Rhein-Pfalz Kreis Der Showman und der Schüchterne

Ergänzen sich gut: Andreas Scherer (links) und Stefan Kolb sind Hallensprecher beim Vfk Schifferstadt.
Ergänzen sich gut: Andreas Scherer (links) und Stefan Kolb sind Hallensprecher beim Vfk Schifferstadt.

«Schifferstadt.»Sie sind ein ungleiches Duo. Doch beide ergänzen sich gut. Andreas Scherer und Stefan Kolb sind Hallensprecher beim deutschen Rekordmeister im Ringen, dem VfK 07 Schifferstadt. Scherer ist eher der Mann für die Unterhaltung, Kolb der Mann für die Informationen.

Andreas Scherer blieb im Grunde keine andere Wahl. Der 44 Jahre alte Böhl-Iggelheimer erkannte früh, dass er ein Talent besitzt. Er kann gut reden. Quatschen, bezeichnet es Scherer. Er hat auch eine gewisse Gabe, Sätze zu formulieren, und so wurde er irgendwann einmal Pressesprecher beim VfK Schifferstadt. Er schrieb die Berichte über die Ringer. „So kam ich in Kontakt mit meinem Namensvetter Markus Scherer, der gerne fertige Sätze aufs Blatt diktiert. Vielleicht habe ich da mal die richtigen Anregungen im falschen Augenblick gegeben, aber auf einmal war ich Hallensprecher und Pressesprecher beim VfK“, erzählt der Lehrer an der Carl-Orff-Realschule in Bad Dürkheim. Auf einmal war auch Stefan Kolb Pressesprecher und Hallensprecher des Ringerbundesligisten. Das war vor der Zeit von Scherer. Kolb hat aber nicht das Talent, Massen spontan zu unterhalten, gibt er zu. Kolb ist eher ein zurückhaltender, schüchterner Mensch. Die Ringer, die Sportart Ringen sind das, was ihn interessiert. Und so wurde Kolb Fan des VfK Schifferstadt. Er fuhr mit zu den Auswärtskämpfen. So ergab sich, dass Kolb die Pressearbeit beim deutschen Rekordmeister übernahm und später dann Hallensprecher wurde. Mehr als 20 Jahre übt er dieses Ehrenamt nun schon aus. Seit 2007 machen Kolb und Scherer es gemeinsam. Die Rollenverteilung ist klar: Scherer ist der Showman, Kolb der Zurückhaltende, der Mann für die Fachinfos. Beide ergänzen sich gut, denn beide haben kein Interesse den Part des anderen zu übernehmen. Es gibt nicht viele Vereine im Ringen, die zwei Hallensprecher engagieren. Schifferstadt hat da durchaus ein Alleinstellungsmerkmal. Schifferstadt ist schließlich nicht irgendein Verein. Der VfK Schifferstadt ist deutscher Rekordmeister im Ringen. Ringen hat Tradition in der 21.000-Einwohner-Stadt. Der Rettichanbau verhalf Schifferstadt nach dem Zweiten Weltkrieg zu Wohlstand, die Ringer – allen voran Wilfried Dietrich – machten die Kleinstadt weltweit bekannt. Schifferstadt genoss internationales Renommee. Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl war bei den Finalkämpfen um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft Stammgast, der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, ließ sich auch ab und an mal blicken. Ein Hauch von Glamour umgab den einstigen Arbeitersport, den ab den 1990er-Jahren zunehmend ausländische Ringer prägten. Das bedauert Stefan Kolb. „Eine gewisse Nähe zu den Athleten ging dadurch verloren“, sagt der 52 Jahre alte Schifferstadter. Denn in den Gesprächen mit den Ringern holte sich Kolb unter anderem seine Informationen. Die will er dann dem Publikum präsentieren. Das ist sein Anspruch. Doch das wird nicht leichter. Denn die Ringerpausen sind vor Jahren von einer Minute auf 30 Sekunden verkürzt worden. „Da bleibt nicht viel Zeit, um Infos von den Ringern ans Publikum weiterzugeben“, sagt Kolb, verheiratet, Vater zweier Söhne und nun mit der Familie auf Reisen mit dem VfK. Andreas Scherer ist nicht an Zeitlimits gebunden. Er heizt dem Publikum in Schifferstadt vor Kampfbeginn ein. Das liegt dem zweifachen Vater. Locker, selbstsicher, schlagfertig gibt sich Scherer. „Man wächst in die Rolle rein“, sagt Stefan Kolb. Andreas Scherer war dafür sozusagen geboren. Schon als Kind quatschte und quasselte er viel und gerne. „Mein Vater war Gründungsmitglied der Böhler Hängsching. Außerdem war er Busfahrer und hat die Leute durch das Mikrofon unterhalten. Ab und zu durfte ich als Kind auch mal was durchs Busfahrermikro erzählen“, sagt Scherer. Dieses Talent oder vielleicht auch dieser Drang erloschen nie. Scherer wurde Lehrer und nebenbei auch Comedian. Er erfand dann die Comedy-Kunstfigur des „Pfälzer Winzers“. Scherer tingelte durch die Pfalz und erheiterte das Publikum – ein Querdenker „uff Pälzisch“ eben. Bei den Ringern bedarf es keiner Sticheleien. „Ringen ist emotional“, sagen Kolb und Scherer. Durch die Dynamik und Athletik fesselt dieser Sport das Publikum. Nicht nur das Publikum – auch die beiden Hallensprecher Andreas Scherer und Stefan Kolb.

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