Rheinpfalz Reha für Greifvögel

Fasziniert von Greifvögeln: Maik Heublein und Vivien Traxel mit einem Fischadler.
Fasziniert von Greifvögeln: Maik Heublein und Vivien Traxel mit einem Fischadler.

«Hassloch.» 139 Greifvögel und Eulen waren im vergangenen Jahr in der Ausgewöhnungsstation des Naturschutzbundes zur Pflege. Seit Kurzem kümmert sich Falkner Maik Heublein als Stationsleiter um die Patienten.

Gleich zwei seltene Greifvögel hat Maik Heublein in der kurzen Zeit betreuen dürfen, seit er die Ausgewöhnungsstation übernommen hat. Ein verletzter Schwarzmilan wurde bei Bad Kreuznach gefunden. „Rotmilane gibt es öfter“, sagt der 37-jährige Leistadter, der mit seiner Freundin Vivien Traxel dieses Jahr den Falknerschein gemacht hat, weil ihm „die bestmöglichen Fachkenntnisse sehr wichtig“ sind. Zuvor hatte der gelernte Schreiner den Jagdschein erworben, der Voraussetzung ist, um Falkner zu werden. Nach 20 Jahren in seinem ersten Beruf habe er „etwas Sinnvolles für Tiere machen wollen“ und Veränderung gesucht. Traxel hatte die Greifvogelstation in einem Fernsehbericht entdeckt: „Noch in der Nacht habe ich der bisherigen Stationsleiterin eine ewig lange E-Mail geschrieben“, sagt die studierte Künstlerin, die ein eigenes Tätowierstudio besitzt. „Greifvögel und Eulen haben mich immer fasziniert“, sagt die 29-Jährige, die einige als Tätowierung trägt. Dass sie und ihr Lebensgefährte die Station bekommen würden, hatte sie nicht zu träumen gewagt: „Wir waren überrascht, dass uns der Job angeboten wurde, weil Melanie Mangold kurz darauf zur Gemeindeverwaltung gewechselt ist.“ Maik Heublein nahm die Herausforderung an, und seine Freundin hilft ehrenamtlich an mindestens einem Tag in der Woche und nach Feierabend mit. Obwohl es sich beim Naturschutzbund (Nabu) nur um eine halbe Stelle handelt, ist Heublein im Amt glücklich: „Und dann kommt gleich so etwas Besonderes wie der Schwarzmilan zu uns.“ Das Tier habe Glück, seine Flügelverletzung werde heilen, so der Falkner. Bei einem kaputten Gelenk hingegen könne man „leider nicht mehr so viel machen“, aber ein spezialisierter Tierarzt werde immer zurate gezogen. Anrufe kommen aus einem Gebiet bis Kaiserslautern, Karlsruhe und Mainz, aber inzwischen wird auch bundesweit im Internet gesucht: „Das Haßlocher Angebot ist einzigartig, wir werden sehr oft angefragt“, hat das Falknerpaar festgestellt. Auch Jungtiere beherbergt die Station. Auf zwei niedlich aussehende „Waldkauz-Babys“ zeigt Heublein stolz: Eins ist in der Nähe von Bad Dürkheim, das andere im Dahner Felsenland aus dem Nest gefallen. Weil sie nachtaktiv sind, wurde zuerst am Fundort versucht, sie abends wieder in ihre Baumhöhlen hochkrabbeln zu lassen – erfolglos. In der Station werden die Tiere nun bis zur Auswilderung fachgerecht betreut. „Wichtig ist, dass sie nicht unseren Geruch annehmen, also müssen wir möglichst viel Abstand halten“, sagen Heublein und Traxel. Beeindruckend ist auch ein Fischadler, der gleich als erster Vogel Heubleins Hilfe benötigte. Er wurde verletzt bei Rinnthal gefunden. „Fischi“ wiegt jetzt über drei Pfund, ist mindestens zwei Jahre alt und mag Dorade. Wanderfalkendame „Wanda“ übt derweil in ihrer Voliere das Jagen. Die Station verfügt über 19 davon sowie zwei große Auswilderungsvolieren und das „Vertical jumping“, wie Traxel erklärt: „Wanda“ springt die quer eingehängten Baumäste hoch bis zu ihrem in der Übung bereitgelegten Futter, einem toten Küken. Nur so wird sie fit für die Auswilderung. Oft werden Greifvögel im Anflug verletzt, prallen gegen einen Baum oder ein Auto. Heublein rät, entweder direkt anzurufen oder vorsichtig eine Decke über das Tier zu legen und es so anzuheben, dass die Krallen von Mensch und Tier wegzeigen. In einem „ausbruchsicheren“, gut zugeklebten Karton mit genügend Luftlöchern kann das Tier in die Greifvogelstation gebracht werden, die der Nabu zum größten Teil aus Spenden finanziert. Kontakt —Notfalltelefon der Nabu-Greifvogelstation Haßloch: 0171/2858257. —Weitere Informationen im Internet: www.nabu-hassloch.de

Gerade mal eine Handvoll: Waldkauz-Baby.
Gerade mal eine Handvoll: Waldkauz-Baby.
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