Landau Nachhaltigkeit auch bei Ehrmann in aller Munde

Die Firmenchefs (von links): Andreas, Ingrid, Horst und Christina Ehrmann.
Die Firmenchefs (von links): Andreas, Ingrid, Horst und Christina Ehrmann.

Horst und Ingrid Ehrmann haben Glück: Ihr Familienbetrieb wird auch in der nächsten Generation in den Händen der Familie bleiben. Der Übergang ist bereits eingeleitet. Das Landauer Möbelhaus mit sechs weiteren Standorten ist im Wandel.

Die Geschwister Andreas und Christina Ehrmann werden das Möbelhaus weiterführen, wenn sich die Eltern in zwei bis drei Jahren auf ihren Ruhestand besinnen. Schon jetzt tragen der 34- und die 39-Jährige Verantwortung im Betrieb und setzen eigene Akzente. Wenn alle vier im Haus sind, erinnert das Büroleben an ein Familientreffen, nur dass im Raum keine Sofas stehen, sondern vier Schreibtische.

Allerdings sind die Ehrmanns viel unterwegs, wie sie im Gespräch mit der RHEINPFALZ berichten. Es gehört zur Firmenphilosophie, regelmäßig in allen Häusern vorbeizuschauen. „Wir sind als Unternehmer und Familie präsent“, betont Ingrid Ehrmann. Die Mitarbeiter wüssten, für wen sie arbeiten, die Geschäftsführung sei für sie nicht anonym. Die 67-Jährige gibt die Linie vor, wie die Niederlassungen gestaltet sind. Sie gebe dem Ganzen das Gesicht, ein klares Markenbild, erläutert sie.

Die neuen Arbeitsplätze im ehemaligen Industriebau der Druckerei Schmitt sind hell und freundlich.
Die neuen Arbeitsplätze im ehemaligen Industriebau der Druckerei Schmitt sind hell und freundlich.

Firmensitz erweitert

Der Firmensitz Landau ist das kleinste Haus von Ehrmann. Wie der 72-jährige Horst Ehrmann berichtet, ist das Unternehmen auch in Herxheim, Frankenthal, Reilingen, Rastatt, Bruchsal und Trier vertreten. Das Geschäft in Rastatt wurde vor fünf Jahren neu errichtet, in Bruchsal bietet Ehrmann eine große Auswahl an Küchen und Bädern. In Trier unterhält der Möbler den größten Standort. Dort hat Ehrmann an der Grenze zu Luxemburg eine Firma übernommen, als der Eigentümer sich in den Ruhestand zurückzog, und zwecks kürzerer Wege ein eigenes Logistikzentrum angeschlossen, ähnlich dem im Landauer Gewerbegebiet in Queichheim. An allen Standorten gebe es eigene Top-Geschäftsführer und -Bereichsleiter. Ehrmann hat fast 700 Beschäftigte. Der Umsatz lag 2022 bei rund 134 Millionen Euro.

Ehrmann wird sich von den Bingo-Märkten in der Landauer Horststraße und im Altenschemel in Lachen-Speyerdorf trennen. Für die Aufgabe der Filiale in Neustadt nennt Andreas Ehrmann mehrere Gründe: Zum einen hätten sich die Auflagen für den Brandschutz erhöht, zum anderen seien „betriebsnotwendige Investitionen in die Elektrotechnik am Standort von Seiten des Vermieters nötig gewesen. Das ist leider nicht passiert.“ Dafür wäre bei Verlängerung des Mietvertrags, der noch bis Mai 2024 läuft, mit einer Verdopplung der Miete zu rechnen gewesen. „Das war für uns dann insgesamt wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“, erklärt Ehrmann. Man wolle aber in Neustadt bleiben, „denn der Markt ist wichtig für uns“. Die verbliebenen Mitarbeiter aus Neustadt werden Ehrmann zufolge in anderen Filialen eingesetzt. Die Suche nach einem neuen Standort in Neustadt laufe noch – ob an neuer Stelle wieder ein Bingo-Markt oder etwas anderes entstehe, sei allerdings noch nicht sicher.

„Wir wollen weiter expandieren“, kündigt Andreas Ehrmann an. „Wir wollen stationär wachsen, dort, wo es passt.“ Beim Online-Handel sei Ehrmann deutschlandweit vertreten. Auch den Firmensitz in der Lotschstraße in Landau hat die Familie erweitert. Zum großen Küchenhaus gegenüber – auf dem Gelände der ehemaligen Druckerei Gieselmann – sind mittlerweile im ehemaligen Gebäude der Druckerei Schmitt ein neuer Verwaltungssitz und dazwischen im ehemaligen Weinbaubedarf Dächert Ausstellung und Verkauf von Gartenmöbeln hinzugekommen.

Die Konferenzräume tragen Namen europäischer Städte.
Die Konferenzräume tragen Namen europäischer Städte.

Mit Tageslicht geflutet

Mit der Sanierung des Schmittschen Anwesens haben Ehrmanns neue Maßstäbe gesetzt. Die Architekten des Büros Willems in Edenkoben und die Planer von Utsch-Design in Freudenberg haben in enger Abstimmung mit der Familie Arbeitsräume geschaffen, die den Wandel in der Arbeitswelt aufnehmen. 140 Mitarbeiter aus der Verwaltung sind hier angesiedelt, vom Marketing über die Buchhaltung bis zur wachsenden IT-Abteilung. Jeder schallgedämmte Arbeitsplatz hat höhenverstellbare Schreibtische, ist hell und freundlich gestaltet. Das Dach des ehemaligen Industriebaus ist spektakulär. Das Sheddach überspannt den Raum in großen, nach innen abgerundeten Wellen, durch schmale Fensterbänder flutet Tageslicht das Erdgeschoss, in dem Konferenzräume wie Glasinseln liegen. Benannt sind sie nach europäischen Städten.

Lissabon steht neben dem Eingang zu einem Besprechungsraum. Dort hat Andreas Ehrmann seinen Master in Betriebswirtschaft gemacht, bevor er Erfahrungen in der Modebranche gesammelt hat, darunter bei Adidas und Hugo Boss. Vor fünf Jahren fand er Gefallen an der Arbeit im Betrieb der Eltern. Seine Schwester Christina hat Handelsmanagement studiert und sich ihre ersten Brötchen ebenfalls in der Modebranche verdient, bei Engelhorn in Mannheim. Sie ist seit 2017 in der elterlichen Firma. Ebenfalls im Haus: ihr Ehemann. Die vier Kinder zwischen zwei und sechs Jahren, zwei Jungs und zwei Mädchen, besuchen den Kindergarten nebenan, besser: besuchten, denn der Älteste wird nach den Ferien eingeschult.

Garten und Wohnhaus der Druckerei-Inhaber Schmitt wurden zu einem Ort umgebaut, an dem sich die Mitarbeiter von Ehrmann wohlfühl
Garten und Wohnhaus der Druckerei-Inhaber Schmitt wurden zu einem Ort umgebaut, an dem sich die Mitarbeiter von Ehrmann wohlfühlen und pausieren können.

Erfahrungen in Modebranche

Interessant am Rande: Auch Mutter Ingrid stammt ursprünglich aus der Modebranche. Die Mode sei der Möbelbranche am nächsten, sagt Andreas Ehrmann. „Es geht um Trends und Emotionen, da gibt es sehr viele Verwandtschaften.“ Seine Schwerpunkte sind Einkauf, Marketing, IT und E-Commerce. Gemeinsam mit seiner Schwester hat er das Thema Nachhaltigkeit im Blick, eine wichtige Herausforderung, betonen beide. Christina Ehrmann ist die Ansprechpartnerin fürs Personal – neudeutsch Human Ressources, gemeinsam mit Horst Ehrmann, und kümmert sich um den Verkauf.

Apropos Verkauf. Ehrmann hat ein neues Angebot für alle, die sich eine neue Küche anschaffen möchten. Der Berater kommt ins Haus und hat zwei Pilotenkoffer mit Materialproben dabei. Anhand von zwei Laptops erstellt er die gesamte Planung vor Ort und kann auch die Bestellung dort abwickeln. Mit der Küchenheimberatung reagiere man auf die Nachfrage, berichtet Andreas Ehrmann. Die Firma registriere Zuwächse bei den Küchen ab einem Wert von 8000 Euro. Übrigens: Alle Möbel ab einem Wert von 59 Euro werden mittlerweile kostenfrei geliefert. In der Branche habe das Unternehmen damit einen Achtungserfolg erzielt, unterstreicht Horst Ehrmann.

Ruhetag kommt an

Registriert wurde mit Interesse auch der Vorstoß, die Möbelhäuser montags geschlossen zu halten. Anlass war im vergangenen Jahr die Energiekrise. Ehrmann wollte mit einem Ruhetag mehr einen Beitrag zum Energiesparen leisten. Zunächst bis April begrenzt, läuft die Verlängerung nun bis September. „Wir sparen sehr viel Energie, Strom und Gas“, sagt der Firmenchef. Die Ersparnis lasse sich nicht exakt beziffern, zumal in einigen Häusern auf LED-Beleuchtung umgestellt worden sei, was den Vergleich mit dem Vorjahresverbrauch verzerre. Der Betrieb wird laut Ehrmann samstags um 17 Uhr herunter- und dienstags zwischen 5 und 6 Uhr wieder hochgefahren. Die Mitarbeiter schätzten den Ruhetag, das Personal brauche gute Arbeitsbedingungen. Und der ein oder andere Kunde stehe vor der Tür, zeige dann aber Verständnis. „Wenn alle etwas davon haben, dann ist es doch gut“, sagt der 72-Jährige. Ehrmann verzeichnet keine Umsatzrückgänge. „Wir sind mit fünf Tagen so gut dabei wie die Mitbewerber mit sechs.“

In Landau beschäftigt Ehrmann 140 Mitarbeiter in der Verwaltung, zudem 85 Schreiner und Monteure, 25 Leute im Lager und 30 im Verkauf. Seit fünf Jahren ist die Firma dabei, die Lkw-Flotte, die derzeit 65 Fahrzeuge umfasst, auf 3,5 Tonner umzustellen, weil die energiesparender unterwegs sind. Bei Pkw werde rigoros auf E-Mobilität umgestellt.

Ein großer Umbau in Landau steht noch aus. Ehrmanns möchten das Haupthaus um ein drittes Geschoss in Holzständerbauweise mit Lichthof aufstocken. Die Pläne liegen in der Schublade. Sobald sich die angespannte Lage auf dem Bau entspanne, solle es losgehen, sagen die Inhaber im Gespräch. Die Verkaufsfläche verdoppelt sich dann auf 24.000 Quadratmeter. Die jetzige Gartenmöbelhalle soll mit dem Saisongeschäft im neuen Haus integriert werden.

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