Landau Antisemitische Flugblätter bei Friedensgebet

In der Stiftskirche in Landau wurde am Freitag für den Frieden in Nahost gebetet.
In der Stiftskirche in Landau wurde am Freitag für den Frieden in Nahost gebetet.

Am Freitagabend versammelten sich in der Stiftskirche in Landau zahlreiche Menschen zu einem interreligiösen Friedensgebet. Getrübt wurde der Abend durch Flugblätter, die vor der Kirche verteilt wurden.

„Ein Zeichen setzen für die uneingeschränkte Solidarität mit jüdischen Mitbürgern“, lautete das Motto eines interreligiösen Friedensgebets, zu dem am Freitagabend in die Landauer Stiftskirche eingeladen wurde. Ein Zeichen der Israelfeindlichkeit setzten zwei Personen, die vor Beginn der Veranstaltung Flugblätter an die Gäste verteilten. „Dass hier antisemitische Flugblätter mit Propaganda verteilt werden und sich hier Zustände wie in den 1930er-Jahren einstellen, kann so nicht sein. Das wird es hier in Landau nicht geben“, verurteilte Oberbürgermeister Dominik Geißler (CDU) die Aktion in seiner Ansprache. Landau werde sich nicht vor Terrordrohungen „wegducken“, sondern an der Seite von Jüdinnen und Juden stehen. Er erinnerte daran, dass die Staatsmacht und Gesellschaft alles tun müsse, „um die Freiheit aller unterdrückten Minderheiten zu sichern“.

Vor Ort war auch Tanja Sattler, Vorsitzende des Vereins Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz. Ein Mann hätte die Flyer an die Gäste verteilt, nachdem er zuvor eine Friedensfahne aufgestellt hätte. „Das Flugblatt stammt von der jüdischen Stimme für den Frieden. Das ist eine bekannte antisemitische Organisation, die wahrscheinlich auch nicht von jüdischen Menschen ist, aber sich eben so nennen“, vermutet sie. Laut Sattler sei die Organisation bereits in Berlin bei antisemitischen Ausschreitungen aufgefallen und eng verbunden mit dem mittlerweile verbotenen „Samidoun“-Netzwerk. „Dieser israelbezogene Antisemitismus ist oft sehr codiert. Da ist dann von Israel als Kriegstreiber und Besatzungsmacht die Rede“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Im Flugblatt heißt es, dass Palästinenser in Deutschland „systematisch entmenschlicht“ würden. Von Israel wird als „Apartheidstaat, der eine rassistische Politik gegen das palästinensische Volk ausübt“ gesprochen.

Israel als „Apartheidstaat“

„Das ist einfach falsch“, kommentiert David Rosenberg, der als Vertreter von „Hinenu“, einem jüdischen Studierendenverband für Rheinland-Pfalz und das Saarland das Friedensgebet mitgestaltete. „Wenn man Israel als Apartheidstaat mit Südafrika vergleicht, geht das nicht. Die israelischen Araber haben einen hohen Lebensstandard und machen 20 Prozent der Bevölkerung aus. Die haben keine Angst davor, dass der israelische Staat sie dort umbringt. Das ist alles Quatsch, was da steht“, so Rosenberg. Er habe den Mann vor Ort direkt aufgefordert, das Verteilen der Flugblätter zu unterlassen und ihn zum Friedensgebet eingeladen. Woraufhin er sich in der Stiftskirche gesetzt habe. Die Organisation „Jüdische Stimme“, die auf dem Flugblatt als Urheber genannt wird, kenne er nicht. „Wir haben derzeit das große Problem, dass es einige Reichsbürgerbewegungen gibt, die sich als jüdische Gemeinden ausgeben“, gibt er zu bedenken. Um herauszufinden, wer hinter der Aktion steht, werde er das Flugblatt an die Recherchestelle Antisemitismus weitergeben.

Außer Rosenberg als Mitinitiator von „Henenu“ gestalteten die Stadt Landau, die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Landau, der Beirat für Migration und

Integration der Stadt Landau, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit sowie die türkisch-muslimische Gemeinde Landau das interreligiöse Friedensgebet mit. Um das Zusammenleben verschiedener Religionen in Landau noch sichtbarer zu machen, kündigte Geißler für das Stadtjubiläum im kommenden Jahr eine eigene Veranstaltung zum Thema an.

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