Ludwigshafen Auf ein Neues

Ludwigshafen

. Der Tabellenführer und frischgebackene Aufsteiger TSG Ludwigshafen-Friesenheim trifft auf den Sechsten Nordhorn-Lingen. Und doch ist die Partie am Samstagabend ein Verfolgerduell. Ein Verfolgerduell des Zweiten gegen Dritten – der Torschützenliste. Sowohl Friesenheims Philipp Grimm (224 Tore), als auch Nordhorns Bobby Schagen (223) liegen zwei Spieltage vor Saisonende hinter Tim Suton von der HG Saarlouis (229) aussichtsreich im Rennen. Aussichtsreich lag auch die HSG Nordhorn-Lingen lange Zeit im Aufstiegsrennen. Mitte März, am 27. Spieltag, lauerten die Emsländer gerade einmal zwei Zähler hinter dem Dritten Bietigheim – und auch nur vier Punkte hinter den „Eulen“, auch damals Spitzenreiter. Dann allerdings folgten vier Niederlage in Serie, der Traum von der Rückkehr ins Oberhaus zerplatzte wie die berühmte Seifenblase. Seit dem vergangenen Wochenende kann die HSG nun auch rechnerisch, trotz einer seit fünf Spielen anhaltenden Siegesserie, nicht mehr aufsteigen. Es wäre sowieso ein Aufstieg, der für den Klub, der sich nach schwierigen Jahren noch immer in der Phase der Konsolidierung und des Neuaufbaus befindet, vermutlich zu früh käme. HSG-Trainer Heiner Bültmann arbeitet mit dem kleinsten Kader der Zweiten Liga. Immerhin kann Nordhorn nicht mit den Etatgrößen der Zweitliga-Spitzenklubs mithalten. Doch es scheint Schritt für Schritt bergauf zu gehen. Seit Dezember des Vorjahres findet die Hälfte der Heimspiele der HSG in der Emslandarena in Lingen statt, neben dem Euregium in Nordhorn nun die zweite Heimspielstätte – der Zuschauerschnitt ist seitdem um 50 Prozent nach oben geklettert. Das anfangs skeptisch beäugte Projekt „zwei Städte - ein Team“ der Regionen Grafschaft Bentheim mit der Stadt Nordhorn und Emsland mit der Stadt Lingen scheint sich auszuzahlen. In der kommenden Saison soll der Etat um rund zehn Prozent auf dann rund eine Millionen Euro klettern. Finanziell kann das auf dem angestrebten Weg zurück in die Bundesliga nur ein Zwischenschritt sein. Immerhin, so heißt es, gibt es keine Probleme bei der Lizenzerteilung. Die wurde von der Lizenzierungskommission der Handball-Bundesliga am Donnerstag erteilt. Das war in Nordhorn schon mal anders. Rückblick: Anfang 2000 erlebte der Klub dank der finanziellen Unterstützung von Bernd Rigterink, dem Inhaber einer Spedition, einen Aufschwung. Der Kader wurde mit einigen schwedischen Welt- und Europameistern aufgepeppt – für die Zweite Liga wohlgemerkt –, der Verein stieg mit nur zwei Verlustpunkten auf – und erreichte in der Saison darauf auf Anhieb die deutsche Vizemeisterschaft. Es folgten vier Teilnahmen am Final-Four-Turnier um den DHB-Pokal und ein Europacup-Sieg. Für die HSG spielten damals beispielsweise Bjarte Myrhol (heute Rhein-Neckar-Löwen), Holger Glandorf (heute SG Flensburg-Handewitt), Ola Lindgren (heute schwedischer Nationaltrainer) und Ljubomir Vranjes (heute Trainer der SG Flensburg-Handewitt). Ende 2008 stand dann aber die Steuerfahndung bei einigen Spielern und Offiziellen vor der Tür. Der Verdacht der Steuerhinterziehung stand im Raum. Es hieß, es soll Schwarzgeld geflossen sein. Ob an dem Verdacht etwas dran ist, wurde nie endgültig geklärt. Kurze Zeit später musste der Verein einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen – und am Ende der Saison zwangsabsteigen. An den Spätfolgen davon knabbert der Verein noch heute.

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