Ludwigshafen Alles auf rot

Mannheim

. Für die Fans des SV Waldhof Mannheim gab es in den vergangenen Tagen gute Nachrichten. Mit Jannik Sommer (FK Pirmasens) und Giuseppe Burgio (SpVgg Neckarelz) verpflichtete der ehemalige Bundesligist zwei der besten offensiven Außenbahnspieler der Regionalliga. In Michael Fink (Erzgebirge Aue) und Hanno Balitsch (FSV Frankfurt) werden in den kommenden Tagen bundesligaerfahrene Akteure hinzukommen, die zuletzt Stammspieler in der Zweiten Liga waren. Außerdem kommt Alban Sabah (Dynamo Dresden) aus der Dritten Liga. In der kommenden Saison sollte der Klub mit diesen Investitionen in der Lage sein, im oberen Tabellendrittel der Regionalliga mitzuspielen – mindestens. Bei den Vertretern der Stadt gab es fast parallel dazu in der vorvergangenen Woche dagegen ungläubige Reaktionen. Es ging um die Finanzen beim SVW. Die Stadt überweist dem Klub jedes Jahr einen Betriebskostenzuschuss für das Carl-Benz-Stadion. Diesen ließ sich Klaus-Rüdiger Geschwill als Sicherheit festschreiben, damit er ein aktuelles Finanzloch des Vereins schließt. Der SVW-Schatzmeister musste mit privatem Geld einspringen, damit die Mai-Gehälter bezahlt werden können. Geschwill ist nicht zum ersten Mal der „Retter“, wenn die Finanzmittel beim SVW knapp werden, überrascht waren die Mitarbeiter im Rathaus, weil sie dachten, durch das Engagement der Mannheimer Runde, einem Zusammenschluss von etwa 100 Unternehmen der Rhein-Neckar-Region, wäre der Klub finanziell solide aufgestellt. Im Vergleich zu den Vorjahren ging den Mannheimern das Geld nicht schon zu Jahresbeginn aus, sondern erst kurz vor Saisonende – frei von Sorgen ist der SVW deshalb nicht. Das soll sich allerdings langfristig ändern, denn mit der Ausgliederung der Profi-Abteilung in eine Spielbetriebs-GmbH will sich der Klub professionell aufstellen. Wenn dieser Beschluss auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gefasst ist, werden Sponsorenverträge aus dem Kreis der Mannheimer Runde in einer Größenordnung von etwa 800.000 Euro wirksam, mit denen der SVW sein Sportbudget auf etwa 1,2 Millionen Euro verdoppeln könnte. Wird dieser Entschluss aber nicht gefasst, würden die Verträge verfallen und der Regionalligist wäre schnell zahlungsunfähig. Im Grunde müssen die Mitglieder den eingeschlagenen Weg also mitgehen, wenn sie das Aus ihres Klubs nicht herbeiführen wollen – ihnen bleibt damit keine Wahl. „Dieses Risiko ist uns bewusst. Wir gehen davon aus, dass wir die Mitglieder von der Notwendigkeit einer Ausgliederung überzeugen können und ein solcher Beschluss gefasst wird. Aus der Sicht des Aufsichtsrates ist eine Ausgliederung der einzig gangbare Weg“, sagt Wolfgang Bielmeier. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates gab mit seinen Kollegen vor einer Woche den vorgelegten Etat des SVW-Präsidiums frei, obwohl er von der Unsicherheit ob der Gegenfinanzierung weiß. Bielmeier vertraut dem Präsidium um Präsident Steffen Künster, dass das notwendige Kapital zur Gründung einer Spielbetriebs-GmbH in Höhe von einer Million Euro zur Verfügung stehen wird. „Es laufen, wie uns gesagt wurde, gute Gespräche mit einem Investor“, erklärt Bielmeier. Fakten dazu gibt es bislang nicht. Der Aufsichtsrat verlässt sich auf Aussagen der Vereinsspitze, der er in den zurückliegenden drei Jahren bei der ordentlichen Mitgliederversammlung jeweils mangelndes Vertrauen vorwarf. Kommende Woche sollen Gespräche mit einem Investor geführt werden. Ein namentlich bekannter weiterer möglicher Investor – der weltweit tätige Unternehmer Bernd Beetz – wurde von der Klubführung abgelehnt, weil der sein Engagement an die Bedingung geknüpft hatte, dass der langjährige Geschäftsstellenleiter des SVW, Andreas Laib, ein Teil der Geschäftsführung bleibt. Das Präsidium will sich aber von Laib trennen. Im Moment tänzelt der Klub auf einem dünnen Seil. Er investiert Geld, dass er nur dann erhält, wenn zwei Dinge eintreffen: Der bislang nur dem Präsidium bekannte Interessent wird tatsächlich zum Investor und stellt dem Klub mindestens eine Million Euro zur Verfügung – und die Vereinsmitglieder stimmen einer Ausgliederung der Profi-Abteilung zu. Ein riskantes Unterfangen.

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