Landau Zählkandidaten mit Zielen

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„Mal ehrlich: Wir sind nur Zählkandidaten. Selbst wenn CDU oder SPD Rumpelstilzchen aufstellen würden, hätte das bessere Chancen.“ Sagt Karl-Hermann Vogel, Kandidat der Partei „Die Linke“ für die Landtagswahl am 13. März. Vogel tritt im Wahlkreis 50/Landau an, im Wahlkreis 49/Südliche Weinstraße geht Simon Bludovsky an den Start.

Auch wenn der 57-jährige Vogel und der 39-jährige Bludovsky sich also keine Chancen auf das Direktmandat ausrechnen, ist es ihnen wichtig, „in jedem Wahlkreis linke Politik an den Mann zu bringen“ und eine linke Alternative zu bieten. Vogel hat damit Erfahrung. Er war SPD-Anhänger, hatte aber „als Arbeitnehmervertreter mit der Agenda 2010 von Bundeskanzler Schröder meine großen Probleme“. Er wechselte zur damaligen „Wahlalternative Arbeit & Soziale Gerechtigkeit“ (WASG), die 2007 mit der PDS zur Partei Die Linke fusionierte. 2006 war er Landtagskandidat der WASG. Vogel lebt in Offenbach, ist Einzelhandelskaufmann und Arbeitnehmervertreter, „aber nicht freigestellt“, wie er betont, sondern seit 20 Jahren im Außendienst tätig. Er glaubt zu wissen, was viele Menschen bewegt. Im Jahr 2000 habe die Arbeitslosenzahl im Land bei etwa 190.000 gelegen, jetzt seien es zwar nur noch 110.000, aber Alters- und Kinderarmut hätten enorm zugenommen und insbesondere Alleinerziehende hätten Riesenprobleme. So etwas treibe ihn als Vater von vier Kindern um, sagt Vogel. Auch die Bilder von Flüchtlingskindern in Matsch und Kälte irgendwo an den Grenzen gehen ihm an die Nieren. Da sei es Leuten wie dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) schon gelungen, einen Keil in die Bevölkerung zu treiben, obwohl kurz vor dem Winter erst einmal Solidarität gefragt sei. „Vermutlich wird es an Wohnraum fehlen“, räumt er ein, aber das Problem müsse in einem zweiten Schritt angegangen werden, mit sozialem Wohnungsbau. Bludovsky ist seit 2011 bei der Linken. Er stamme aus einer politisch interessierten Familie, die Mutter stehe der SPD nahe, Vater und Bruder der CDU, und er selbst habe auch eine Weile mit den Liberalen geliebäugelt. Pragmatiker wie Dietmar Bartsch hätten ihn schließlich zur Linken gezogen. Bludovsky interessiert sich besonders für Familienpolitik, nicht zuletzt auch deshalb, weil er selbst in Kürze Vater wird. „Familiengründung ist ein Armutsrisiko, da ist Hartz IV nicht mehr weit“, doch das müsse sich dringend ändern sagt er, der bei einem Rolladen- und Fensterbauer arbeitet. Und weil er in Niederhorbach wohne, wisse er auch aus eigenem Erleben, dass es im öffentlichen Nahverkehr auf dem Land noch viel zu tun gebe. Die Linke zählt im Kreisverband Landau/SÜW rund 50 Mitglieder und ist mit Ernst Kuntz aus Edenkoben im Kreistag vertreten. Zusammenarbeit vor Ort über Parteigrenzen hinweg ist für Vogel eine Selbstverständlichkeit, die größten ideologischen Übereinstimmungen gebe es mit den Grünen. Die Linke habe daher auch Lukas Hartmann im Oberbürgermeister-Wahlkampf in Landau unterstützt, erinnert er. Nur mit der AfD wolle er nichts zu schaffen haben. Bludovsky ist ein Theater- und Opernfan, aber das müsse hinter seinem politischen Engagement zurückstehen, weil er auch auf Bundesebene unterwegs sei. Für Vogel ist nicht die Politik das Hobby Nummer eins, sondern der Sport: Er nimmt an Seniorenwettkämpfen teil und ist Deutscher Vizemeister im Weitsprung in der Altersklasse M 55. (boe)

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