Landau Heizöl und Diesel nicht aus der Mode

Er wurde über die Siebenbürger Sachsen promoviert, hat im Studium viel über Ölreserven und Ölressourcen gelernt und leitet jetzt
Er wurde über die Siebenbürger Sachsen promoviert, hat im Studium viel über Ölreserven und Ölressourcen gelernt und leitet jetzt die Ölfirma der Familie: Thomas Frühmesser. Sein Vater Fritz ist Kaufmann.

«Landau.»Der Blick im zweiten Obergeschoss der Firmenzentrale schweift über die Aral-Tankstelle zum neuen Porsche-Zentrum an der Autobahn, hinüber zu den Queichheimer Kirchtürmen und weiter bis zur Haardt. „Unverbaubar“, bemerkt Fritz Frühmesser, während sein Sohn auf die Fotos schaut, die auf dem Fensterbrett stehen. Seine Frau und die Kinder, der vierjährige Frank Friedrich und die zweijährige Amelie, lächeln den Vater an. Er ist der Chef. Thomas Frühmesser, 38 Jahre alt, Wirtschaftsgeograf und promovierter Historiker. Er führt den mittelständischen, mittlerweile fast 108 Jahre alten Betrieb in der vierten Generation. 2014 hat ihm Vater Fritz die restlichen Firmenanteile und die Geschäftsführung vermacht. Seine Schwester setzt sich mit anderen Lebewesen auseinander – sie ist Biologin. Die Firmenleitung bleibt Männersache. Dass der 69-jährige Senior täglich in den Betrieb kommt, ist gar keine Frage. „Es gibt genug zu tun“, sagt Thomas Frühmesser, der verrät, dass er sich dann zwischendurch auch mal der Familie widmen kann. Die Sprösslinge kommen gerne ins Büro und toben durch den Raum. Ob später einmal einer von ihnen selbst dort am Schreibtisch sitzen wird? Der Vater will bei der Berufswahl keine Vorgaben machen, die Freiheit hatte er selbst auch. Immerhin durfte der Filius Ende Oktober den Grundstein für das neue Verwaltungsgebäude im Gewerbegebiet D 10 legen. Die 3,5-Millionen-Euro-Investition sei eine Win-Win-Sache, erzählt Frühmesser. Schon lange habe er damit geliebäugelt, im Osten der Stadt eine Tankstelle zu bauen. Im Jahr 2011 dann sei das Bauamt auf ihn zugekommen. „Unser Gebäude am Güterbahnhof war nicht mehr zeitgemäß“, sagt Frühmesser, „es ist ein Gewinn für beide Seiten.“ Mit Aral war er schnell handelseinig, fließt doch schon lange deren schwarzes Gold durch die Firmenschläuche. 1,3 Millionen Liter pro Woche. Die zehn Tankwagen holen den Stoff in der Karlsruher Raffinerie Miro. Das über 8200 Quadratmeter große neue Firmengelände bietet Raum für viele Optionen. Neu sind die je 200.000 Liter fassenden Tanks für Diesel und Heizöl im Boden. Alles umgestellt auf Unterbefüllung. Das heißt, die Fahrer der Tanklaster müssen nicht mehr auf die Wagen klettern, was mitunter gefährlich war, sondern können bequem im Stehen den Schlauch bedienen. „Das ist wesentlich sicherer für Fahrer und Umwelt“, betont Frühmesser. Beliefert werden Firmen, Privatleute und vor allem Landwirte in der Region – von Pirmasens bis nach Baden-Württemberg. Seit rund zwei Jahren bietet Frühmesser auch Erdgas und Strom an. Das habe sich allerdings noch nicht so herumgesprochen, meint der Chef. „Bei uns braucht keiner zu frieren.“ Das könnte ein Werbeslogan des Unternehmens sein. Im Pressegespräch will Frühmesser damit allerdings deutlich machen, dass er zur Not rund um die Uhr liefert. „Wir sind schnell und zuverlässig, das ist unsere Stärke.“ Ein großes Lob wegen der außerplanmäßigen Einsätze hat er für seine Belegschaft. 13 der 23 Mitarbeiter am Verwaltungssitz in Landau sind Fahrer. Insgesamt zählt der Mineralölhändler 50 Mitarbeiter. Plus Geschäftsführer und Seniorchef. Beide beziffern den Umsatz im vergangenen Jahr auf 30 bis 40 Millionen Euro ohne Energiesteuer. Die Firma hat Tankstellen in der Zweibrücker Straße in Landau, in Kandel und Gossersweiler-Stein sowie vier Tankpunkte in Landau, Bellheim, Germersheim und Edenkoben. Natürlich diskutieren die Männer über den Dieselskandal der Autoindustrie. Der Geschäftsführer erinnert sich noch daran, wie der Grüne Jürgen Trittin 2004 den Diesel gehypt habe. „Ich wusste, dass der auch andere Schadstoffe ausstößt, aber das wurde nicht beachtet.“ Er vermisst die Konsequenz in der Politik. Mit Biodiesel sei es doch genauso gewesen, erst sei er gefördert, dann plötzlich alles gestrichen worden. „Diese Politik ist unfair gegenüber dem Verbraucher. Beim Diesel geht es um eine stillschweigende Enteignung.“ Dabei sei der Straßendiesel im Vergleich zu Marine- und auch zu Schiffsdiesel der sauberste, ergänzt Fritz Frühmesser. Er macht sich keine Sorgen um die Zukunft der Firma. E-Mobilität sei kein signifikant wachsender Markt in Landau, ergänzt der 38-Jährige, die Reichweiten seien viel zu unbefriedigend. Er hält überdies Wasserstoff für die interessantere Alternative. „Das Thema ist emissionsfreies Fahren.“ In Karlsruhe sei jüngst eine Wasserstoff-Tankstelle eröffnet worden. Vater und Sohn sind als Autofahrer ohnehin am liebsten spritsparend im Eco-Modus unterwegs. Und Thomas Frühmesser freut sich schon darauf, das Rad aus der Garage zu holen, um damit täglich vom Marienring ins Büro zu fahren.

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