Ludwigshafen Fünf Tage lang wird der Spieltrieb ausgelebt

Die Ludwigshafener himmelblau, die Mannheimer blutrot: Versammlung der Teilnehmer auf dem Alten Messplatz.
Die Ludwigshafener himmelblau, die Mannheimer blutrot: Versammlung der Teilnehmer auf dem Alten Messplatz.

Die Bänke und Stühle in Form überdimensionierter Legosteine auf der Bühne des Schauspielhauses haben gestern klargemacht: Kinder und Jugendliche können im Nationaltheater beim Festival „Junges Theater im Delta“ fünf Tage lang ihren Spieltrieb ausleben. In verschiedenen Spielstätten präsentieren die Clubs der Theater Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen und Speyer ihre aktuellen Produktionen.

Am meisten haben die rund 300 Kinder und Jugendlichen und ihre Spielleiter gestern bei der Eröffnung des Festivals im Schauspielhaus sich selbst beklatscht. „Ihr wollt natürlich zeigen, was Ihr könnt“, sagte die Intendantin des Jungen Nationaltheaters, Ulrike Stöck. „Aber schön ist auch, dass Ihr einmal vergessen könnt, wie Ihr selbst Theater macht, und mit offenen Herzen und Gehirnen in die Vorstellungen der anderen gehen könnt.“ Der Austausch zwischen den einzelnen Gruppen soll ein wichtiges Element des „Delta“-Festivals sein, das die großen Häuser der Region reihum ausrichten. Die Heidelberger knallgelb, die Ludwigshafener himmelblau, die Mannheimer blutrot und die Speyerer grasgrün: Anhand ihrer farbenfrohen T-Shirts zeigten die Kinder und Jugendlichen zwischen sieben und 21 Jahren, aus welcher Stadt sie ins Nationaltheater gekommen waren. Und wenn es nach Ulrike Stöck und dem Festivalteam geht, sollen sie auch genau das tun: in der Stadt auffallen und Passanten am Alten Messplatz, auf den eigens ein Zelt gestellt wurde, zu Fragen und Gesprächen anregen. „Ich & Du & Wer?“ heißt das Motto dieses Festivals, das sich mit Fragen der Stadtgesellschaft, mit Fragen von Identität, Zugehörigkeit und Ausgrenzung beschäftigt, in der Sprache und in Formaten, die die jeweilige Alters- und Zielgruppe ansprechen. Die Produktionen, die präsentiert werden, decken sowohl inhaltlich als auch künstlerisch ein breites Spektrum ab. Die Kinder und Jugendlichen haben klassische Stücke erarbeitet oder sie improvisieren, sie arbeiten mit Tanz und Livemusik. Manches ist auch nur halbfertig, weil die eigentliche Premiere noch gar nicht stattgefunden hat. Die Werkschau wird ergänzt durch Publikumsgespräche und Diskussionen, Workshops und Aktionen rund um das Zelt auf dem Alten Messplatz. „Wahnsinnig schön und wahnsinnig spannend“ nannte Mannheims Kulturdezernent Michael Grötsch das „Delta“-Festival bei der Eröffnung. Die jungen Leute hätten schon deutlich gemacht, dass Theaterspielen in Mannheim „kein Privileg“ ist und dass eine Bühne die Plattform für gemeinsame Erlebnisse sein könne. „Genießt die Zeit, macht Stimmung!“, rief Michael Grötsch den Teilnehmern zu. Tatsächlich war auf den Rängen des ehrwürdigen Schauspielhauses eine große Leidenschaft und Energie zu spüren, die eine eigens für das Festival aus Schauspielern und Mitarbeitern des Nationaltheaters zusammengestellte Band mit einem ohrwurmtauglichen Song über die eigene Identität in Zeiten des ständigen Likens und Teilens noch befeuerte. Vom Schauspielhaus aus sind die Kinder und Jugendlichen dann ausgeströmt zu den verschiedenen Spielstätten, die bis Dienstag der Schauplatz für ihre Produktionen sein werden. 20 verschiedene Stücke sollen im Studio Werkhaus, in zwei Sälen in der Alten Feuerwache und im Jugendkulturzentrum Forum zu sehen sein. Das Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen ist mit den meisten, nämlich gleich sechs Spielclubs vertreten – die Theater Mannheim und Heidelberg nur mit jeweils vier. Termin Noch bis Dienstag, 19. Juni. Kartentelefon 0621/1680-302. Im Netz: www.nationaltheater-mannheim.de.

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