Ludwigshafen Eine elftägige Weltreise

Will sich ab 2020 auf das Ludwigshafener Filmfestival konzentrieren: Michael Kötz.
Will sich ab 2020 auf das Ludwigshafener Filmfestival konzentrieren: Michael Kötz.

Traditionsgemäß in Heidelberg, zum ersten Mal aber am neuen Standort im Stadtteil Kirchheim, ist das 67. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg eröffnet worden. „Wir laden Sie ein, elf Tage lang durch die Welt zu reisen“, erklärte Festivalleiter Michael Kötz vor dem Eröffnungsfilm, der französisch-marokkanischen Koproduktion „Tazzeka“.

Die 55 Filme aus 28 Ländern, die das Festival präsentiere, führten in fremde oder uns nahestehende Länder und Kulturen, hinein in aktuelle Fragen von Heimat und Fremde, vom eigenen Leben und dem Leben der Gesellschaft, zu der man gehört. „Internationalität heißt das Stichwort“, sagte Michael Kötz, der die Leitung des Festivals 2019 abgeben wird. „Ab 2020 werde ich mich mit meinen Mitarbeitern ganz auf die jährliche Durchführung des anderen Filmfestivals drüben auf der Parkinsel von Ludwigshafen konzentrieren“, kündigte er an und blickte in seiner Rede nicht nur zurück auf die bislang 27 Jahre, in denen das Festival unter seiner Führung stand, sondern, „weil es mir verdammt wichtig ist“, auch nach vorne. Das Filmfest stehe vor einer wichtigen Entscheidung, die die verantwortlichen Politiker beider beteiligten Städte nun zu treffen hätten. Es gehe dabei darum, ob es gewünscht sei, die etablierte, 1952 als „Kultur- und Dokumentarfilmwoche“ ins Leben gerufene Veranstaltung weiter in ihrer Bedeutung als „weltweit bekanntes Forum für junge Regietalente“ zu erhalten, oder ob das Festival nach seinem Weggang schließlich unkenntlich und austauschbar werde. Mit zäher Aufbauarbeit sei es ihm und seinen Vorgängern gelungen, das hiesige Publikum für die noch unentdeckten Werke gänzlich unbekannter Autorenfilmer zu gewinnen. Ein künftiges Festival, das solche Newcomerfilme höchstens noch nebenbei zeige, vorrangig aber große und aufsehenerregende Produktionen, die schon in aller Munde sind, mache für manch einen gewiss einen viel schöneren, bunteren und glamouröseren Eindruck. Es verschwände fachlich gesehen damit jedoch nur ohne besondere Merkmale in dem großen Schwarm der rund 2000 Filmfestivals in aller Welt. „Ich freue mich jedes Mal, wenn wir den Filmemachern eine Plattform bieten können, die es ansonsten nicht gäbe. Das ist genau das, was uns in der Region auszeichnet“, pflichtete Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner dem 67-jährigen Festivalleiter bei. Es gehe aber nicht darum, das Festival im Jahr eins nach Kötz völlig neu aufzustellen, sondern jetzt eine Persönlichkeit zu finden, die diese angesehene Veranstaltung mit ihren eigenen Ideen in die Zukunft führen werde. „Ich denke, es ist gut, gerade unseren künstlerisch Verantwortlichen den Raum zu geben, selbst zu definieren, in welche Richtung sie gehen wollen.“ Nun gelte es vor allem, Fingerspitzengefühl bei der Auswahl von Kötz’ Nachfolger zu beweisen. Das Internationale Filmfestival überhaupt und der Eröffnungsfilm „Tazzeka“ im Besonderen passten zu einer weltoffenen Region, die für Toleranz stehe und sich besonders auch in diesen Zeiten positionieren und ein klares Zeichen für Mitmenschlichkeit, gegen Ausgrenzung und Rassismus setzen möchte. In „Tazzeka“, der einzigen afrikanischen Produktion im Programm, gilt die Sehnsucht des jungen Marokkaners Elias der gehobenen Kochkunst und der Stadt Paris, in der sie dem Vernehmen nach praktiziert wird. Frankreich war jedoch bereits das unerreichte Ziel seines älteren Bruders Marouane, der auf dem Fluchtweg dorthin ums Leben gekommen ist. Später in Paris lebt Elias das Leben eines Illegalen und arbeitet als Tagelöhner auf dem Bau – bis sein Kollege Souleymane in ihm die Leidenschaft fürs Kochen neu entfacht.

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