Ludwigshafen Arbeitsmodelle für jede Lebensphase

Frauen in Führungspositionen sind in der Wirtschaft immer noch in der Minderheit. Um Kinder und Karriere leichter vereinbar zu machen, sollten Unternehmen eine moderne Personalpolitik mit flexibleren Arbeitszeitmodellen machen. So lautet das Fazit des ersten Frauenwirtschaftstags im Ostasien-Institut der Hochschule, an dem 70 Frauen teilgenommen haben.

Schirmherrin war Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU): „Es ist richtig, dass Frauen in Politik, Wirtschaft und sozialen Bereichen eine große Rolle spielen.“ Lohse wies zugleich aber darauf hin, dass Frauen in den oberen Führungsetagen und in der Gremienarbeit nach wie vor fehlten. Besonders benannte sie für Ludwigshafen die Branchen Energie- und Sparkassenwirtschaft, die in Frauenführungsfragen noch Nachholbedarf hätten. Betriebswirtin Silke Eilers vom Institut für Beschäftigung der Hochschule Ludwigshafen stellte die lebensphasenorientierte Personalpolitik als frauen- und männerfreundliche Zukunftsstrategie für Unternehmen vor. Hier geht es darum, in besonderen Lebensphasen, beispielsweise der Familiengründung, bei der Betreuung von Kleinkindern oder der Pflege von Angehörigen mehr berufliche Flexibilität zu ermöglichen. Beispielsweise durch flexible Arbeitszeiten und -orte (Home-Office), betriebliche Kitas oder Beratungsstellen und Fortbildungen zur Vereinbarkeit von Beruf und jeder Lebensphase. Frauen betreffe das besonders, weil sie immer noch diejenigen seien, die die Babypause als Karriereknick zu spüren bekommen, meinte Eilers. Unternehmen, die ihre Arbeitskräfte langfristig binden wollen, ließen sich über die Kinderbetreuung bis zum Gesundheitsangebot heute einiges einfallen, was auch Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert. Das gelte jedoch vor allem für Büroberufe und hochqualifizierte Fachkräfte großer Unternehmen. Verena Gaisbauer, Personalchefin beim Pharmakonzern Abbvie in Ludwigshafen, schilderte an Praxisbeispielen, wie Rahmenbedingungen aussehen müssen, damit Frauen gleichberechtigt Karriere machen können. Mit flexiblen Arbeitszeiten und Kinderbetreuungslösungen erleichtere das Unternehmen Müttern den Wiedereinstieg in den Beruf. Abbvie versuche außerdem, seinen Angestellten den Alltag zu erleichtern. Etwa durch eine Paketpackstation auf dem Firmengelände oder eine firmeneigene Wäscherei mit Bügelservice. Ein anonymes Sorgentelefon für Mitarbeiter helfe bei der Bewältigung von Umbrüchen im Privaten, die Auswirkungen auf die Arbeit haben. Cornelia Mast, Sprecherin der Geschäftsleitung der Pfaff Industriesysteme und Maschinen GmbH, sprach über Erfolgsfrauen in Männerdomänen. Die in der Führungsebene eines Maschinenbau-Unternehmens angekommene Betriebswirtin und Finanzbuchhalterin ermutigte Frauen, ihre Bescheidenheit zu überwinden, aktiv Verantwortung einzufordern und die eigene Karriere aktiv mit zu gestalten. Sie beschrieb Mut, Durchsetzungsvermögen, hohen Zeiteinsatz und Ehrgeiz und Bereitschaft zu Netzwerkarbeit als unerlässliche Erfolgseigenschaften. In Netzwerke müsse man erst einmal Zeit und Kraft investieren, bevor sie sich langfristig auszahlten, so Mast. Beim Frauenwirtschaftstag waren Unternehmerinnen, Beamtinnen, Angestellte, Selbstständige und Berufseinsteigerinnen vertreten. Etwa fünf Stunden Programm haben die Gleichstellungsstelle der Stadt Ludwigshafen und das Frauennetzwerk Business and Professional Women Germany Club Mannheim-Ludwigshafen zusammengestellt. (css)

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