Ludwigshafen Alles anders

Lange waren die Galerientage des Galerienverbandes Rhein-Neckar im Mannheimer Kunstverein eine hektische Drei-Tage-Veranstaltung. In diesem Jahr ist die regionale Leistungsschau bei der Nummer 20 angekommen und bei der ordnenden Hand des Kunstvereinsleiters Martin Stather. Der zieht aus 13 teilnehmenden Galerien eine „Quersumme“ (Ausstellungstitel) und verlängert auf einen Monat Laufzeit. Das neue Arrangement funktioniert.

Der magentafarbene „Große Feldhase“ von Ottmar Hörl wurde von der Galerie Kasten ins Rennen geschickt. Man muss das überdimensionale Kitschobjekt nicht ernst nehmen; zu Recht wurde es in den Innenhof verbannt. Drinnen im Ausstellungspavillon geht es zugegeben sehr verhalten zu. Gedämpfte Farben, ansprechende Qualitäten. Dass Blanka Heinecke von der März Galerie Bernhard C. Striebel zu einer garantiert unverkäuflichen Arbeit in situ überredet hat, ist aller Ehren wert. Der über das Lichtband unter der Empore laufende Fries in Gelb, Grüne, Grau und Rot ist ein Kabinettstück aus der nie versiegenden Wundertüte der immer wieder überraschenden Konkreten Kunst. Gegensätze ziehen sich an? Der Wormser (Holz-)Bildhauer Walter Schembs, der von Günther Zulauf aus Freinsheim vertreten wird, hat ein wuchtiges Reiterstandbild mit stürzendem Reiter eingeliefert, dem der Mittelteil fehlt. Man denkt an Marino Marini und daran, was für gute Leute es doch gibt in der Pfalz: So sieht kernige Arbeit aus dem Material aus. Bei den Arbeiten von Kanjiro Moriyama allerdings kommt man schwer ins Grübeln. Wie hat der japanische Top-Keramiker es geschafft, diese dünnwandigen abstrakten Plastiken herzustellen? Die Heidelberger Galerie Marianne Heller hat diesen stillen Virtuosen im Programm. Still, aber auf eine andere Weise, sind auch die neuen Schwarzweiß-Fotos kanarischer Landschaften von Peter Schlör, mit denen die erstmals teilnehmende Galerie Peter Zimmermann auf der Empore eindrucksvolle Duftnoten setzt. Zimmermann residierte in der Oststadt, Sebastian Fath wird das nächsten Monat in der Werderstraße ebenfalls tun, womit seine showroom-freien Jahre ihr Ende finden. Aus seinem Bestand sind Arbeiten der amerikanischen Foto- und Performancekünstlerin Nan Hoover zu sehen, deren Nachlass Galerist Fath betreut. Mit fast schon klassischen „Köpfen“ und Zeichnungen von Rainer Kriester ist die Galerie Arthea am Rosengarten vertreten, mit menschenleeren, düstergrau verrätselten Stadtansichten von Stefan Hoenerloh die Galerie Keller; man muss schon nahe herantreten, um in der Farbtextur die Texte zu erspähen. Lichtkinetische Arbeiten aus der Ladenburger Galerie Linde Hollinger runden den plastischen Teil der Ausstellung ab. Dass die Malerei vorwiegend weiblich ist, beweisen die Beiträge der Neustädter Galerien Aspekt (Christine Schön, die den klassischen Tondo reanimiert) und Up Art (spitzendeckchenschöne Scherenschnitte von Gabriele Basch), sowie Julia Philippi aus Heidelberg (mit Mane Hellenthal) und Nisters aus Speyer. Letztere hat mit Tina Juretzek eine feste Größe des Kunstmarkts im Angebot.

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