Ludwigshafen Absturz in die siebte Liga

LUDWIGSHAFEN. Befürchtet haben es viele, wahrhaben wollte es niemand, am allerwenigsten schienen die Spieler die drohende Abstiegsgefahr realisiert zu haben. Der verpasste Oberliga-Aufstieg von Fortuna Mombach sorgt für bittere Realität: Nach 2001 steigt Fußball-Verbandsligist SV Südwest Ludwigshafen als Drittletzter zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte in die Landesliga ab. Es ist ein Absturz in die siebte Klasse: Tabellenplatz 14, 28 Punkte bei 45:79 Toren – so schlecht kickte Südwest in 17 Jahren Verbandsliga noch nie.

Selbst das Abstiegsdesaster vor 13 Jahren fiel glimpflicher aus: Tabellenplatz 14, 35 Punkte bei einer Trefferquote von 35:51. „Ein herber Schlag für den gesamten Verein“, beschreibt Fußball-Chef Michael Wassner die „maßlose Enttäuschung“ über den Absturz. So ganz überraschend kam der allerdings nicht. Schon seit acht Jahren, ausgenommen die Saison 2007/2008, als unter Trainer Gerd Backes Platz sieben erreicht wurde, kämpfen die Blau-Weißen um den Ligaverbleib. Manchmal, wie 2011 in Haßloch, konnten sie sich erst am letzten Spieltag retten. In Anbetracht des Verletzungspechs und der bescheidenen Qualität der Mannschaft, „der es grundsätzlich an Teamgeist und Leistungsbereitschaft mangelte“, so Trainer Peter Kobel, war das Unheil zu erwarten. Als Coach Tomo Mrkic aus beruflichen und privaten Gründen im Winter ausstieg und von Kobel (44) als Übungsleiter abgelöst wurde, ahnte er wohl schon Schlimmes. Schon die Vorbereitung, nachdem 13 Abgänge wieder einen totalen Neuaufbau erforderten, wirkte alles andere als professionell und planvoll. „Es war ein schwerwiegender Fehler, dass Trainer Mrkic in seiner Heimat Urlaub machte und nicht da war, als ein neuer Kader zusammengestellt werden sollte“, gesteht Wassner im Rückblick. Ohne kritischen Meinungsaustausch hing die Suche nach verbandsligatauglichen Spielern fast allein an ihm. Es wurden Leute verpflichtet, die Mrkic erst zum Trainingsauftakt näher kennenlernte. Von den 25 eingesetzten Akteuren waren 16 neu im Kader. Celik, Kautz, Raimer, Yilmaz und Uluköylü meldeten sich noch während der Runde ab. Von Dennis Becht, Berkan Celik, Ali und Emre Aslan, Serdar Yilmaz oder auch David Steckbauer hatte der Verein mehr erhofft. Imponieren konnten wenige. Das starke Brüderpaar Hamdi und Sencer Koc oder die jungen Abwehrspieler Fabian Sombetzki und Marcel Mappes, der verletzungsbedingt allerdings erst spät Tritt in der ungewohnten Liga fand. „Es sind Spieler im Kader, die sich überschätzen, obwohl sie auf dem Niveau der Liga noch nicht angekommen sind,“ kritisierte Trainer Kobel entlarvte Unzulänglichkeiten. Der Abstiegskampf wurde für ihn nicht entschlossen genug angenommen. „Ich konnte aber nur die aufstellen, die ich hatte.“ Bei den Fans machte der Eindruck vom „konzeptlos zusammengewürfelten Haufen“ die Runde. Kein erfahrener Führungsspieler, kein respektierter Abwehrchef, kein echter Ideen- und Impulsgeber, kein verbissener Siegeswille. Unordnung, Verunsicherung und Resignation auf dem Platz waren die Folge permanenter Umstellungen wegen Verletzungen und Formschwäche. Shenasi Ademi, Kapitän Armend Neziraj oder Sencer Koc stemmten sich vergeblich gegen den Untergang. „Daran gemessen waren 13 Punkte, die wir in elf Spielen geholt haben noch eine erstaunlich gute Ausbeute“, rechnet Kobel vor. Der Traditionsverein stand mit 15 Zählern auf Platz 13 als Tomo Mrkic nach 19 Spielen ging. Südwest war mit drei Niederlagen gestartet (3:11 Tore) und gewann erste Punkte beim damaligen Schlusslicht VfL Neustadt. Den 5:3-Sieg besorgte der fünffache Torschütze Sencer Koc fast im Alleingang. Der dribbelstarke Stürmer war am Ende auch erfolgreichsten Angreifer mit 15 Treffern, gefolgt von Ali Aslan (11), David Steckbauer (7) und dem 39 Jahre alten, vorbildlich engagierten Senior Shenasi Ademi, der bei nur 15 Einsätzen sechs Tore erzielte. Die Wende gelang dennoch nicht. Im Gegenteil. Bittere Niederlagen folgten daheim, wo Südwest bei 15 Auftritten nur sechs Siege verbuchte: 3:4 gegen Jahn Zeiskam, 2:5 gegen Rieschweiler oder 0:2 gegen Morlautern. Der Einstand von Kobel ging zwar mit 0:4 Toren beim LSC in die Hose, doch der 3:2-Erfolg im Derby gegen Fußgönheim machte Hoffnung. Unter dem neuen Coach, der selbst sieben Einsätze im Mittelfeld bestritt, legte Südwest zu, ohne jedoch entscheidende Fortschritte zu erzwingen. „Weil wir es die gesamte Runde nicht geschafft haben, Stabilität zu finden“, analysiert der Trainer. Dank Disziplinfanatiker Kobel verbesserte Südwest die Spielkultur, steigerte Ehrgeiz und Moral und agierte auch selbstbewusster, was zu wichtigen Siegen gegen die Abstiegskonkurrenten Kaiserslautern (2:1) und Blaubach-Diedelkopf (3:1) reichte. Doch dann folgte wieder Schlendrian und mangelhafte Einstellung, worüber Kobel nur zornig den Kopf schüttelte: Manchmal stand er nur mit sechs, sieben Mann auf dem Trainingsgelände. Fadenscheinige Ausreden verdeutlichten die fehlende Identifikation mit dem Verein. „Da waren kaum Spielzüge einzustudieren“, sagt Kobel. Jörg Grubert, unter dessen Trainerfittichen eine neue Truppe aufgebaut wird, sprang überraschend und zur Freude des Trainers als Notnagel ein. Trotz sechs Monaten Trainingspause wegen Pfeifferschen Drüsenfiebers absolvierte er sieben Punktspiele. Grotesk und typisches Spiegelbild der verkorksten Saison: Mit Hamdi Koc (27), der vom Landesligisten Ataspor Worms kam, stand einer der besten Torleute der Liga zwischen den Pfosten. Dennoch kassierte der Absteiger 79 Gegentreffer. Ein Negativrekord seit 1996. Dabei ist ein Eigentor des nur fünfmal eingesetzten Gerhard Kautz zum 1:5 in Morlautern. Die starken Brüder Hamdi und Sencer Koc bestritten mit je 29 Einsätzen die meisten Spiele, gefolgt von Neziraj (25/ davon 2 Teileinsätze), Steckbauer (25/8), Ali Aslan (24/3) und Marcel Mappes (24/12).

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