Ludwigshafen Wenzel sieht in Roth nicht rot

Musste schwierige Entscheidungen fällen: Uwe Wenzel.
Musste schwierige Entscheidungen fällen: Uwe Wenzel.

«Ludwigshafen.» Uwe Wenzel wollte eine Triathlon-Langdistanz absolvieren. Dann verletzte er sich an der Leiste. Monate der Vorbereitung schienen umsonst gewesen zu sein. Doch der 55-Jährige gab nicht auf – und stellte sich bei der Challenge Roth der Herausforderung.

Anfang April dieses Jahres stand Uwe Wenzel nach dem Training unter der Dusche, blicke an seinem Körper herunter und bemerkte eine Beule in der linken Leistengegend. Wenzel, der auf der rechten Seite vor ein paar Jahren schon mal eine Leistenverletzung gehabt hat, wusste daher sofort, was los war. Er wusste: Platzt in diesem Moment sein Traum, eine Triathlon-Langdistanz zu absolvieren? Ein Langdistanzrennen zu absolvieren, das hatte Wenzel schon länger im Kopf gehabt. Er wollte das zusammen mit einem Trainingspartner machen („Ich weiß nicht, ob ich das alleine gemacht hätte“). Nur: Plötzlich, im vergangenen Sommer, hatte dieser Trainingspartner dann einen Startplatz für die Challenge Roth 2018, aufgrund ihrer Tradition das Langdistanzrennen in Deutschland (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42,195 Kilometer Laufen). Ergattert von einem Freund in der ersten Anmeldephase. „Da musste ich dann irgendwie schauen, dass ich auch noch einen Startplatz bekomme, schließlich wollten wir das ja zusammen machen“, erzählt Wenzel. Bei der Onlineanmeldung, bei der es stets mehr Bewerber als Startplätze gab und nur die Schnellsten Glück haben, bekam er noch einen der letzten 1000 Startplätze. Er hatte seine Tochter die Online-Anmeldung machen lassen, „da sie flinkere Finger hat als ich“. Die Vorbereitung war hart, das Trainingspensum hoch. Es war schließlich die größte sportliche Herausforderung, der Wenzel sich jemals gestellt hatte. „Manchmal saß ich nach dem Schwimmtraining am Esstisch und hatte auf Grund der müden Arme das Gefühl, meine Frau muss mich gleich füttern“, erzählt Wenzel. Trotzdem fühlte er sich auf einem guten Weg, die Herausforderung auch bestehen zu können. Doch das war ja alles noch gar nichts bis zu jenem Tag im April, nach fast einem dreiviertel Jahr der Vorbereitung, als sein Traum zu zerplatzen drohte. Der 55-Jährige konsultierte einen Arzt. Die Diagnose: eine weiche Leiste (Sportlerleiste). Das Leistenband war zum Teil eingerissen, aber kein Bruchsack vorhanden. Es war eine schwierige Situation für Wenzel. Sollte er vernünftig sein und seinen Traum begraben? Sollte er unvernünftig sein und es trotzdem versuchen, da er keine großen Schmerzen hatte? Er musste eine Entscheidung treffen. Und nach 14 Tagen des Zögerns und Zauderns beschloss er, es zu versuchen. „Ich habe mit mir gekämpft“, sagt Wenzel: „Aber nachdem ich sieben Monate in die Vorbereitung investiert habe, wollte ich nicht kampflos aufgeben.“ Er korrigierte sein Zeit-Ziel nach unten und trainierte weiter – wenn auch weniger als zuvor, vor allem was das Laufen betraf. „Eine optimale Vorbereitung gibt es doch eh nicht“, sagt der Ingenieur bei der BASF. Er hat, so erzählt er, in Roth Menschen getroffen, die die Langdistanz trotz einer gebrochenen Rippe oder einem Bruch an der Hand absolvierten. Ziel war es nun, die Langdistanz in unter 15 Stunden zu finishen. Nach 15 Stunden schließt das Ziel. „Die Chancen standen 50 zu 50, dass ich das schaffe, dass ich überhaupt das Ziel erreiche“, sagt Wenzel. Er wusste, es hängt vom abschließenden Marathonlauf ab, davon, wie sehr seine Laufform unter den Leistenproblemen gelitten hat. „Es war eh klar, dass der Tag lang wird. Mit meinem Handicap wurde er noch ein bisschen länger“, sagt Wenzel. Auf den letzten Laufkilometern wurde es dann tatsächlich ein sehr langer Tag für Uwe Wenzel. Aber er schaffte es ins Ziel, in 13:43 Stunden, spürte „Gänsehautatmosphäre pur“, war stolz. „So etwas vergisst man nie“, sagt Wenzel.

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