Landau Den Holocaust nicht vergessen

Schüler des Eduard-Spranger-Gymnasiums lesen aus dem Buch „Sternkinder“ von Clara Asscher-Pinkhof (von links): Paul Rudolph, Lia
Schüler des Eduard-Spranger-Gymnasiums lesen aus dem Buch »Sternkinder« von Clara Asscher-Pinkhof (von links): Paul Rudolph, Lia Cécile Gatting, Helena Wetzel und Lavinia Silzle.

Der Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die 60. Armee der 1. Ukrainischen Front ist seit 1996 der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Wie kann die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden? Wie kann dieses Erinnern im Heute verstanden werden? Fragen, auf die die Stadt Landau, der Verein für Volksbildung und Jugendpflege, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) jedes Jahr eine neue Antwort suchen. In diesem Jahr gestalteten Lavinia Silzle, Lia Cécile Gatting, Helena Wetzel und Paul Rudolph, Schülerinnen und Schüler des Eduard-Spranger-Gymnasiums, in der Einsegnungshalle auf dem Landauer Hauptfriedhof eine szenische Lesung aus dem Buch „Sternkinder“ von Clara Asscher-Pinkhof. Deren „Sternkinder“ leben zu Beginn des Buches und der Lesung in der Sternenstadt Amsterdam. Der gelbe Davidstern markiert sie und grenzt sie vom Alltagsleben der anderen aus. Reisen, Einkaufen, Radfahren ist ihnen nicht mehr erlaubt. Dennoch spielen sie anfangs noch mit anderen Kindern auf der Straße. Bei einer Razzia werden schreiende, weinende Menschen von „Männern in Grün“ aus ihrem Sternenhaus getrieben und in das Durchgangslager Kamp Westerborg, die Autorin nennt es „Sternenwüste“ deportiert. Eindrucksvoll und mit klaren Stimmen ließen Helena Wetzel und Lavinia Silzle das Gespräch zwischen einer Sternenmutter, die gerade ein Sternenkind geboren hat, und ihrer ehemaligen Klassenkameradin, die ihr anbietet, ihr Neugeborenes aufzunehmen und zu versorgen, um es vor der Vernichtung zu bewahren, aufleben und das Grauen im Alltag spürbar werden. Dieses Grauen steigert sich von der Sternenwüste zur Sternenhölle im Vernichtungslager. Auschwitz-Birkenau war das größte. „In Auschwitz wurde das Töten von Menschen industrialisiert“, erklärte Bürgermeister Maximilian Ingenthron. „Die Entmenschlichung der Menschen war Programm.“ Landau nenne diese Menschen mit der Initiative Stolperstein wieder beim Namen und gebe ihnen ihre menschliche Würde zurück. 293 Stolpersteine gibt es, knapp 600 sollen es einmal sein. „Sternenkinder lernen keine Geschichte, sie leben sie“, betonte Wolfgang Pauly, GCJZ-Vorsitzender, „helfen wir mit, dass diese Geschichte lebendig bleibt.“ Die szenische Lesung endet mit Chanukka, dem Lichterfest, dass die Juden im Vernichtungslager nicht feiern dürfen. Aber weil an diesem Tag im Lager der Strom ausfällt, spenden Kerzen für einen Augenblick Licht und Trost. Nach der Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus rezitierten Elisabeth Morawietz und Hans-Martin Rieger vom Verein für Volksbildung und Jugendpflege Paul Celans Gedicht „Todesfuge“, in dem der Tod als ein „Meister aus Deutschland“ beschrieben wird, der den Menschen „ein Grab in den Wolken“ bereitet.

x