Ludwigshafen Der Sound der Stadt

Fides Schopp und Christina Gehrlein vor Foto der Walzmühle.
Fides Schopp und Christina Gehrlein vor Foto der Walzmühle.

„Radio LU – Gespenster einer Stadt“ ist ein Projekt von Christina Gehrlein und Fides Schopp betitelt, das Klänge und Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart der Stadt in Hörstücke fassen will. Premiere der mehrteiligen Reihe war im Ernst-Bloch-Zentrum. Zugleich war die Hör-Sitzung die Finissage der Ausstellung von Fotos der Walzmühle von Timo Schuster.

Ludwigshafen einmal nicht in Bildern erleben“, versprach Pamela Pachl, die die Kulturveranstaltungen des Bloch-Zentrums kuratiert. Die Autorinnen hätten in Archiven gestöbert, Interviews geführt und „Field Recordings“, also Tonaufnahmen im Freien gemacht. Ziel sei es, Stadtgeschichte durch Hören zu erleben und die Augen auszuruhen. Die Idee, ein mediales Gegenstück zur Fotoausstellung zu präsentieren, ist reizvoll, das Publikum war erwartungsfroh. Und so saßen die Gäste vor einer leeren Bühne und lauschten zusammen mit den beiden Autorinnen dem gut dreiviertelstündigen Hörstück. Teil Eins, den Fides Schopp verfasst und realisiert hat, widmet sich der Rhein-Galerie. „Im Hafen der Stadt mit dem Anker im Stadtwappen hat ein Schiff angelegt. Neben ihm glitzern die Sonnenstrahlen auf dem Rhein, drinnen glitzert die Warenwelt“, heißt es im Programmzettel. Wir hören Schiffsgeräusche und Möwen. Eine Stimme (Sprecherinnen: Heike Schlägel, Christina Gehrlein, Leni Bohrmann) beschreibt den Menschenstrom, der vom Ausflugsschiff an Land und damit in die Stadt strömt. Die Geräusche eines plätschernden Bachs und zwitschernde Vögel sind zu hören. Doch dann wird die Geschichte der Shopping Malls erzählt und wie die Architekten Victor Gruen und Elsie Krummeck damit die Nachkriegsgesellschaft in den USA mitgeprägt haben. Wir hören von der Mall als Refugium amerikanischer Hausfrauen und rassistischen Ausgrenzungen – und fragen uns, was das mit der Rhein-Galerie zu tun hat. Und es wird immer mehr Text. Man fühlt sich in einer Vorlesung und wird von Informationen überwältigt. Ähnliches passiert im zweiten Teil, der sich mit der Walzmühle befasst. Textlich vermittelte Information nimmt breitesten Raum ein. Es gibt Interviews mit Veranstaltern, die hier Techno-Parties organisiert haben. Ein Gespräch fand spontan in einer belebten Kneipe statt, klingt akustisch nach stark komprimiertem Datenformat und ist schwer zu verstehen. Bilder vor dem geistigen Auge wollen sich keine einstellen. Die Autorinnen haben zwar Klänge und Geräusche montiert, aber die wirken disparat und stellenweise auch nicht schlüssig. Ein Gesamtbild, eine Atmosphäre entsteht nicht. Man versucht, den langen Texten zu folgen, hat Mühe damit und stellt am Ende fest, dass man nur Bruchstücke behalten hat. Es bleibt der Eindruck, dass die Chancen des Mediums nur wenig genutzt wurden. „Ich komme vom Papier, ich bin Literaturwissenschaftlerin“, sagte hinterher Christina Gehrlein. Fides Schopp hat Bühnendesign studiert, beide haben bei Projekten beim Radio Bermuda.Funk mitgewirkt. „Radio LU“ ist ihr erstes gemeinsames Hörstück. Folge drei und vier sind am 5. August um 15.30 Uhr im Hausboot in Ludwigshafen zu erleben.

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