Landau Todestag Hans Boners: Auch im Erfolg Landau nicht vergessen

Die nach Hans Boner benannte Straße liegt im Nordwesten Landaus, nahe des Ortsausgangs Richtung Godramstein.
Die nach Hans Boner benannte Straße liegt im Nordwesten Landaus, nahe des Ortsausgangs Richtung Godramstein.

Der Landauer Hans Boner zog hinaus in die Welt und wurde einer der erfolgreichsten Geschäftsleute seiner Zeit. Sogar ein Königshaus hing an seinem Geldbeutel. Heute ist sein 500. Todestag.

Es ist schon eine Krux mit Straßennamen. Die einen sind in Verruf geraten, andere kennen die meisten nicht. So wird es auch mit dem Hans-Boner-Straße sein. Wer weiß schon, dass sich hinter dem Namen einer der bekanntesten polnischen Persönlichkeiten des 16. Jahrhunderts verbirgt? Zum letzten großen Stadtjubiläum 1974 hat der Landauer Verleger Ernst Kaußler eine umfangreiche und verdienstvolle Biographie Boners vorgelegt. Es ist Zeit, nun zum 500. Todestag Hans Boners wieder an ihn zu erinnern.

Auch wenn die Siedlung Landau nach ihrer Erhebung zur Stadt – nächstes Jahr wird davon noch viel gesprochen und geschrieben werden – einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, als Handelsstadt konnte sie mit den Städten am Haardtrand und denen am Rhein nicht konkurrieren. Es dauerte fast 200 Jahre, bis sich intensivere Handelsbeziehungen nach Frankfurt und andere Messestädte nachweisen lassen. Aber es gab Landauer, die den Weg aus der Kleinstadt in die Weite fanden. Dazu gehörte auch Hans Boner. Von ihm wissen wir mangels schriftlicher Quellen nur indirekt, dass er aus Landau stammte und wahrscheinlich über seine Heirat mit einer Weißenburgerin nach Krakau kam. Man irrt sich, wenn man glaubt, das Mittelalter sei geprägt von Statik im politischen und wirtschaftlichen Leben. Der Handel blühte, ohne nationale Grenzen und es gab eine überraschend hohe individuelle Mobilität.

Aus einer der „guten“ Familien

Gerade das Königreich Polen, das sich nach 1400 zu einer europäischen Großmacht entwickelte, zog unternehmungslustige Kaufleute aus dem Deutschen Reich an. Viele von ihnen kamen aus dem Elsass und da besonders aus Weißenburg, wo man unter den sogenannten „Weißenburger Händeln“ in den Jahren 1469/1470 versuchte zu entkommen. Hans Boner war nur einer von diesen Kriegsflüchtlingen aus den „guten“ Weißenburger Familien.

Boner ließ sich zuerst in der Hansestadt Breslau nieder, wo er schon im Tuchhandel mit Flandern ein ansehnliches Vermögen erwarb. Weiter ging es für ihn in Krakau. Hier trat er in das Handelshaus seines Verwandten Severin Bethmann ein, der ebenfalls aus Weißenburg stammte, und heiratete eine reiche Frau. In dieses Familienunternehmen kamen nach und nach drei Brüder Hans Boners. Einer von ihnen vertrat die Firma in dem wichtigen Messeplatz Nürnberg. Niederlassungen wurden auch in Posen, Wien und Ungarn gegründet. Gehandelt wurde mit Silber, Blei, Kupfer, Gewürzen, Glaswaren und Fensterglas.

Landau Geld gestiftet

Zum wirtschaftlichen Erfolg kam auch der soziale Aufstieg. Boner erhielt 1483 das Bürgerrecht in Krakau. Dies war aber nur das äußere Zeichen für Boners wirtschaftliche Macht. Er wuchs mehr und mehr in die Rolle des Finanziers für den polnischen König, der wegen seiner Kriege gegen das Großfürstentum Moskau und gegen den Deutschen Orden ständig Geld brauchte. Boner löste nach und nach die verpfändeten Salzbergwerke aus und verdiente bei diesen Geschäften so gut mit, dass er sich umfangreiche Güter in Ungarn erwerben konnte. In Krakau selbst finanzierte er den Wiederaufbau des abgebrannten Königsschlosses und stattete die Marienkirche mit Kunstwerken aus.

Seine Vaterstadt Landau hatte Boner nicht vergessen. Im Jahre 1514 hatte er die 60 schon überschritten, es war damals das Alter, in dem man mit dem Tode rechnete. Nun errichtete er eine Stiftung, mit der die Stadt Landau auf seine Kosten „zwischen den beiden niederen Toren Weg und Platz nicht allein unserer Bürgerschaft und allen Fuhrleuten zu Nutz und Frommen, sondern auch unserer Stadt zu einer löblichen Zierung mit Steinen bestoßen“, also bepflastern sollte. Ob dies auch umgesetzt wurde, lässt sich nicht sagen. Bedacht wurde von ihm auch die St. Johannes Kapelle beim „Gutleuthaus“, eine Art Krankenhaus für Pestkranke, Aussätzige und Gebrechliche, die um 1458 errichtet worden war. Auch hier ist nicht sicher, ob und wie die Stiftung verwendet wurde. Das Gutleuthaus und die Kapelle verschwanden im Zuge der Bauarbeiten für das Fort im Jahre 1701

Keine Grenzen gekannt

Am 15. Dezember 1523 starb Boner kinderlos und wurde fünf Tage später in seiner Kapelle beigesetzt. Sein Grabmal ist nicht mehr vorhanden. Vielleicht verschwand es im 17. Jahrhundert, als die Schweden Krakau ausplünderten und die Gräber in der Kirche aufbrachen. Erhalten ist noch das Grab seines Neffen Severin aus dem Jahre 1549.

Die Nationalsozialisten missbrauchten Boners Bild im Jahre 1944 als Vorlage für eine Briefmarke des „Generalgouvernements“. Boner dachte aber sicher nicht so engstirnig deutsch wie sie und sicher auch nicht so nationalistisch wie Polens Ex-Premier Kaczynski und seine Anhänger. Für Kaufleute wie Boner gab es eben keine Grenzen in Europa.

Einer Briefmarke aus dem 1944, die Hans Boner zeigt.
Einer Briefmarke aus dem 1944, die Hans Boner zeigt.
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