Ludwigshafen Wirbelnde Klangfarben

Energie und Spielfreude: WELS mit Johannes Mann, Ferdinand Schwarz, Daniel Nagel, Julius Gawlik und Felix Ambach (von links).
Energie und Spielfreude: WELS mit Johannes Mann, Ferdinand Schwarz, Daniel Nagel, Julius Gawlik und Felix Ambach (von links).

Noch so eine blutjunge Band, die sich anschickt, die Jazzbühnen landesweit zu erobern: WELS heißt ein in Köln, Berlin und Amsterdam heimisches Quintett, das nun bei der IG Jazz in der Mannheimer Klapsmühl’ am Rathaus zu Gast war. Die fünf spielen Modern Jazz voller Energie, Schönheit und Spielfreude.

Der Gitarrist Johannes Mann studierte an der Jazzabteilung der Mannheimer Musikhochschule und wechselte nun nach Berlin. Von ihm und von Trompeter Ferdinand Schwarz stammen die meisten Kompositionen. Schöne Themen waren es immer, die expressiv und locker swingend verarbeitet wurden. Zweiter Bläser ist der Tenorsaxophonist Julius Gawlik, Kontrabass spielt Daniel Nagel, am Schlagzeug sitzt Felix Ambach. Viel Sinn für Klangfarben und Stimmungen zeigte das Quintett in den ruhigen Nummern. Dabei griff Ferdinand Schwarz schon mal zum Flügelhorn, um gedankentief in samtig dunkle Gefilde einzutauchen. Wozu der Gitarrist mit hell blinkenden Harmonien kontrastierte. Wunderbar harmonierende, fein ineinander verschlungene Tongeflechte ergaben sich auf diese Weise, eingebungsvolle Kontrapunkte gingen die Musiker in wechselnden Kombinationen ein. Ornamentreich fliegende Linien der Bläser umgarnten sich dabei eingebungsvoll. Warm getönte Soli zupfte Johannes Mann auf seiner E-Gitarre und durchwanderte dabei verwinkelte Harmonien. Auch erregende Läufe, mit Synkopen reich gespickt, ließ er hören. Saxophonist Julius Gawlik ist eine Riesenbegabung. Der Landauer, der in Berlin studiert, ist erst 20 Jahre alt, sein Spiel besitzt aber jetzt schon meisterliche Reife. In seiner tiefen Inspiration und den bluesigen Ornamenten erinnert sein Spiel an den großen deutschen Tenorsaxophonisten Heinz Sauer. Da finden sich wirbelnde Klangfarben und mitreißende Phrasierungen. Abgeklärt geht es dann in Balladen zu, sind die Tonlinien erfüllt von schmiegsamer Gesanglichkeit. Wunderbar leicht und duftig formte er die Chorusse. Auch Trompeter Ferdinand Schwarz ließ es an packender Energie nicht fehlen. In der Komposition „The Observer“ ließ Gitarrist Johannes Mann über groovenden Basslinien behände Soli dahinfliegen. Die beiden Bläser lieferten sich hier echohaft verschlungene Dialoge. „Ark“ hieß eine weitere Komposition, die sich ruhig strömend und schweifend, zu großer hymnischer Expression aufschwang. „Sexy Land“ hieß ein Etablissement vis-à-vis von einem Jazzclub in Amsterdam, wo die Band zum ersten Mal eine bis dato namenlose Komposition des Saxophonisten spielte. Man nannte die dynamische Nummer dann kurzerhand „Saxy Land“. Um einen guten Titel für ein neues Stück zu finden, genügt eben manchmal ein Blick aus dem Fenster.

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