Ludwigshafen 175 Jahre an einem Abend

Publikumslieblinge: Für einen Höhepunkt des Jubiläumsabends sorgte das professionelle Gesangsquartett Toms and Jerry, das hier z
Publikumslieblinge: Für einen Höhepunkt des Jubiläumsabends sorgte das professionelle Gesangsquartett Toms and Jerry, das hier zusammen mit Sängern des Liederkranzes auf der Bühne steht.

«Oppau.» Im sehr gut besuchten Oppauer Bürgerhaus hat der Liederkranz 1843 am Samstag ein begeisterndes Jubiläumskonzert gegeben. Zum feierlichen Anlass hatte der Traditionsverein das brillante Gesangsquartett Toms and Jerry und die Kolpingkapelle Oggersheim eingeladen. Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg (CDU) und Ortsvorsteher Udo Scheuermann (SPD) eröffneten die Veranstaltung.

Zu fortgeschrittener Stunde musste der Liederkranzvorsitzende Klaus Müller einräumen, dass die Organisatoren sich in der Zeitplanung verschätzt hatten. Gerade war die Kolpingmusikkapelle mit ihrem zweiten Set fertig geworden, eine Liedfolge schmissiger Schlager aus den 20er und 30er Jahren, mit der das Geburtstagskind das Konzert beenden wollte, stand aber noch bevor. Da hatte der Zeiger der Uhr die 22-Uhr-Marke allerdings schon überschritten. 175 Jahre kann man eben nicht in eineinhalb Stunden abfeiern. Bevor der rund 25-köpfige Chor des Liederkranzes zum Endspurt ansetzte, oblag es Müller, allen Teilnehmern seinen Dank auszusprechen. Blumen erhielten Cyxuan To für ihre gefühlvolle Klavierbegleitung und Chorleiterin Petra Reith für ihre Geduld und ihr Engagement in zahllosen Proben. Für die Blasmusiker aus Oggersheim und ihren Dirigenten Markus Müller gab es einen zwei Liter fassenden Römer und ein Weinpräsent. Herzlichen Dank und frenetischer Beifall vom Publikum erntete auch Toms and Jerry, das faszinierende Gesangsquartett, das der Liederkranz zu seinem Jubelfest eingeladen hatte. Jeder Sänger aus diesem Quartett steht auch als Solist auf großen Bühnen der Musikwelt. Tenor eins ist Michael Bennett. Einst Chorknabe in der Londoner Westminster Abbey gibt er heute weltweit Konzerte – etwa an der Bayrischen Staatsoper, im Théâtre du Châtelet in Paris und im Teatro la Fenice in Venedig. Daniel Hoadley ist der zweite Tenor. Einst Chorknabe in der Truro Kathedrale in Cornwall agiert er heute auf den Bühnen der Scottish Opera, der English National Opera und des Royal Opera House in Covent Garden. Der Bariton Reuben Willcox studierte Gesang in London und New York und hat feste Engagements in Coburg und Bonn, ist aber zudem als Gast am Nationaltheater Mannheim, an der Staatsoper Berlin und im Teatro Colon in Buenos Aires zu hören. Der vierte im Quartett ist Bass-Bariton Alex Mills. Er hat Engagements in Großbritannien und USA und ist als Opernregisseur tätig. Die vier sympathischen Briten intonierten Pop-Songs, Weinlieder und Barbershopgesang. Darunter ein vor Temperament sprühendes Chianti-Lied, den bewegenden Spiritual „My Lord What A Mornin’“ und das „Fat Bottemed Girl“, ein knackiger Song der Rock-Giganten Queen. Auch den Pfälzer Sängerspruch von Gerd Nöther präsentierte das Vokalquartett in prächtigem Klang. Einen großen Teil des Abends bestritt indes der Liederkranz 1843 Oppau selbst. Die gestandenen Sänger spannten den Bogen von den romantischen Anfängen der deutschen Männerchorliteratur bis hin zu Evergreens und Schlagern der Comedian Harmonists, von Udo Jürgens und Reinhard May. „Musik ist meine Welt“ von Johannes Kalpers, „Die Loreley“ und das „Ännchen von Tharau“ erklangen in schönem, sonorem Männerchorton. Mit „Wochenend und Sonnenschein“, „Ein guter Freund, ein guter Freund“ und „Sing mit mir“ endete das Konzert, zu dem die Kolpingkapelle Oggersheim einige prächtige Bläserwerke beitrug. So machte der älteste Oppauer Verein, der zweitälteste von Ludwigshafen, seinem Namen alle Ehre. Zum Gelingen des Abends trug auch Conferencier Hubert Eisenhauer mit seiner gekonnten Moderation bei. Danach diente das Sängerheim im Untergeschoss des Bürgerhauses als Treffpunkt. Hier durfte der Tradition gefrönt und der Blick auf neue Herausforderungen gerichtet werden. Ein gemeinsames Projekt mit den Heartlinern steht schon an. Hier will der Traditionsverein, der mit den Bläsern und Percussionisten der Marching Band das Gelände teilt und mit dem er bei Vereinsveranstaltungen schon zusammenarbeitet, auch musikalisch neue Wege beschreiten. Bläser und Sänger haben sich vorgenommen, künftig jährlich zwei gemeinsame Auftritte mit speziell dafür einstudierten Arrangements zu absolvieren, verriet der Liederkranzvorsitzende Klaus Müller.

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