Ludwigshafen Auch Jazzer können rocken

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Ab und an etwas Neues ist immer gut. Auch das Jazz Ensemble Baden-Württemberg will nicht einrosten und hat ein neues Kapitel der Bandgeschichte aufgeschlagen. Mit veränderter Besetzung, neuem Programm und neuer CD war das Ensemble zu Gast in der Mannheimer Alten Feuerwache.

Peter Lehel und Thomas Siffling sind als Organisatoren und Begründer von Anfang an dabei, fürs neue Projekt haben sie die Besetzung zum Oktett erweitert. „The Doors – without words“ heißt die neue, bei Jazznarts Records erschiene CD und widmet sich den Songs der Rockband The Doors. Die jazzigen Arrangements hat Nicolai Thärichen geschrieben. Das Original erkennt man nicht immer sofort, wenn es harmonisch und rhythmisch so kreativ und avanciert bearbeitet wird wie hier. Da finden sich Slide-Klänge des Gitarristen, jede Menge Groove, exquisite Sounds und harmonische Raffinesse. Die Rocksongs wurden von den Erlesenheiten des Jazz regelrecht aufgesogen. Das groovte nicht nur gewaltig, sondern rockte mitunter auch nicht schlecht. Bei „Waiting for the Sun“ allemal. Die bluesigen Slide-Klänge des Gitarristen Jo Ambros bildeten hier einen schönen Kontrast zu den Power-Riffs der vier Bläser. Avancierte Harmonien, wie man sie in modernen Big-Band-Arrangements gewohnt ist, hielten hier Einzug, reiche Farben, nächtlich leuchtend, etwa von der gestopften Trompete. Kaleidoskopisch öffneten sich hier die Klangprismen, die schwebenden Sounds der E-Gitarre, der Orgel, der Bläser. Ebenso vielfältig änderten sich Stile, Gesten, Atmosphäre. Das klang manchmal nach New Orleans Jazz mit lustig röhrenden Trompetentönen. Funky Bläsersätze mischten die Songs immer wieder auf, mitunter wurde da fast Motown-Sound produziert. Expressiv die Soli, etwa das hymnische Tenorsaxophon und das ornamentreich geschlängelte Sopransaxophon von Peter Lehel und die wirbelnden Trompetenlinien von Thomas Siffling. Saftig beherzte Posaunensoli lieferte Uli Röser, ein expressiv angerautes Baritonsaxophon blies Sebastian Nagler. „Light my fire“ zündete gut in den knackigen Bläserakzenten. Bei „Blue Sunday“ dachte man eher an eine verschattete Jazzballade als an einen Rocksong. Die Orgel war wesentlich für den Sound der Doors, hier brauchte Johannes Bartmes seine dunkel glimmenden Sounds ins musikalische Geschehen ein. Mit blinkenden Fender-Rhodes-Klängen leitete er passend „Riders on the Storm“ ein. Ein Hauch Italo-Western durchwehte die Bearbeitung dieser Nummer, es entstand eine düster romantische Atmosphäre mit E-Gitarre à la Morricone. Dirk Blümlein am E-Bass und Christian Huber am Schlagzeug komplettierten die Band. Apokalyptisch begann „The End“, wurde zur ruhig und hymnisch strömenden Elegie, vom Flügelhornsolo ruhig entwickelt und zusammen mit der Bläsermannschaft machtvoll hochgesteigert. Das alles war reich an Ideen und aparten Klängen, war erfrischend und ambitioniert. Und machte klar: Auch Jazzer können rocken.

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