Landau Paradies für Mensch und Tier

Der Dorfentwicklungspartner Jochen Blecher (stehend) erklärt den Queichheimer Bürgern die Pläne für die Queichwiesen. Links Davi
Der Dorfentwicklungspartner Jochen Blecher (stehend) erklärt den Queichheimer Bürgern die Pläne für die Queichwiesen. Links David Elsässer vom städtischen Umweltamt.

In Queichheim soll die Gestaltung der Queichwiesen zu einem Refugium für Mensch und Umwelt das Leuchtturmprojekt für das Stadtdorf im Zuge des Landesmodells „Kommune der Zukunft“ werden. Am Mittwochabend waren alle Bürger eingeladen, ihre Ideen zur Aufwertung des Naturschutzgebietes für Menschen und alle Lebewesen, die auf den Feuchtwiesen flattern, krabbeln, kreuchen und fleuchen, einzubringen. Das Land hat in Aussicht gestellt, einen der acht Leuchttürme in der Umsetzung finanziell zu fördern. Wenn es nach den Wünschen aktiver Queichheimer Bürger und Vereine geht, dann wird aus dem rund 50-mal 150 Meter großen Terrain zwischen dem Freizeitbad La Ola und Queichheim ein paradiesisches Refugium für Mensch und Umwelt entstehen. Entlang des Rundweges wird ein barrierefreier Fitnessparcours auch Rollstuhlfahrer und Rollatorenschieber an zehn Stationen zur körperlichen Ertüchtigung einladen. Zwischendurch dürfen sich die Kleinen an einfachen naturnahen Spielgeräten austoben. Der angrenzende Schwimm- und Sportclub träumt von einer Abflachung des Geländes zur Queich hin mit Zugang zum Wasser, berichtete Rainer Bieling von der „Queichstrand“-Idee. Gassi-Geher, Skater, Roller fahrende Kinder, Rollstuhlfahrer und Rollatorenschieber wünschen sich die Sanierung des vorhandenen Betonweges. Auch für Jogger soll die Strecke attraktiv werden. Auf den Wiesen wird ein Storchennest Meister Adebar und seine Auserwählte zur Familiengründung einladen. An allen nennenswerten Orten weisen Schilder auf die schützenswerten Feuchtwiesen, Pflanzen und Tiere hin und mahnen die Spaziergänger zum Respekt vor der Natur. Diese Art der Umweltbildung würde auch die Leiterin der Michael-Ende-Grundschule Queichheim begrüßen, berichtete Ortsvorsteher Jürgen Doll. „FFH“, die Abkürzung für „Flora Fauna Habitat“ und damit die strenge Richtlinie zur Erhaltung natürlicher Lebensräume sowie wildlebender Tiere und Pflanzen, stand ganz oben auf der Warnkelle, die David Elsässer vom Umweltamt in Form seines sich erhebenden rechten Armes immer wieder einsetzen musste. Denn eben jenes Wunschparadies genießt höchsten europäischen Naturschutz. Das heißt, dass so gut wie kein Eingriff in die Landschaft erlaubt ist, um die feucht bis nass-magere Weide, die hier lebenden Bläulinge aus der Ordnung der Schmetterlinge, Insekten und selten gewordene Vogelarten, die in den Wiesen brüten, zu schützen. Lediglich im Nahbereich der bereits vorhandenen Wege bestehe ein kleiner Spielraum zum Pflanzen von kleineren Büschen, schattenspendende Bäume zu pflanzen ist verboten. Über die Einhaltung der Schutzgesetze wachen das Umweltministerium und die Obere Umweltbehörde, die jede Aktion genehmigen – oder nicht. Der Zugang zur Queich kann laut Elsässer eventuell als Renaturierungsmaßnahme mit Fokus auf Hochwasser- und Naturschutz verwirklicht werden, allerdings komme hier auch das Wasserrecht zum Tragen. Und es ist Geduld gefordert: Die Prüfung und Akquise von Fördermöglichkeiten kann laut Dorfentwicklungspartner Jochen Blecher bis zu zwei Jahre dauern. Rainer Wingerter holte mit Ortskenntnis, der Schilderung von Beobachtungen und daraus resultierenden Zweifeln, die elf anwesenden engagierten Bürger aus dem Reich der Träume in die Realität: Der Schafzüchter ist Hauptpächter des betreffenden Geländes, auf dem seine Herden – je nach Saison 300 bis 500 Tiere - weiden. Unter anderem weil bis zu 150 Hunde am Tag seine Schafe aufscheuchen, habe er Elektrozäune zu deren Schutz errichtet. „Wer pflegt das alles, und wer macht den Dreck weg?“, fragte er in Bezug auf die Pflege der Anlage, die Wartung der Geräte und den Umgang mit Hinterlassenschaften von Tier und Mensch, als der Wunsch nach Sitzgelegenheiten zum Ausruhen und für Picknicks aufkam. Ortsvorsteher Doll teilte die Bedenken und berichtete, dass dort, wo die Kommune bisher Ruhebänke aufgestellt habe, der Gemeindearbeiter besonders viel zu tun habe. Auch zum Nachfüllen der bisher aufgestellten Hundebeutelstationen fallen zusätzliche Kosten an. Norbert Schäfer vom Planungsbüro für naturnahe Lebensräume „Stadt und Natur“ in Klingenmünster riet, „Bänke nur dort aufzustellen, wo soziale Kontrolle greift“. Für die Befestigung der Wege empfahl der Fachmann eine „wassergebundene Wegedecke“, das ist eine fest verdichtete Lehmschicht aus Wasser und Sand unter feinem Split. Für Rollstühle und Rollatoren kein Problem, für Rollschuhe und Kinderfahrzeuge weniger geeignet. Norbert Schäfer will bis zum nächsten Treffen einen Planungsentwurf für den Fitnessparcours mitbringen, Jochen Blecher macht sich bis dahin kundig, welche Möglichkeiten es gibt, die an das Gebiet angrenzenden Hauptverkehrsstraßen sicher zu über- oder unterqueren. In der dritten Oktoberwoche plant die Aktionsgruppe eine Ortsbegehung, daran wollen auch Rollstuhlfahrer aus dem benachbarten, als Paulusstift bekannten Caritas-Förderzentrum St. Laurentius und Paulus teilnehmen.

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