Ludwigshafen 300 neue Fahrradständer

91-72457522.jpg

Klimaschutz, Umweltschutz, Lärmschutz – wie eng diese Begriffe zusammenhängen, das konnten gestern die Mitglieder des Umweltausschusses erleben. Die Begriffe zielen zwar auf unterschiedliche Schwerpunkte ab, letztlich geht es aber darum, die Belastungen für Menschen und Umwelt zu reduzieren. Dass ein solches Thema auch Spaß machen kann, demonstrierte Friesenheims Ortsvorsteher Günther Henkel (SPD). Als Rainer Ritthaler, Bereichsleiter Umwelt, den gerade fertiggestellten Lärmaktionsplan mit allerlei Zahlen kurz skizzierte und fast nebenbei bemerkte: „Wir haben uns in der Sternstraße zu einer Pilotmaßnahme entschlossen. Denn Tempo 30 dort in den Nachtstunden würde viele Anwohner vom Straßenlärm entlasten“, da spritzte Henkel von seinem Stuhl auf, machte eine Jubelfaust und sagte: „Ja“. Es war der einzige echte emotionale Moment in jenen drei Stunden, in denen zunächst Dillinger und Verkehrsplaner Thomas Lappe aktuelle Überlegungen zum Thema „Klimaschutz und Mobilität“ der Presse vorstellten, ehe sich der Umweltausschuss mit diesem sowie fünf weiteren Themen befasste. 2013 war die Stadt erstmals an einer Studie der Technischen Universität Dresden beteiligt, die das Verkehrsverhalten in Großstädten untersucht. „Wir liegen da im Mittelfeld, sind also keine reine Autostadt“, brachte Dillinger die Ergebnisse auf den Punkt. Nach Angaben von Thomas Lappe nutzen 47 Prozent der Ludwigshafener täglich das Auto, 15 Prozent fahren mit Bus oder Bahn (Öffentlicher Personennahverkehr, ÖPNV), elf Prozent nutzen das Fahrrad, 26 Prozent gehen zu Fuß. Mit Blick auf den Hochstraßen-Abriss und auch wegen des Klimaschutz-Konzepts will die Verwaltung mehr Bürger zum Verzicht aufs Auto bewegen. Es gelte, hier entsprechende Anreize zu schaffen. Bis Ende 2016 sollen dafür an 25 Bushaltestellen im Stadtgebiet insgesamt 300 Fahrradständer gebaut werden, um den Umstieg vom Rad auf Bus und Bahn zu erleichtern. Die Kosten liegen bei 100.000 Euro, 40 Prozent der Kosten steuert der Bund als Förderung bei. Ein zweiter Ansatz sind komfortablere, gut vernetzte Radwege. Laut Lappe läuft eine Machbarkeitsstudie für eine Verbindung von Heidelberg über Mannheim nach Ludwigshafen. Ausbauen möchte die Stadt außerdem das System der Mietfahrrad-Stationen von Next-Bike. „Hier sind wir in Gesprächen mit Unternehmen, die wir als Partner für die Finanzierung gewinnen wollen“, erklärte Lappe. Derzeit sind an fünf Stationen im Stadtgebiet 40 Räder verfügbar. Im August gab es 400 Ausleihen. Im Zuge der geplanten Umgestaltung des Pfalzgrafenplatzes in Süd soll dort ein „Mobilitätspunkt“ entstehen. „Dort könnten dann Räder geliehen, Elektroautos aufgeladen und Car-Sharing-Wagen abgeholt werden“, sagte Dillinger. Um den Individualverkehr vor allem während des Hochstraßen-Abrisses (ab 2018) zu reduzieren, werde derzeit ein Konzept erstellt. Es setze auf einen Ausbau des Stadtbahnangebots und der Busverbindungen. Helfen solle auch die Elektrifizierung des BASF-Gleises, sodass Pendler direkt und schneller aufs Werksgelände kommen. Laut Ritthaler und Dillinger gibt es in Sachen Lärmschutz noch ein zweites Testgebiet. Nach Abschluss der Kanalarbeiten in der Lagerhausstraße in Süd wird dort der Fahrbahnbelag erneuert. Dies soll mit Flüsterasphalt geschehen, um Anwohner zu entlasten.

91-72453550.jpg
x