Landau Ärger über irritierende Verkehrsführung

Innenstadtnahe Parkplätze sind begehrt – und immer vorhanden, wie die Stadt gezeigt hat.
Innenstadtnahe Parkplätze sind begehrt – und immer vorhanden, wie die Stadt gezeigt hat.

Keine Parkplätze und zu viele Einbahnstraßen – diese Sichtweise über die Landauer Innenstadt hält sich hartnäckig. Nicht nur in den sozialen Netzwerken, wie Aussagen von Einzelhändlern zeigen. Dabei hatte die Stadt das ja eigentlich widerlegt.

Mal eben schnell in die Landauer Innenstadt fahren, um ein paar Besorgungen zu machen? Gar nicht so einfach, wenn man dem glaubt, was in den sozialen Netzwerken so geschrieben wird. Freie Parkplätze gebe es quasi nicht, heißt es. Das Verkehrskonzept mit den vielen Einbahnstraßen, die überall aus dem Boden sprießen, mache Durchfahrten unnötig kompliziert. Dass sich diese und andere Beschwerden nicht auf die digitale Welt beschränken, wird in der Innenstadt deutlich. Viele Geschäftsleute und Verkäufer berichten davon, dass Kunden sie darauf ansprächen.

Sesu Fischer hat ihren Second-Hand-Laden Lille Plads vor fünf Monaten eröffnet, da waren die Veränderungen schon in vollem Gange. Ein „Vorher“ kennt sie also nicht. Doch auch sie merkt, dass die Situation viele beschäftigt. „Gerade dann, wenn wegen einer Veranstaltung auf dem alten Messplatz noch zusätzlich Parkplätze wegfallen, ist es Thema.“ In der Adventszeit waren das beispielsweise die Eisbahn oder auch der Wochenmarkt, der wegen des Nikolausmarkts auf den Rathausplatz umziehen musste. Durch die Eisbahn konnten nach Angaben der Stadt zwischen November und Januar etwa 90 von insgesamt 660 Parkplätzen nicht genutzt werden, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. Aber auch Baustellen, die sich auf Stellplätze ausweiten und damit die Situation verschärfen, fielen negativ auf, so Fischer weiter.

Kein Hupkonzert mehr

Dieses Bild bestätigt sich, wenn man andere Gewerbetreibende fragt: Es sei von Tag zu Tag sehr unterschiedlich, erzählt eine Verkäuferin des Buchladens Trotzkopf. Einige wollten sich vermutlich einfach beschweren, doch vor allem in der Vorweihnachtszeit habe der Ärger zugenommen. Viele der Kunden seien in dieser Zeit von außerhalb gekommen und hätten sich deshalb nicht so gut ausgekannt.

Die Einbahnstraßen sind Teil des neuen Verkehrskonzeptes, das bereits seit einigen Jahren vorangetrieben wird. Dabei sollen „Vorrangnetze“ durchgängige Routen für verschiedene Verkehrsmittel schaffen. Teil davon ist aber auch, andere Routen unattraktiv zu machen. Vor allem, wenn sie durch Wohnviertel führen. Hier soll der Durchgangsverkehr zum Beispiel durch gegenläufige Einbahnstraßen verdrängt werden, so der Plan. Dass das auch zu Kritik führt, bestätigt die Stadt. Wie Pressesprecherin Sandra Diehl berichtet, gehen auch bei ihnen häufig Reaktionen ein – vor allem direkt nach Einführung einer neuen Einbahnregelung. Doch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase lege sich das meistens wieder.

Eigentlich gibt es immer freie Plätze

Informationen gehen auch aus der Unfallstatistik der Polizei hervor. So gab es im vergangenen Jahr im Bereich der Weißquartier- und der Reduitstraße, wo eine Einbahnstraße neu eingeführt wurde, zwar 38 Verkehrsunfälle. 37 davon hätten aber mit ein- oder ausparkenden Autofahrern zu tun gehabt. Nur ein Mal kam es in der Reduitstraße zu einem Verkehrsunfall im Begegnungsverkehr, da ein 27-jähriger Autofahrer die Einbahnstraße in falscher Richtung befuhr und dabei mit einem 52-jährigen Autofahrer zusammenstieß, wie die Polizei berichtet.

Was die Parkplätze angeht, ist die Situation verfahrener. Bei diesem Thema halten sich die negativen Stimmen stärker. Dabei hatte die Stadt im vergangenen Jahr die Initiative ergriffen, auf verschiedenen Wegen auf die Parkplatz-Situation hinzuweisen und Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Die Verwaltung hatte ermittelt, wie hoch die Auslastung der Parkplätze im Innenstadtbereich ist – für Erstaunen sorgte die Erkenntnis, es gebe zu jeder Zeit freie Plätze, selbst am Wochenende. Manchmal müsse man zwar etwas suchen. Doch etwa 400 Stück seien im Durchschnitt jederzeit frei – und das in fußläufiger Entfernung zum Rathausplatz.

Flyer sollte Weg zeigen

Außerdem gründeten Verkehrsdezernent Lukas Hartmann und Wirtschaftsförderer Martin Messemer einen Runden Tisch mit den Geschäftsleuten der Innenstadt. Ein Ergebnis der Bemühungen: ein Flyer, der die besten Parkplätze zeigt, auf denen man immer etwas findet. Auch im Landauer Buchladen Bücherknecht in den Uferschen Höfen liegt ein solcher Flyer aus. Thema seien die Parkplätze bei ihm aber nicht, sagt Inhaber Markus Knecht. Jedenfalls werde nichts an ihn herangetragen. Allerdings gehe es in seinem Geschäft auch nicht darum, nur kurz reinzuschauen und wieder zu gehen. „Viele Parkplätze sind nur fünf oder sechs Minuten entfernt. Das ist klagen auf hohem Niveau.“

Geklagt wird dennoch, wie sich zeigt. „Wo haben Sie geparkt?“, fragt Knecht zwei Kundinnen, die gerade dabei sind zu gehen. „Furchtbar!“, sagt eine der beiden und es klingt wie die Einleitung zu einer langen Antwort. Es gebe kaum Parkplätze, außerdem seien sie teuer. Tatsächlich wurden die Parkgebühren zum 1. März letzten Jahres erhöht – erstmals seit 2012. Tagestickets im Innenstadtbereich kosten seitdem je nach Standort drei bis vier Euro. Das habe dazu gedient, „das Missverhältnis zwischen Kurzzeitparkscheinen und Tagestickets zu verbessern, also die Anzahl der Minuten zu erhöhen, nach denen sich ein Tagesticket rechnet“, wie die Stadt auf Anfrage der RHEINPFALZ mitteilt. Derzeit und noch bis voraussichtlich Herbst fällt außerdem das VR-Bank-Parkhaus an der Badstraße mit seinen 270 Stellplätzen weg. Dafür ist die Stadt zwar nicht zuständig, doch es trägt zur negativen Grundstimmung bei.

„Mehr geschaffen als abgeschafft“

Doch woher kommt dieses Gefühl, dass es in Landau immer weniger Parkplätze gibt? Fragt man Bürgermeister Lukas Hartmann, dann betont er immer wieder, dass er wesentlich mehr Stellplätze geschaffen als abgeschafft habe. Allein der Abriss der Süwega-Halle auf dem alten Messplatz habe Platz für massig Stellplätze geschaffen. 100 Stück seien dort entstanden, teilt die Stadt mit.

Dass viele dennoch finden, Parkplätze seien in Landau in ihrer Existenz bedroht, liegt für Hartmann daran, dass sie an einer Stelle zwar dazukommen, an anderer jedoch wegfallen. In der Königstraße beispielsweise seien Parkplätze gestrichen worden – für Bäume, aber auch für Gastro-Außenbereiche. Autofahrer merkten direkt, dass sie dort weniger Chancen haben, ihr Fahrzeug abzustellen. Auf dem alten Messplatz hingegen habe man immer einen Parkplatz gefunden. Dass es dort nun mehr gibt seit dem besagten Abriss der Süwega-Halle, spiele da keine Rolle, mutmaßt Lukas Hartmann, denn es habe sich ja gefühlt nichts verbessert. Man finde ja noch immer stets einen freien Platz.

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