Lokalsport Südpfalz Mitten im Internet statt ganz dabei

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WÖRTH (jopa/thc). Anstatt aktiv dabei zu sein, verfolgte Marlene Zapf, 59-fache Nationalspielerin, die Handball-Weltmeisterschaft in Dänemark in ihrem Elternhaus in Wörth im Internet. Gerade war sie nachnominiert worden und zur Vorbereitung in Damp, da spürte sie im Training in der rechten Wade einen Schmerz (wir berichteten).

„Ich dachte, jemand steht hinter mir und ist mir da reingetreten“, beschreibt die 25-Jährige diese Situation. Die angehende Lehrerin kam direkt ins Krankenhaus, wo bei der Ultraschall-Untersuchung ein Muskelbündelriss festgestellt wurde. So ging es am nächsten Tag nicht mit der Mannschaft im Bus nach Kolding zum Spielort, sondern mit dem Auto des Mentaltrainers zum Flughafen nach Billund. Vater Günter holte sie in Frankfurt ab und brachte sie umgehend ins Reha-Zentrum von Johannes Eisinger in Herxheim. Seitdem bekommt sie von Montag bis Freitag Lymphdrainage und muss das mit einem Kompressionsstrumpf stillgelegte Bein hochlegen. Bewegen darf sie sich im Normalfall nur mit Krücken. Vorteil eines Antigravitationslaufbands: Das Körpergewicht kann bis fast zur Schwerelosigkeit reduziert werden. „Im Reha-Zentrum kümmern sie sich gut um mich. Jetzt geht schon mehr und ich darf langsam belasten“, sieht Marlene erste Fortschritte. Termine hat sie noch bis zum 24. Dezember. Dann gibt es wohl weitere. „Natürlich habe ich es bedauert, nicht selbst dabei sein zu können. Trotzdem habe ich mir alle Spiele angesehen, Daumen gedrückt und mitgefiebert. Nach schlechtem Start gegen Frankreich hat das Team besser gespielt. Das Auf und Ab ist doch typisch für eine so junge Mannschaft“, sagt sie. Mit ihren bald 26 Jahren (am 6. Januar) ist sie eine erfahrene Spielerin. Sie bedauert auch das Ausscheiden gegen Norwegen im Achtelfinale und damit das Versäumen der Qualifikationsrunde für die Olympiade: „Davon träumt doch jeder Sportler. Aber Norwegen war noch eine Nummer zu groß für uns.“ Jetzt will sie erst einmal wieder fit werden, bevor sie weitere Pläne schmiedet. Ende Januar ist der nächste Lehrgang für die Nationalmannschaft und im März folgen die Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft 2016. „Ob ich dann dabei bin, entscheidet der Bundestrainer“, sagt Zapf. „Selbstverständlich würde ich mich freuen.“ Die Nationalmannschafts-Termine sind mit ihrer Schule, der Gemeinschaftsschule Weil am Schönbuch, und ihrem Seminar abgestimmt: „Ich habe verständnisvolle Kollegen an meiner Schule, die mich unterstützen. Ich spreche mich mit ihnen ab, wenn ich fehle und bereite alles für den zu haltenden Unterricht in Deutsch, Mathematik und Sport vor.“ Eine Prognose, wann sie wieder spielen kann, will und kann sie nicht abgeben. Sie weiß nur, dass sie bei ihrem Verein TuS Metzingen die im Januar anstehenden Spitzenspiele der Bundesliga, im DHB-Pokal und im Europapokal versäumen wird. Noch im Dezember sollen die ersten Gespräche mit dem Verein über eine mögliche Vertragsverlängerung beginnen. „Auf jeden Fall möchte ich Beruf und Sport – so lange es geht – weiterhin miteinander vereinbaren können. Deshalb möchte ich in der Schule zunächst auch nicht unbedingt ein volles Deputat übernehmen“, sagt sie. Zur Person Marlene Zapf begann 1995 beim TV Wörth. 2005 wechselte sie zur TSG Ketsch, wo sie ab der Saison 2006/07 zum Kader der Bundesligamannschaft gehörte. 2007 war sie mit Ketsch Deutsche A-Jugend-Meisterin, 2008 U20-Weltmeisterin. 2009 wechselte sie zu Bayer 04 Leverkusen, ihre Mannschaft gewann 2010 den DHB-Pokal. Zur Saison 2014/15 ging sie aus beruflichen Gründen zum TuS Metzingen, wo der aus Hagenbach stammende Alexander Job Trainer war. Ihr Debüt in der Nationalmannschaft gab Zapf im November 2010. Bei der WM 2013 erzielte sie in sieben Spielen 17 Tore.

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