Ludwigshafen Der Klang der Schmetterlinge

„Subtilia“ brachte das Sommergefühl mit in die Kirche.
»Subtilia« brachte das Sommergefühl mit in die Kirche.

«Neuhofen.»Ein Sommernachtskonzert mit Publikumsbeteiligung hat die protestantische Kirchengemeinde Neuhofen am Freitag anlässlich der Sonnenwende veranstaltet. Das Instrumentaltrio „Subtilia“ mit Flöten, Cello und Orgel spielte Musik französischer Meister, das Publikum durfte das Kirchenlied „Geh aus, mein Herz und suche Freund“ singen. Dazu gab es stimmungsvolle Bilder mit sommerlichen Motiven.

Es ist ein idyllischer Winkel in Neuhofen: das Kirchgässl mit dem Pfarramt, dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus, der Kirche und dem Vorplatz mit den prächtigen Linden und dem Denkmal für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71. Hier war am Freitagabend nichts vom Fußballfieber und anderen Tollheiten unserer Spaßgesellschaft zu verspüren. In der Kirche gab es stattdessen ein kleines, feines Kulturerlebnis für alle, die Ruhe, Einkehr und Musikgenuss suchten. Von der Empore erklang die Musik des Trios „Subtilia“. So nennt sich das Ensemble in Anspielung auf den lateinischen Begriff, der unter anderem „fein“ und „feinfühlig“ bedeutet, wie auf den Umtrunk unter den Linden – lateinisch heißt die Linde Tilia –, der sich an das Konzert anschloss. Annette Maiwald-Böhme mit diversen Blockflöten, Gerhard Vidal am Cello und Christine Gölzer an der Kirchenorgel intonierten klangvolle Barockmusik von überwiegend hierzulande wenig bekannten Komponisten aus dem benachbarten Frankreich. Den Auftakt machte allerdings, wie in der Kirche üblich, die Orgel. Christine Gölzer, Frau des Pfarrers Ralph Gölzer und selbst Pfarrerin in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche, spielte das G-Dur Präludium von Johann Sebastian Bach. Ein zupackendes Vorspiel, das die Vitalität und Gemütsauffrischung der sonnenreichen Jahreszeit klangvoll unterstrich. Anschließend war das Publikum gefragt. Auf der Leinwand erschienen nach und nach die ersten drei Strophen des gemeinsamen Lieds, das aus der Feder des großen Dichters des evangelischen Kirchenlieds, von Paul Gerhard, stammt. „Geh aus, mein Herz…“, klang es nun mit verhaltenen aber auch kräftigen Stimmen. Besinnung und Einkehr waren dann beim Klang zarter Flötentöne angesagt. Annette Maiwald-Böhme hatte Sopranino-, Sopran- und Altflöten dabei, darunter Kopien französischer Barockflöten des 18. Jahrhunderts mit kunstvollen Silberbeschlägen. Damit interpretierte sie Werke von Jean Xavier Lefevre (1763-1829) und Caix d’Hervelois (1680-1759) sowie Anne Danican-Philidor (1681-1728). Lustvoll tirilierend kam das Solo „Le Papillon“ von d’Hervelois daher. Vor dem inneren Auge des Zuhörers flatterte der bunte Schmetterling durch die Kirche und die von Farbe und Lebenskraft strotzende Szenerie erschien auf der Leinwand. Ebenso gefühl- wie kraftvoll unterstrich Gerhard Vidal mit seinem Cellospiel die Botschaft der gespielten Werke und beförderte das Spiel des Trios. Sein sonorer Ton war ein schöner Kontrast zu dem strahlenden Sopran und Alt der Flöten. Mit Akkorden untermalte Christine Gölzer das Ganze mit ihrem elegant zurückhaltenden Orgelspiel. Sie setzte auch den glanzvollen Schlusspunkt mit der Fuge in G-Dur von Johann Sebastian Bach. Pfarrer Ralph Gölzer lud anschließend zum Umtrunk auf den Vorplatz unter den Linden und bat um Spenden für eine Solaranlage auf dem Kirchendach. Das Publikum zeigte sich begeistert. „Wir sind hin und weg, haben sowas noch nicht erlebt“, schwärmte Maria Maiwald aus Mannheim, die mit ihrem Gatten Wolfgang gekommen war. Vor allem die Kombination von Bildern und Musik und, dass man mitsingen konnte, fanden sie gelungen.

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