Frauen geringfügig in der Mehrzahl waren. Das durchschnittliche Alter der Probanden lag um die 70. „Es ist Feldforschung. Wir sind einfach dahin gegangen, wo Leute sind und haben sie gefragt, was sie haben“, beschreibt der Vorstandsvorsitzende des Ludwigshafener Ärztenetzes Golu, Christof Heun-Letsch, den Ansatz des „Gloria“-Programms. So erfahre man am ehesten, wo Handlungsbedarf bestehe. Die Ergebnisse boten den Ärzten dann viele Überraschungen. Bei 60 Prozent aller Teilnehmer ist der Cholesterinwert, bei 65 Prozent der Blutdruck überprüfungsbedürftig. Bei einem Viertel der Teilnehmer besteht der Verdacht auf eine nicht erkannte Diabetes. Fünf Prozent wiesen ein hohes und 32 Prozent ein moderates Risiko auf, in den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt zu bekommen oder an Diabetes zu erkranken. Zusätzlich waren die Teilnehmer im Fragebogen gefragt worden, ob sie an einer überaktiven Blase leiden. „Das ist ein Tabuthema“, weiß der Internist Heun-Letsch. Viele trauten sich nicht, Inkontinenz bei ihrem Arzt anzusprechen. Doch die Erkrankung ist weit verbreitet und belastend, das zeigen die Zahlen: Rund die Hälfte der Teilnehmer hat Anzeichen für eine überaktive Blase. Als besonders belastend wurden vor allem das Aufwachen und der Harndrang während der Nacht genannt. Die Auswertung der Fragebögen zeigte, dass Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind. Diese Ergebnisse haben dazu geführt, dass die Golu sogenannte Handlungspfade bei Harninkontinenz entwickelt hat, um die Behandlung zu verbessern. „Die Aufgabe ist, viele in gute Behandlung und Versorgung zu bringen, also in der Breite wirksam zu werden“, verdeutlicht Christof Heun-Letsch. So werden beispielsweise Ärzte und medizinisches Personal für die Symptome sensibilisiert, damit die Erkrankung erkannt und enttabuisiert wird. Auch die anderen Ergebnisse des „Gloria“-Programms fließen in ein Fort- und Weiterbildungsangebot und in Präventionskampagnen innerhalb des Golu-Netzes wie auch in Verhandlungen mit Krankenkassen ein. Denn einige Krankenkassen sind bereit, für Früherkennung zu zahlen. Bei Diabetes plant die Golu für den Herbst eine Kampagne zur Früherkennung. Auch für Schlaganfälle soll ein einfaches Instrumentarium zur Früherkennung in die Praxen kommen. Das Ärztenetzwerk arbeitet außerdem an einer verbesserten Zusammenarbeit der Ärzte, etwa mit einer qualifizierten Überweisung. (rad)

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