Landau Es blubbert und brodelt

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Es gibt sie noch, die kleinen Winzer, die nahezu alles selbst machen – und das nicht schlecht. Den Rest erledigt die „Frau Mama“, wie sie gerne neckisch genannt wird. Die Rede ist von der Bad Bergzaberner Winzerfamilie Augspurger. Hermann, 50 Jahre jung, ist mitten in der Weinlese – und derzeit jeden Tag im Keller. Es blubbert. Es brodelt. Es riecht nach Hefe. Der gelernte Winzermeister hantiert an den großen Tanks, damit der Most richtig reift. Der Most kann bei der Gärung bis zu 28 Grad Celsius erreichen. Das sollte er aber nicht. Geht es so hoch hinaus, muss gekühlt werden. Kollegen mit richtig großen Mengen haben sich mittlerweile Kühlanlagen zugelegt. Hermann Augspurger weiß sich anders zu helfen: Ein handelsüblicher Rasensprenklerschlauch wird mal kurzerhand um die großen Tanks im Keller gewickelt und der Wasserhahn aufgedreht – es funktioniert, sagt er ganz pragmatisch. Es ist ein kleines Weingut. Gerade mal 7,5 Hektar bewirtschaftet Hermann Augspurger. Doch er baut immerhin 16 Sorten an, neun weiße und sieben rote. Führend sind beim Roten der Burgunder und beim Weißen der Riesling. Der Schwerpunkt liegt auf den trockenen Weinen, wie der ledige Winzer erzählt. Den klimatischen Wandel spürt er bei seinem Lesegut seit rund 20 Jahren: „Die Säure in den Trauben ist zurückgegangen, die Beeren legen mehr Zucker ein.“ Da muss er im Keller klarkommen und entsprechend reagieren. Jeden Abend muss er nach der eingebrachten Lese in den Keller, um die Gärung zu kontrollieren. Wenn die Lese diese Woche zu Ende geht, geht das „Kümmern“ noch gut vier Wochen weiter. Aus seinen Weinbergen holt er im Herbst im Schnitt rund 70.000 Liter Wein heraus. Dieses Jahr war es ein gut Stück weniger. Das Frühjahr war nass und kalt: „Die Menge fehlt“, so Augspurger, dem aber nicht bange ist um seine Existenz. Die bescheidene Familie hat noch zwei andere Standbeine, mit denen sie ihr Auskommen hat: Augspurger ist nicht nur Winzer-, sondern auch Müllermeister. So steht es auch in großen Lettern auf der angegrauten Hausfassade: „Stadtmühle Otto Augspurger“. Das war der Urgroßvater. Und dann ist da noch der Hofladen. Kein Retro, sondern 60er-Jahre original. Ein Muss für jeden. Touristen wie Einheimische, wissen was sie an diesem besonderen Flecken haben, insbesondere an Hermann Augspurgers Mutter haben, die in ihrem Hofladen auch Eier von den eigenen Freilandhühner verkauft. Traditionell beendet Augspurger seine Lese mit einer „nostalgischen Weinernte“ – einige Freunde und Bekannte kommen und helfen die ganz steilen Wingerte zu ernten, mit essen und trinken im Freien und einer Menge Spaß ... Neue Serie „Im keller“ Liebe Leserinnen und Leser: Wenn Sie einen besonderen Keller – beispielsweise einen Gewölbe- oder verrückt eingerichteten Hobby-Keller kennen, melden Sie sich doch bitte einfach bei uns in der Redaktion Landau unter der folgenden E-Mail-Adresse: marktsuew@rheinpfalz.de . |rww

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