Ludwigshafen 40 000 Betroffene in der Region

Unter dem Motto „Hör auf dein Herz“ startet die Ludwigshafener Stiftung „Institut für Herzinfarktforschung“ eine große Kampagne zur Aufklärung über die Volkskrankheit „Vorhofflimmern“. Mentor und Direktor der Stiftung ist Professor Jochen Senges, ehemaliger Chefarzt für Kardiologie des Klinikums Ludwigshafen. Gestern ist das Projekt im Rathaus der Öffentlichkeit vorgestellt worden.

Menschen mit „Vorhofflimmern“ (Herzrhythmusstörungen) haben ein fünfmal höheres Schlaganfall-Risiko als andere. In der Metropolregion Rhein-Neckar sind davon mindestens 40.000 Menschen über 65 Jahre betroffen. „Obwohl Vorhofflimmern zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen gehört, wissen viele Menschen gar nicht, dass sie darunter leiden“, nennt Kardiologe Senges einen wesentlichen Grund, warum er die Kampagne ins Leben gerufen hat. Mit dem sogenannten „Arena Vorhofflimmer-Projekt“ will die Stiftung in der Metropolregion über „Vorhofflimmern“ aufklären und das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Erkrankung und ihre möglichen Gefahren schärfen. „Die Hauptbedrohung dabei ist nicht die Herzrhythmusstörung selbst, sondern der Schlaganfall. 20 bis 30 Prozent aller Schlaganfälle werden durch Vorhofflimmern verursacht“, betont Senges. Ein Problem sei, dass das Vorhofflimmern bei 85 Prozent der Betroffenen keine oder kaum Symptome zeige. Selbst nach der Diagnose werde es oft nicht adäquat behandelt. Therapien würden nach Wochen oder Monaten abgesetzt. „Dabei wäre eine lebenslange Dauerbehandlung mit blutverdünnenden Medikamenten nötig“, sagt der Kardiologe. Das Vorhofflimmern selbst kommt zwar auch bei jüngeren Menschen vor, ist aber vor allem eine Alterskrankheit, die verstärkt ab dem 65. Lebensjahr auftritt. „Ab 74 Jahren geht die Kurve sprunghaft nach oben“, sagt Senges, der gerade selbst 74 Jahre alt geworden ist. Bisher sei die Medizin davon ausgegangen, dass zwei Prozent der Bevölkerung vom „Vorhofflimmern“ betroffen sind. In der Metropolregion wären dies bei zwei Millionen Einwohnern statistisch gesehen 40.000 Menschen. Forschungen der Stiftung Institut für Herzinfarktforschung Ludwigshafen in Zusammenarbeit mit der Krankenkasse DAK hätten jedoch ergeben, dass 4,2 Prozent der Einwohner betroffen seien, meint der Mediziner. Verschärfend wirkt sich die demografische Entwicklung aus. Die Forscher rechnen mit einer Verdoppelung der Fälle bis zum Jahr 2050. Mit dem Projekt „Arena“ will die Ludwigshafener Stiftung zum einen Daten sammeln und forschen. 10.000 Patienten sollen dabei zehn Jahre lang begleitet werden. Alle großen kardiologischen Kliniken in der Metropolregion machten dabei mit, erläutert Senges. Dazu wird eine große Info-Kampagne gestartet, um die Bevölkerung aufzuklären und zur Vorsorge zu bewegen. „Jeder sollte einmal seinen Herzrhythmus testen lassen oder selbst auf Regelmäßigkeit prüfen“, empfiehlt der Mediziner. Noch Fragen? Einen einfachen Test bietet das Projekt in einigen Apotheken der Region an. In Ludwigshafen machen bisher acht Apotheken bei dem Projekt mit. Die Liste der Projekt-Teilnehmer gibt es im Netz: www.stiftung-ihf.de.

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