Landau Ingenthron wirft seinen Hut in den Ring

Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer (SPD) wird zum Jahresende in den politischen Ruhestand gehen (wir berichteten gestern). Seine Mitteilung, im Juni bei der Wahl des Stadtoberhauptes nicht wieder zu kandidieren, war am Sonntagabend der Startschuss zur Positionierung der Landauer Parteien und ihrer möglichen Kandidaten. Als erster hat Maximilian Ingenthron, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat und des SPD-Stadtverbandes Landau, sein Interesse verkündet.

„Ich habe ein vitales Interesse an der Kandidatur und daran, zu gewinnen“, sagte Ingenthron. Schon gestern Abend wollten sich Parteivorstand und Fraktion erstmals beraten. Er gehe davon aus, dass es in etwa einer Woche eine Empfehlung der Parteigremien und Anfang Februar eine Stadtverbandskonferenz zum Thema geben werde. Die Sozialdemokraten seien von Schlimmers Entscheidung nicht überrascht worden. Thomas Hirsch (CDU) wollte am Sonntag noch nicht aus der Deckung kommen. Der Bürgermeister gilt als der heiße Kandidat der Christdemokraten. Die Parteiführung habe einen Fahrplan entworfen, ein Punkt sei die Kür des Kandidaten beim Kreisparteitag am 12. März. Er habe großen Respekt vor Schlimmers Schritt, sagte Hirsch, sie hätten sieben Jahre gut zusammengearbeitet. „Auch bei dieser Entscheidung klare Kante zu zeigen, zeichnet ihn aus.“ Mit großem Respekt und der Anerkennung seiner Leistungen in den vergangenen sieben Jahren nehmen auch CDU-Fraktionschef Peter Lerch und die CDU-Kreisvorsitzende Dorothea Müller Schlimmers Entscheidung zur Kenntnis. Er habe in seiner Amtszeit viele zukunftsorientierte Projekte in Landau realisiert, die dazu beigetragen hätten, dass Landau eine gute Entwicklung genommen habe. Auch die angenehme und verlässliche Zusammenarbeit mit Schlimmer heben beide hervor. Lerch: „Die bisher sieben Schlimmer-Jahre waren ohne Wenn und Aber Jahre, in denen Landau gut vorangekommen ist.“ Die Landauer FWG hatte zwar „schon etwas läuten hören“ bezüglich Schlimmers Entscheidung, aber noch keinen festen Fahrplan, wie sie vorgehen will. Sie habe sich intern schon mal Gedanken gemacht, wie sie sich zu einer eigenen OB-Kandidatur stellt, berichtet Wolfgang Freiermuth. Und mehr noch: „Wir haben schon Gespräche mit Personen geführt“ – mit welchen, mochte er allerdings noch nicht verraten. Noch zugeknöpfter gab sich Gertraud Migl, Fraktionsvorsitzende des UBFL: Die Fraktion werde sich morgen Abend erstmals beraten, und selbstverständlich müsse die Basis einbezogen werden. Die Grünen sollten eine Oberbürgermeister-Kandidatin oder einen Kandidaten aufstellen. Davon sind die beiden Fraktionssprecher Lukas Hartmann und Doris Braun überzeugt: „Wir schaden uns, wenn wir nicht antreten.“ Schon heute werde die Fraktion das Thema beraten, entschieden werde aber auf einer öffentlichen Parteiversammlung. „Sie wissen doch: Wir haben eine unberechenbare Parteibasis“, spottet Hartmann – ein Seitenhieb auf die SPD, die mit dieser Begründung die Koalitionsgespräche nach der Kommunalwahl im vergangenen Jahr hatte scheitern lassen und wieder eine Zusammenarbeit mit CDU und FWG eingegangen war. Ende Januar, Anfang Februar wollen auch die Liberalen über eine eigene Kandidatur entscheiden, sagt deren einziges verbliebenes Ratsmitglied Jochen Silbernagel. Da die FDP Flagge zeigen müsse, um aus ihrem Tief zu kommen, „stünde uns das wohl gut an“, meint er . „Wer den rechten Moment ergreift, der ist der rechte Mann“ – mit Goethe-Zitaten wie diesem aus dem „Faust I“ hatte Schlimmer das Publikum auf seine Ankündigung eingestimmt. Auf den oberen Rängen wurden derweil Wetten abgeschlossen. Mit Respekt und Verständnis reagierten dann viele auf die Entscheidung des Landauers. Vor allem die Überlegung des jetzt 60-Jährigen, nicht mit 68 immer noch an der Stadtspitze stehen zu wollen, war für sie nachvollziehbar. (boe/sas)

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