750 Jahre Stadtrechte Privates und Alltägliches ins Tagebuch geschrieben

Wie es damals üblich war, führte Jakob Hartlieb ein Hausbüchlein. Hier eine Abschrift aus dem 19. Jahrhundert.
Wie es damals üblich war, führte Jakob Hartlieb ein Hausbüchlein. Hier eine Abschrift aus dem 19. Jahrhundert.

Eigentlich ist es eher selten, dass nennenswerte biografische Daten zu Landauer Persönlichkeiten aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit überliefert sind. Jakob Hartlieb, genannt Wallsporn, ist eine Ausnahme.

Er war nicht nur Schultheiß und vermögender Bürger der Stadt, er hinterließ zudem ein „mit starkem Zwirn geheftetes“ Tagebuch, in dem er zwischen 1470 und 1499 Auskunft zu seinem Leben gab. So erfahren wir einiges über seinen Besitz, der aus Kauf- und Pfandbriefen, aber auch aus Landbesitz in den Gemarkungen Mühlhausen, Eutzingen – beides frühere Dörfer auf der heutigen Landauer Gemarkung – und Wollmesheim bestand. Aber auch Privates und Alltägliches hielt er fest.

So zum Beispiel alle Namen seiner 15 Kinder und Daten zu ihren einflussreichen und vermögenden Paten. Ganz in der Tradition des mittelalterlichen Hausvaters hielt er in seinem „Hausbüchlein“ auch Rezepte zu Gallensteinen oder Geschwüren fest. Leider ist das Original während des Zweiten Weltkrieges verloren gegangen Es gibt jedoch eine handschriftliche Zusammenfassung aus dem 19. Jahrhundert.

Jakob Hartlieb wurde 1441 in Landau geboren. Seinen Beinamen verdankte er der Großmutter väterlicherseits, der Landauerin Agnes Wallsporn. Jakob studierte an der Heidelberger Universität Rechtswissenschaften und heiratete Elisabeth Weinheimer aus Mosbach. Die Familie war vermögend. Im Landauer „Pfennigbüchlein“, dem Verzeichnis der Reichssteuerabgaben des „Gemeinen Pfennigs“ aus den Jahren 1495/1510, steht der Hausstand an erster Stelle der Steuerzahler.

1479 wurde Hartlieb vom Bischof von Speyer, an den seit 1324 die Stadt verpfändet war, zum Schultheißen der Stadt Landau ernannt. Er schwor den noch vorhandenen Landauer Schultheißen-Eid, nämlich die Rechte des Reiches und des Bischofs von Speyer zu bewahren und dem Rat der Stadt „getreu und hold zu sein“ und gemeinsam mit dem Bürgermeister für die Sicherheit innerhalb der Stadtmauern zu sorgen. Als Rechtskundiger stand er den zwölf auf Lebenszeit gewählten Schöffen vor und fungierte damit als eine Art überparteilicher Geschäftsführer der städtischen Gerichtsbarkeit. Ihm oblagen unter anderem die Terminierung und Leitung der Gerichtssitzungen, die dienstags und freitags in der Stadt stattfanden. 1499 bestätigte Kaiser Maximilian seine Erhebung in den Adelsstand. Jakob Hartlieb starb am 8. Februar 1504 in Landau.

Die Autorin

Christine Kohl-Langer ist Historikerin und Leiterin von Stadtarchiv und -museum in Landau.

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