Landau In Landau finden Normalverdiener keine Wohnung mehr

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Betroffene hoffen auf die Initiative „Landau baut Zukunft“, damit sie nicht ins Umland abwandern müssen.

Landau ist etwas für Reiche. Der Mittelstand hat keine Chance.“ Jeanette (32) und Emanuel Ebersoldt (36) bringen auf den Punkt, was viele Landauer Familien bewegt: Die mühsame und oft vergebliche Suche nach einem Eigenheim in der Stadt. Heute ist das Schaffen von neuem Bauland Thema im Bauausschuss. Landschaftlich und architektonisch schön, überschaubar, aber lebendig, gut gelegen zwischen Mannheim und Karlsruhe, zieht die Universitätsstadt die Menschen in Scharen an. Längst übersteigt die Wohnraum-Nachfrage das Angebot, was zu überteuerten Mieten und Grundstückspreisen führt. Günstige Kredite tun ihr Übriges. Im Dammheimer Neubaugebiet wurden 2016 private Bauplätze ab einem Mindestgebot von 300 Euro pro Quadratmeter verkauft, plus 4,7 Prozent Maklergebühr. In Queichheim zahlten laut Ortsvorsteher Jürgen Doll (CDU) Bauwillige sogar bis zu 400 Euro pro Quadratmeter. Genau das macht es vielen jungen Landauer Familien schwer, in ihrer Heimatstadt an ein eigenes Zuhause zu kommen. Nicht wenige wandern nach einer langjährigen Suche in den Kreis ab. Auch das Ehepaar Ebersoldt fürchtet nach zwei erfolglosen Jahren der Suche, dass es nicht in Landau bleiben kann. Die Angestellte im öffentlichen Dienst und der Fachberater für Arbeitssicherheit, die seit über sechs Jahren in der Südstadt heimisch sind, hätten gern eines jener älteren Häuschen auf der Wollmesheimer Höhe saniert. Gefunden haben sie keines. „Die Immobilienpreise in der Stadt und in den Stadtdörfern sind völlig überhöht. Das kann sich kein normal verdienendes Ehepaar leisten. An Verdienstausfall wegen Familienplanung gar nicht zu denken. Uns wird daher nichts anderes übrig bleiben, als im ländlichen Raum zu suchen“, bedauert Jeanette Ebersoldt. Laut Immobilienportalen kostet ein renovierungsbedürftiges Einfamilienhaus in Landau um 350.000 Euro. Sanierte oder neuere Immobilien sind weitaus teurer. Nicht nur im Wohnpark am Ebenberg, der den Ruf weg hat, Quartier der reichen Karlsruher zu sein. Wer ein Eigenheim in der Stadt sucht, wird vom angespannten Wohnungsmarkt enttäuscht. Da ist es auch egal, wie stimmig die Zahlen der Bochumer Inwis-Studie zur Bevölkerungsentwicklung sind. Denn Fakt ist: Es gibt schon jetzt nichts mehr für Durchschnittsverdiener. Da kommt die Initiative „Landau baut Zukunft“ gerade recht. Sie ist Hoffnungsträger für viele Familien. Immerhin sieht sie Bauland zu Preisen nahe dem amtlich festgestellten Bodenwert vor und will junge Familien bei der Vergabe bevorzugen. Laut Sandra Diehl, Pressesprecherin der Stadt Landau, gibt es 644 Bauinteressenten. Die eine Hälfte davon seien Landauer Bürger, die anderen Bauwillige aus ganz Deutschland, wie Karlsruhe oder München, vor allem aber aus dem Kreis Südliche Weinstraße. 40 Prozent wollen in die Kernstadt, die restlichen 60 Prozent würden sich auf die acht Stadtdörfer verteilen. Auch Markus Hammer (40), gebürtiger Landauer und seit 15 Jahren mit Frau (40) und zwei Kindern (acht und fünf Jahre) in der Südstadt ansässig, hat neue Zuversicht. „Wir hoffen von Herzen, bleiben zu können. Für uns gibt es keinen schöneren Lebensraum“, betont der Softwareentwickler, der mit seiner Familie eine 80-Quadratmeter-Wohnung bewohnt. Nach Jahren ohne Erfolg bei der Immobiliensuche hätten sie gerade ans Aufgeben gedacht, als sie von den Plänen der Stadt hörten. „Die Initiative verspricht jungen Familien eine realistische Möglichkeit, ein bezahlbares Eigenheim zu erwerben und in ihrem Umfeld bleiben zu können“, freut sich Hammer, der mit der Wollmesheimer Höhe liebäugelt und dafür noch ein paar Jahre in der Wohnung ausharren möchte. Mit einer Übergangslösung gibt sich auch das Lehrerehepaar Isabell (29) und Lukas Schall (28) aus Dammheim weiterhin zufrieden. Wie im August berichtet, suchen die beiden seit über drei Jahren erfolglos nach Bauland im Stadtdorf. Daher sind sie zunächst bei Isabell Schalls Eltern eingezogen. „Wir hoffen, dass durch die Initiative Bauplätze in Dammheim entstehen“, so die gebürtige Landauerin, die erst mal nicht nach Alternativen schauen will. In Queichheim indes werden die ersten Grundstücke nach dem neuen Einheimischenmodell verkauft. 29 Bewerbungen auf vier Bauplätze lautet der Zwischenstand (6. Februar) – auch das ein deutliches Indiz für den Grundstücks- und Wohnraummangel.

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