Ludwigshafen Der FC Arminia lebt

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Ludwigshafen. Viel bitterer geht es nicht. Mit der letzten Aktion eines packenden Fußball-Oberligaspiels hat Schott Mainz gestern Abend dem FC Arminia Ludwigshafen den Sieg entrissen. Das 3:3 (0:2) fühlt sich nach beeindruckender zweiter Halbzeit und toller Aufholjagd wie eine gefühlte Niederlage an.

Nach dem Abpfiff entlud sich der Zorn der Arminen. Da wurden Wasserflaschen zu Boden geschleudert, Schuhe und Schienbeinschoner auf die Auswechselbank gedonnert und lautstark geflucht. Nach einem zu kurz abgewehrten Freistoß hatten die Gäste das Durcheinander im Strafraum genutzt und mit dem 3:3 den letztlich glücklichen Punkt gesichert. „Ich bin sauer. In der zweiten Hälfte haben wir überragend gespielt, aber uns nicht belohnt. Der Trainer hat uns in der Pause super motiviert“, sagte Ihsan Erdogan. Der Mittelfeldspieler hatte mit einem feinen Freistoß an die Latte das Zeichen zur Aufholjagd gegeben. Fabio Schaudt, der mit großem Laufpensum gefiel, ärgerte sich ebenso. „Nach dem Wechsel haben wir fast keine Chancen der Mainzer mehr zugelassen und alles gegeben. Das war auch spielerisch gut von uns, doch dann fällt in der letzten Sekunde noch das blöde 3:3“, stöhnte Schaudt. Nach einer viel zu passiven, fast blutleeren ersten Hälfte, in der die Arminia ohne Torchance blieb, kam das Team wie verwandelt aus der Kabine. Da wurden Zweikämpfe gewonnen, der Gegner zu Fehlern gezwungen und es gab viele gute Offensivaktionen. Kurzum, im Spiel der Platzherren war plötzlich mehr Leben. Die Mannschaft spielte mit Leidenschaft und Begeisterung. Und ganz wichtig: Der Funke sprang auf die rund 230 Zuschauer über. Die gingen fast enthusiastisch mit, feuerten das Team lautstark an. Auf der Tribüne herrschte eine Stimmung wie lange nicht mehr. Die Tore des FCA von Joker Gianluca Ferraro, der sich als belebendes Element erwies, sowie der starken Nico Pantano und Dennis Lodato waren keine Abstauber, keine Treffer nach Standardsituationen, sondern großartig herausgespielt. „Ich bin hochzufrieden. Wir haben das Blatt gewendet und die Zuschauer mitgenommen. Dann besteht immer die Gefahr, dass man überdreht. Beim 3:3 waren wir zu unkoordiniert“, analysierte FCA-Trainer Frank Hettrich, der zugab, nach einem solchen Spiel erst einmal herunterkommen zu müssen. Sicher darf man die schwache erste Hälfte nicht vergessen, als dem FCA kaum etwas gelang. „Da waren wir gedanklich zu langsam. Mainz hatte die bessere Spielanlage und Passqualität“, monierte Hettrich. Die zweite Halbzeit entschädigte jedoch. „Es war ein Riesenspiel. Ich habe lange nicht erlebt, dass die Zuschauer so mitgegangen sind. Nach dem Tor zum 3:2 ist die Stimmung förmlich explodiert“, staunte Verteidiger Jan Rillig. Der Mediziner spielte vorerst zum letzten Mal, weil er für vier Monate aus beruflichen Gründen nach St. Gallen geht. Im Stadionheft hatte Rillig eingeräumt, dass die Arminia im Vorjahr viel Kredit verspielt habe und die Zuschauer gebeten, Geduld mit dem neuen, jungen Team zu haben. Die Fans haben offenbar ein gutes Gespür und unterstützten die Spieler. Die haben das Vertrauen im zweiten Abschnitt zurückgezahlt. Sport |thl

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