Ludwigshafen Der Monat der Nachrufe

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Rita Falks bayerischer Regionalkrimi „Leberkäsjunkie“ ist der eindeutige Spitzenreiter unter den gefragtesten Büchern in Ludwigshafen im Monat Februar. Doch auch Billy Hutters „Karlheinz“, beflügelt von einem Auftritt auf dem Mannheimer Literaturfestival „lesen.hören“, meldet sich zurück.

Der Februar war ein Monat der Nachrufe. Mit „Gehe hin, stelle einen Wächter“ war die Amerikanerin Harper Lee im vergangenen Jahr noch einmal auf die Bestsellerlisten gestürmt, im September auch in Ludwigshafen. Bei dem Buch handelte es sich aber nicht um einen neuen Roman, sondern um eine frühere Fassung ihres über 40 Millionen Mal verkauften Erfolgs „Wer die Nachtigall stört“ aus dem Jahr 1960. Vielleicht steckten hinter dem Hype der Neuentdeckung auch nur geschickte Marketingmanager, zur Sensation wurde das Buch trotzdem. Am 19. Februar ist die scheue, zurückgezogen in Alabama lebende Grand Old Lady der amerikanischen Südstaatenliteratur nun im Alter von 89 Jahren gestorben. Umberto Eco hat zwar mit seinen letzten Büchern, der Mediensatire „Nullnummer“ und dem Verschwörungsspiel in dem Roman „Der Friedhof in Prag“, jedenfalls in Ludwigshafen keine bedeutenden Verkaufserfolge erzielt. „Der Name der Rose“, sein raffinierter, im mittelalterlichen Intellektuellenmilieu eines Klosters spielender Kriminalroman aus dem Jahr 1980, ist jedoch auch hier unvergessen. Eine der vielen klugen Bemerkungen Umberto Ecos sollte programmatisch über dem gesamten Buchgeschäft stehen. „Nur ein paar Verleger und einige Journalisten glauben, dass die Leute einfache Sachen wollen. Die Leute haben einfache Dinge satt. Sie wollen gefordert werden“, hat der scharfe Kritiker der Berlusconi-Ära einmal gesagt. Ecos letztes, nach seinem Tod im Alter von 84 Jahren am 19. Februar erschienenes Buch „Pape Satan Aleppe“, eine Sammlung von Zeitungskolumnen mit einem Dante-Zitat als Titel, hat zumindest in Italien sofort eingeschlagen. Allein am Tag des Erscheinens, am 26. Februar, wurden 75.000 Exemplare verkauft. In der Region bestens bekannt war Roger Willemsen. In Mannheim war der am 7. Februar im Alter von 60 Jahren Verstorbene alljährlich auf dem Literaturfestival „lesen.hören“ präsent. Und erst im April vergangenen Jahres, kurz bevor er mit seiner schweren Krankheit konfrontiert wurde, hatte er einen Auftritt mit der Geigerin Isabelle Faust beim Jungen Podium in Altrip. „In aller Stille“ hieß der Abend, der melancholisch um Geburt und Tod und das Dazwischen, das sich Leben nennt, kreiste. Willemsens letztes Buch, die Eindrücke aus dem Bundestag mit dem Titel „Das Hohe Haus“, erinnert jetzt noch auf der Bestsellerliste an den Toten. Im Oktober stand Billy Hutters romanhafte Dokumentation eines Lebens anhand der Hinterlassenschaften eines unscheinbaren Ludwigshafeners zum letzten Mal auf der Bestsellerliste. Nach seinem Auftritt bei „lesen.hören“ führt sein „Karlheinz“ nun die Liste in gleich zwei Buchhandlungen an. Eigentlich wäre ja längst eine zweite Auflage an der Zeit. Die 5000 Exemplare der Erstauflage sind vom Verlag ausgeliefert, die Zwischenhändler haben aber offenbar noch einen Vorrat. Der kleine, erst 2012 gegründete, in Berlin-Kreuzberg ansässige Metrolit Verlag hat jedoch im Herbst seine Produktion aus wirtschaftlichen Erwägungen vorläufig eingestellt. So ist das künftige Schicksal von „Karlheinz“ ungewiss. Einer der größten Verkaufserfolge im Buchgeschäft soll im Sommer fortgesetzt werden. Für den 30. Juli ist in London die Uraufführung eines Theaterstücks über Harry Potter von Joanne K. Rowling angekündigt. Tags darauf soll in Großbritannien, Kanada und den USA ein vorläufiges Manuskript von „Harry Potter and The Cursed Child“ (Harry Potter und das verwunschene Kind) erscheinen, das später durch eine endgültige Fassung ersetzt wird. Der achte Teil der Serie spielt 19 Jahre nach dem Ende des letzten Bandes, verriet vorab der New Yorker Kinderbuchverlag Scholastic Corporation. Wann eine deutsche Übersetzung auf den Markt kommt, steht noch nicht fest. Von den sieben Harry-Potter-Romanen wurden 450 Millionen Exemplare verkauft, allein die Verfilmungen spielten sieben Milliarden Dollar ein. Sandra Kraus, Buchhändlerin bei Dr. Kohl, empfiehlt „Die Hochzeit der Chani Kaufman“ von Eve Harris. Der Roman spielt in der orthodoxen jüdischen Gemeinde Londons und vermittelt sehr einfühlsam anhand der Hochzeitsvorbereitungen der jungen Chani Kaufman mit dem angehenden Rabbi Baruch Levy deren strenge Sitten und Gebräuche. Diese in eine Liebesgeschichte verpackte Religionsstunde wird ergänzt durch Rückblenden, in denen das Leben des Ehepaars Zilberman, Chaim und Rebecca, geborene Reuben, erzählt wird. „Ich bin hellauf begeistert“, sagt Sandra Kraus. „Weil man einen wunderbaren Einblick in das heutige jüdische Leben aus vier verschiedenen Perspektiven bekommt.“ Buchladen Gartenstadt 1. Rita Falk: Leberkäsjunkie 2. Dora Heldt: Böse Leute 3. Martin Walser: Ein sterbender Mann 4. Paul Tremmel: Mei Eltre waren reiche Leit 5. Michael Robotham: Der Schlafmacher Buchhandlung Dr. Kohl 1. Billy Hutter: Karlheinz 2. Rita Falk: Leberkäsjunkie 3. Robert Seethaler: Ein ganzes Leben 4. Marianne Koch: Körperintelligenz 5. Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenschwur Leseecke Oppau 1. Rita Falk: Leberkäsjunkie 2. Anne Hild: Das hCG Kochbuch 3. Elisabeth Herrmann: Die siebte Stunde 4. Charlotte Link: Die Betrogene 5. Inge Lorenz: Die Fürstin Pro Buch 1. Billy Hutter: Karlheinz 2. Jürgen Todenhöfer: Inside IS – 10 Tage im „Islamischen Staat“ 3. Werner Appel: Der Ebertpark 4. Hookemann und Hexenritt. Sagen der Kurpfalz 5. Roger Willemsen: Das Hohe Haus Thalia in der Rheingalerie 1. Rita Falk: Leberkäsjunkie 2. Klaus-Peter Wolf: Ostfriesenschwur 3. Jojo Moyes: Ein ganz neues Leben 4. Keri Smith: Mach dieses Buch fertig 5. Tommy Jaud und Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich

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