Ludwigshafen Der feine Unterschied

Arnim Töpel mit seinem Erstlingswerk „De Schorle-Peda“.
Arnim Töpel mit seinem Erstlingswerk »De Schorle-Peda«.

«Oppau.» Beste Stimmung hat am Mittwochabend bei der Lesung des Mundartdichters, Musikers und Kabarettisten Arnim Töpel im Hof der Oppauer Buchhandlung Leseecke geherrscht. Töpel ließ seine Helden aus den Kurpfälzer Mundart-Krimis lebendig werden, griff zwischendurch in die Tasten und begeisterte damit sein Publikum.

„Ich bin kein Pfälzer, ich bin Kurpfälzer“, stellte sich Arnim Töpel in der Leseecke vor. So genau nahmen das die Ludwigshafener Freunde seiner Mundartkrimis aber nicht und akzeptierten ihn dennoch als ihresgleichen. Es sind ja auch nur Nuancen, die den Dialekt von Töpel, der in Walldorf aufgewachsen ist, vom hiesigen trennen. Und doch gibt es sie, die feinen Unterschiede in Betonung und Sprachgebrauch, die im Laufe des Abends zutage treten. Auf Töpels Vorgabe „Ich bin doch ned ...“ antwortete sein Publikum ohne Zögern „... bleed“. Sein Protagonist im Mundart-Krimi aber sagt „dabbisch“, was in Ludwigshafen eigentlich auch gebräuchlich ist. „Dabbisch“ bezieht der Vorderpfälzer jedoch eher auf das Gegenüber und nicht auf sich selbst. Der einstimmige Chor aus dem Zelt zeigte klar, wie die Ludwigshafener ticken. Das ließ den feinen Unterschied deutlicher werden als die hierzulande völlig fremde Vokabel Muffzekopp. So heißt einer von Töpels Krimis, und Muffzekopp würde man in der Pfalz wohl als Muffelkopp übersetzen. Bis auf kleine Verständigungsschwierigkeiten lagen Künstler und Publikum jedoch von Anfang an auf einer Wellenlänge. Er habe sich über all die Regionalkrimis geärgert, denn keiner verwende Dialekt, erzählte der Autor. Dem half er selbst ab. Töpel hat mittlerweile fünf Krimis verfasst – seit 2013 jedes Jahr einen. Sein kompromisslos Kurpfälzisch babbelnder Kommissar Günda ermittelt seitdem erfolgreich. Köstlich sind vor allem seine Konversationen mit dem Hochdeutsch parlierenden Assistenten Fritjof Freese. Der ist im Mundartmilieu der kurpfälzischen Provinz natürlich gewaltig gehandicapt. Der Debüt-Roman der Kommissar-Günda-Reihe heißt „De Schorle-Peda“. Dem Pfälzer wird schon beim Titel warm ums Herz, der Inhalt sorgt aber eher für Schaudern: Schorle-Peda wird ermordet und der Tschief – so heißt Kommissar Günda bei seinen Kollegen – ermittelt. Er ist der Leiter der Sokodo, der Sonderkommission für Vun-do-Schpreschla. Töpel baut vor und warnt sein Publikum: Mundart sprechen sei schwer für nicht Eingeborene, Mundart lesen sogar für Muttersprachler. Deshalb empfiehlt er, laut zu lesen. Dann erschließe sich der Text viel besser. In „Muffzekopp“ geht es dann um die Ermordung eines Buchhändlers. Was Antje Geiss, die Gastgeberin des Abends und selbst Buchhändlerin im Anbetracht dessen empfindet, lässt sie nicht verlauten. Dafür sagt sie, dass sie sich über das volle Zelt freut und darüber, dass die Veranstaltung ausverkauft ist. Mindestens einmal im Jahr gebe es in der Leseecke eine solche Veranstaltung. „2017 hatten wir ein Krimi-Dinner“, erzählt Geiss, und Krimi-Autor Harald Schneider sei mit seinem Kommissar Palzki auch schon zu Gast gewesen. Kunden wie Heike Schumann aus Mundenheim wissen das zu schätzen. „Es war sehr unterhaltsam“, befand sie und lobte auch die Lieder, die Töpel einstreute.

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